Kapelle im Berliner Olympiastadion besteht seit zehn Jahren

Kapelle im Berliner Olympiastadion besteht seit zehn Jahren
Vor dem letzten Heimspiel von Hertha BSC in dieser Saison ist am Samstag das zehnjährige Bestehen der Kapelle im Berliner Olympiastadion gefeiert worden.

In einem ökumenischen Gottesdienst erinnerten Erzbischof Heiner Koch und der evangelische Bischof Markus Dröge an die wechselvolle Geschichte des Stadions, die Wechselfälle des Sports und daran, wie der Glaube im Umgang mit Siegen und Niederlagen helfen könne. Der 150 Quadratmeter große Andachtsraum war vor der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland eingeweiht worden.

Die Kapelle befindet sich im Herzen der Haupttribüne, nur einige Meter vom Spielfeld entfernt. Bibelverse in 18 verschiedenen Sprachen schmücken die mit Blattgold belegten Wände. Bischof Dröge von der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz mahnte in seiner Predigt zu Bescheidenheit. Ihn beeindruckten Menschen, die nicht abheben, auch wenn sie großen Erfolg haben. Gewinnen sei schließlich nicht alles. Es gehe auch um die Seele des Spiels und vor allem um die Seele der Menschen.

Bischof Dröge schlug auch einen Bogen zur Befreiung Deutschlands vom Nationalsozialismus am 8. Mai 1945. Die Erinnerung daran sei auch mit dem Berliner Olympiastadion fest verbunden. Es sei ursprünglich gebaut worden als ein Symbol deutschen Siegeswillens mit Anspruch auf Weltherrschaft. "Auch 71 Jahre nach dem Kriegsende ist es unsere Aufgabe, daran zu erinnern, damit so etwas nie wieder geschieht", mahnte der evangelische Bischof.

Sein katholischer Amtsbruder Koch hob hervor, dass Fußball eben nicht nur ein beliebiges Spiel sei. Für viele Menschen sei es lebens- und werteprägend. Das mache die hohe Verantwortung dieses Sports für die Menschen und die Gesellschaft aus. Gegen Wahnsinn und Fanatismus im Fußball stehe diese seit zehn Jahren bestehende Kapelle mit ihrer Aufforderung zu Dankbarkeit Gott und den Menschen gegenüber.

Die Kapelle im Berliner Olympiastadion wird von einem evangelischen Pfarrer und einem katholischen Geistlichen betreut. Nach Angaben der beiden Kirchen hatte sie in den vergangenen zehn Jahren rund 13.000 Gottesdienstbesucher. Zudem besichtigten sie mehr als 600.000 Besucher bei Führungen. Regelmäßig vor den Heimspielen von Hertha BSC finden in der Kapelle Andachten statt. Fans des Berliner Bundesligisten haben dort auch schon geheiratet oder ihre Kinder taufen lassen. Während der Fußball-WM 2006 sollen auch Spieler der deutschen Nationalmannschaft vor dem Spiel gegen Argentinien in der Kapelle gebetet haben. Deutschland gewann schließlich im Elfmeterschießen und zog ins Halbfinale ein.