TV-Tipp: "Grzimek" (WDR Fernsehen)

TV-Tipp: "Grzimek" (WDR Fernsehen)
25.6., WDR Fernsehen, 20.15 Uhr: "Grzimek"
"Ein Platz für Tiere" hat einen festen Platz im kollektiven Fernsehgedächtnis der Bundesrepublik Deutschland. Ab 1956 präsentierte Bernhard Grzimek, Veterinär, Tierforscher und Direktor des Frankfurter Zoos, in der vom Hessischen Rundfunk produzierten ARD-Reihe 25 Jahre lang große und kleine Tiere aus aller Welt.

Er gilt als Pionier und Wegbereiter der westdeutschen Umweltbewegung. Mit diesem Film hat ihm die ARD im letzten Jahr ein knapp 180 Minuten langes filmisches Denkmal gesetzt, das jedoch ein zwiespältiges Bild des Visionärs zeichnet (Buch: Marco Rossi). Grzimeks Verdienste sind unbestritten, aber den Preis dafür musste seine Familie zahlen: Für die Sorgen und Nöte der Mitmenschen in seiner nächsten Nähe hatte der weltweit geachtete Tierfilmer offenbar weder Verständnis noch Zeit. Diese Zweischneidigkeit macht den großen dramaturgischen Reiz einer Biografie aus, in der Triumph und Tragik so nah beieinander lagen: Während der Dreharbeiten zu dem mit einem "Oscar" ausgezeichneten Dokumentarfilm "Serengeti darf nicht sterben" starb Grzimeks Sohn und Kameramann Michael bei einem Flugzeugabsturz, seine Ehe scheiterte schließlich an der Vielzahl seiner Affären; später nahm sich auch noch sein Adoptivsohn das Leben.

Als Filmstoff ist das natürlich spektakulär, aber Roland Suso Richters schlicht "Grzimek" tituliertes Werk ist weit davon entfernt, in die Kolportage abzurutschen; die Seriosität dieser epischen Fernseherzählung steht nie in Frage. Dafür sorgt schon allein Ulrich Tukur, dessen grandiose Verkörperung prompt die Erinnerungsbilder an den echten Grzimek überlagert. Er spielt den Tierschützer als einen Mann, der seiner Mission alles andere unterordnet. Entsprechend wichtig war es, Tukur Schauspieler an die Seite zu stellen, die seiner enormen Präsenz gewachsen sind. Auch das ist vorzüglich gelungen, allen voran mit Barbara Auer als unter der zunehmenden Verbitterung immer stärker verblühenden Gattin und Katharina Schüttler als Witwe des Sohnes, die später Grzimeks zweite Frau wird. Einen bleibenden Eindruck hinterlässt auch der praktisch unbekannte Jan Krauter, dem es als Sohn eines überlebensgroßen Vaters bemerkenswert gut gelingt, sich an der Seite des großen Tukur zu behaupten. Gleiches gilt für Amanda de Glória, selbst wenn sie als Grzimeks uneheliche Tochter Monika nur wenige Szenen hat.

Nicht minder respektabel sind die Leistungen der verschiedenen Gewerke. Michael Köning stand vor der Herausforderung, mit seiner Ausstattung vierzig Jahre Zeitgeschichte widerzuspiegeln; die Filmerzählung beginnt unmittelbar nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs, als Grzimek den Frankfurter Zoo rettet, und endet kurz vor seinem Tod im Jahr 1987. Herausragend wie stets bei Richter ist auch die Bildgestaltung (Stefan Unterberger). Besonders reizvoll sind dabei die fließenden Übergänge zwischen den prachtvollen Filmbildern aus Afrika und den Ausschnitten aus Grzimeks Produktionen. Bei aller Bewunderung für das Handwerk sind es letztlich aber dennoch die Handlung und die Skizzierung der Figuren, die dafür sorgen, dass "Grzimek" keine Minute zu lang ist. Für die Authentizität der Geschichte birgt Christian Grzimek. Die Familie, erzählt er, habe mehrere Drehbücher über das Leben seines Großvaters "aufgrund mangelnder Qualität" abgelehnt. Von Rossis Buch aber sei seine "überaus kritische Mutter" begeistert gewesen.