Was ist eigentlich ein Kloster?

Ausstellung in den Räumen des evangelischen Frauenklosters Stift zum Heiligengrabe in Brandenburg.
Foto: epd-bild/Rolf Zöllner
Klöster sind auch Orte für Kultur: Ausstellung in den Räumen des evangelischen Frauenklosters Stift zum Heiligengrabe in Brandenburg.
Was ist eigentlich ein Kloster?
In einem Kloster leben Mönche und Nonnen, so viel dürfte allen klar sein. Doch was tun sie dort? Und seit wann gibt es überhaupt Klöster? Ein historischer Überblick mit den wichtisten Begriffen.

Der Begriff "Kloster" kommt vom lateinischen Wort "claustrum" (verschlossen) und bezeichnet den von der Außenwelt abgeschlossenen Bereich der Mönche oder Nonnen. Sie leben im Kloster in einer religiösen Lebensgemeinschaft zusammen. Zum klösterlichen Leben gehören die lebenslange Bindung an den Orden, Einkehr und Gebet, körperliche Arbeit, Gastfreundschaft und das Studium. Ordensgemeinschaften, die hinter Klostermauern leben, sind zum Beispiel Benediktiner, Zisterzienser, Trappisten, Kartäuser sowie Karmelitinnen und Klarissen.

Sehr frühe christliche Klöster entstanden im 3.- 4. Jahrhundert in der ägyptischen Wüste und in italienischen Städten wie Rom oder Mailand. In der Ostkirche gab es etwa zur selben Zeit die ersten Höhlenklöster und städtische Pilgerklöster.

Kultur, Bildung und Seelsorge

Den Prototyp eins abendländischen Klosters gründete der Einsiedler Benedikt von Nursia im Jahr 529 in Montecassino bei Neapel. Er stellte für das Zusammenleben im Kloster eine Regel auf, die Regula Benedicti, die die Entwicklung der Klöster entscheidend prägte. Die wichtigsten Grundsätze sind Besitzlosigkeit, Schweigen, Demut, Keuschheit und Gehorsam. Mönche und Nonnen leben zölibatär, ernähren sich einfach und folgen festen Zeiten für Gebet, Schriftlesung, Arbeit und Schlaf. Der benediktinische Grundsatz "ora et labora" ("arbeite und bete") stammt nicht vom Ordensgründer selbst, sondern kam erst im Spätmittelalter auf.

Eine bestimmte funktionale Bauweise abendländischer Klöster entwickelte sich im frühen 9. Jahrhundert. Im schweizerischen St. Gallen ist der idealtypische Plan eines Benediktinerklosters aufbewahrt, der um 820 entstand. Demnach besteht der Klosterbau aus vier Bereichen: 1. das Zentrum mit Kirche, Kreuzgang, Schlafsaal, Speisesaal, Vorratsraum und Keller, 2. der Bereich des Abtes mit Scriptorium, Bibliothek, Schule und Gästezugang, 3. der Bereich für Novizen und Kranke mit kleinen Kapellen und Dienstbetrieben, 4. der Wirtschaftshof und die Pilgerherberge.

Im Mittelalter waren die Klöster Zentren der Kultur und der Bildung. Zu ihren Aufgaben gehörte es, Texte zu sammeln und zu kopieren, um die Überlieferung zu bewahren. Weil die Klostergemeinschaften in Abgeschiedenheit von der Welt leben wollten, strebten sie nach wirtschaftlicher Autonomie und errichteten eigene Gärten, Werkstätten, Brauereien, Mühlen, Bäckereien und vereinzelt sogar Hochöfen zur Eisengewinnung. Einfluss nach außen hatten Klöster dennoch durch Schulen und Verlagstätigkeit, andere bauten ihre Funktion als Krankenhaus oder Pilgerherberge aus.

Ganz anders die Bettelorden, die sich ab dem 13. Jahrhundert in den Städten bildeten: Sie leben von Almosen, lehnen jeglichen Besitz ab, verzichten deshalb auf Wirtschaftsgebäude, haben aber oft große Gärten. Ihre Aufgaben sehen die Bettelmönche in der Predigt und der Seelsorge, sie leben weniger zurückgezogen, sondern mehr unter den Menschen. Bettelorden sind zum Beispiel Franziskaner, Dominikaner und Karmeliten.

Evangelische Kommunitäten ohne Mauern

Die meisten abendländischen Klöster sind katholisch. Protestantische Reformer standen dem Klosterleben kritisch gegenüber, der frühere Mönch Martin Luther (1483-1546) fand sie nach seiner Neuentdeckung der Rechtfertigungslehre schlicht überflüssig. In den evangelischen Landstrichen wurden Klöster aufgelöst oder im Dreißigjährigen Krieg zerstört. Damenstifte wurden zu Versorgungshäusern für unverheiratete Frauen. Erst ab dem Pietismus (17./18. Jahrhundert)  bildeten sich verstärkt  neue evangelische Kommunitäten, ein berühmtes Beispiel ist die Evangelische Brüder-Unität – Herrnhuter Brüdergemeine. Im 19. Jahrhundert entstanden Gemeinschaften mit diakonischem Schwerpunkt. Im 20. Jahrhundert gründeten sich – oft in Opposition zur Kirche oder Gesellschaft – Bruderschaften, christliche Kommunen, Familiengemeinschaften und Kommunitäten, die in geistlicher Gemeinschaft, aber nicht unbedingt hinter Klostermauern zusammenleben.  

Von ihrer Funktion her sind klassische Klöster heute oft auf Spiritualität, Bildungsarbeit, Beherbergung und Seelsorge ausgerichtet. Viele bieten Seminare, Kulturveranstaltungen oder Erholungsaufenthalte für Gäste an.