Natürlich trägt der Film auf diese Weise mitunter parodistische Züge; trotzdem bleibt er in erster Linie ein Krimi. Aber es ist schon urkomisch, wenn einige Männer bei einer Gegenüberstellung exakt in den Kostümen der US-Disco-Band Village People auftreten. Für die Krönung sorgt wieder mal Polizist Overbeck (Roland Jankowsky), der sich anlässlich eines Maskenballs verkleidet hat und nun den ganzen Film hindurch als amerikanischer Cop ermittelt, weil ihm sein Hausschlüssel abhanden gekommen ist; und zwar mitsamt des Autos, in dem sich der Schlüsselbund befand. Der Wagen wiederum gehört einem Hauptkommissar vom LKA Düsseldorf, der verdeckt in Münster ermittelt.
Tilmann P. Gangloff setzt sich seit 40 Jahren als freiberuflicher Medienkritiker unter anderem für "epd medien" mit dem Fernsehen auseinander. Gangloff (geb. 1959) ist Diplom-Journalist, Rheinländer, Vater von drei erwachsenen Kindern und lebt am Bodensee. Er war über 30 Jahre lang Mitglied der Jury für den Grimme-Preis, ist ständiges Mitglied der Jury Kindermedien beim Robert-Geisendörfer-Preis, dem Medienpreis der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), und 2023 mit dem Bert-Donnepp-Preis für Medienpublizistik ausgezeichnet worden.
Es ist schon imponierend, wie wunderbar in Ziedrichs Drehbuch ein Rädchen ins andere greift. Dass der Film auch in der Umsetzung ausgesprochen sorgfältig gestaltet ist, belegt nicht zuletzt das außerordentlich stimmige Klanggebilde, mit dem Komponist Dirk Leupolz die Aktionen untermalt. Ansonsten bedient "Die Entführung" alle Erwartungen der "Wilsberg"-Gemeinde: Der detektivische Antiquar und sein treuer Finanzfreund Ekki Talkötter (Oliver Korittke) pflegen ihre Hassliebe, Kommissarin Springer (Rita Russek) verzweifelt mal an Wilsberg, mal an Overbeck, es gibt ein herrlich absurdes Thekengespräch, und Bielefeld wird natürlich auch erwähnt. Den akustischen Schlusspunkt setzen selbstredend die Village People.


