Kirchenpräsident Volker Jung im Amt bestätigt

Kirchenpräsident Volker Jung im Amt bestätigt
Plädoyer für "Dienst in der Welt"
Flüchtlinge, Gleichstellung von Homosexuellen, Medien - in seiner ersten Amtszeit hat der hessen-nassauische Kirchenpräsident Volker Jung starke gesellschaftspolitische Akzente gesetzt. Nach seiner Wiederwahl will er diesen Kurs fortsetzen.

Volker Jung bleibt für weitere acht Jahre an der Spitze der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau. Die Kirchensynode bestätigte den 55-Jährigen am Mittwoch in Frankfurt am Main mit großer Mehrheit in seinem Amt als Kirchenpräsident. Für Jung votierten 122 von 134 Synodalen. Vier stimmten mit Nein, acht enthielten sich. Eine Gegenkandidatur ist bei Wiederwahlen nicht vorgesehen. Jung hatte das mit einem Bischof vergleichbare Amt 2009 als Nachfolger von Peter Steinacker (1943-2015) angetreten. Seine zweite Amtszeit beginnt am 1. Januar 2017. Der promovierte Theologe gehört auch dem Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) an.

Jung gilt als Vertreter klarer Positionen. Als Vorsitzender der EKD-Kammer für Migration und Integration war er Anwalt für Menschen, die vor Krieg und Elend in Deutschland Schutz suchen. Seit 2011 zog er immer wieder gegen die Flüchtlingspolitik der Europäischen Union zu Felde und mahnte Kirchen zu tatkräftiger Hilfe. Er legte sich mit Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) wegen dessen Kritik am Kirchenasyl an und zollte Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) Respekt dafür, dass sie "die Frage nach der Not der Menschen erst einmal obenan gestellt hat".

Nach seiner Wahl erklärte Jung, Deutschland müsse immer noch lernen, was es heißt, ein Einwanderungsland zu sein. Auch müsse das Land mehr darüber lernen, Fluchtgründe zu vermeiden. Jung äußerte sich enttäuscht über eine mangelnde europäische Zusammenarbeit in der Flüchtlingspolitik. Die Europäische Union müsse einen Solidarausgleich schaffen, wenn nicht bei der Verteilung der Flüchtlinge selbst, dann über einen finanziellen Ausgleich. Als zentrale kirchliche Aufgabe nannte Jung die Integration von Flüchtlingen.

Der Bischof der kurhessischen Nachbarkirche, Martin Hein, begrüßte die Wiederwahl Jungs. In den nächsten Jahren kämen auf die Kirchen große Herausforderungen zu - nicht nur durch die Flüchtlingsfrage, sondern auch durch den demografischen Wandel und die zunehmende Pluralisierung der Lebenswelten.

Bundesweite Bekanntheit erlangte Jung vor zwei Jahren als Co-Autor des sogenannten Familienpapiers der EKD und seinem Plädoyer für einen "erweiterten Familienbegriff", zu dem seiner Meinung nach auch verantwortlich gelebte und auf Dauer angelegte homosexuelle Partnerschaften zählen. Für den Satz "Homosexualität gehört zur Schöpfung" bekam er Preise von Lesben- und Schwulen-Organisationen ein, zugleich erntete er Kritik von konservativen Christen aus allen Konfessionen.

In seiner Bewerbungsrede sprach sich Jung für eine Kirche "mit weit geöffneten Fenstern und Türen" aus. Dazu gehöre, dass sie weniger Sorge nach innen äußere und mehr Kraft nach außen ausstrahle. Angesichts des Mitgliederschwunds regte Jung eine "bewusstere und gezieltere" Beschäftigung mit dem demografischen Wandel an. Außerdem sprach er sich dafür aus, mit Mitgliedern ins Gespräch zu kommen, die sich der Kirche "innerlich kaum noch oder gar nicht verbunden fühlen". Die Mitgliederzahl der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau ist seit 2009 um rund 200.000 auf 1,6 Millionen zurückgegangen.

Der aus Schlitz in Osthessen stammende Jung studierte in Bethel, Heidelberg und Göttingen. Von 1987 bis 1990 schloss sich eine Forschungstätigkeit im "Institutum Lutheranum" in Göttingen an. 1998 promovierte er mit einer Arbeit über den preußischen lutherischen Theologen Abraham Calov (1612-1686)". Von 1993 bis 1997 war Jung Gemeindepfarrer in Stumpertenrod bei Alsfeld. Danach wirkte er als Gemeindepfarrer und Dekan in Lauterbach (Vogelsbergkreis).

Kirchenpräsident der EKHN, Volker Jung