Mehr als 200 Prominente fordern zivile Seenotrettung im Mittelmeer

Mehr als 200 Prominente fordern zivile Seenotrettung im Mittelmeer
Mehr als 200 Prominente aus Deutschland und Europa haben mit einem offenen Brief gegen eine europäische Abschottungspolitik gegenüber Flüchtlingen protestiert. Unter dem Titel "Wie viele denn noch?" fordern sie den Aufbau einer zivilen europäischen Seenotrettung im Mittelmeer.

"Wie viele Menschen müssen noch sterben, bevor wir uns zu einer mutigen, zukunftsweisenden europäischen Lösung für die Rettung und Aufnahme von Flüchtlingen entschließen?", heißt es in dem am Mittwoch in Osnabrück vorgestellten Schreiben.

Zu den Unterzeichnern gehören die Sänger Konstantin Wecker und Wolfgang Niedecken, der Kabarettist Volker Pispers, die schwedische Band "Shout Out Louds", der französische Journalist Nicolas Hénin und der Präsident der Arbeiterwohlfahrt, Wilhelm Schmidt. Auch die Politikerinnen Rita Süssmuth (CDU), Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) und der Menschenrechtsbeauftragte der Bundesregierung, Christoph Strässer (SPD), unterstützen das Vorhaben.



Einer der Initiatoren der Aktion ist der Mitbegründer der Flüchtlingsorganisation "Pro Asyl", Heiko Kauffmann. Gemeinsam mit dem Kapitän Klaus Vogel und der Politologin Corinna Crome unterstützt er die Organisation "SOS Mediterranee", die eine eigene zivile Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger im Mittelmeer aufbauen will.

Ein Schiff, das bis zu 450 Flüchtlinge aufnehmen könne, stehe schon bereit, sagte Kauffmann am Rande der Veranstaltung dem epd. Durch Spenden sei bereits etwa die Hälfte der Kaufsumme von gut einer Million Euro eingesammelt worden. Er hoffe, die "Markab" könne noch im November in See stechen. Das sei umso wichtiger, weil die beiden anderen zivilen Rettungsboote von "Ärzte der Welt" und "Sea-Watch" nicht für den Einsatz im Winter geeignet seien. "Ärzte ohne Grenzen" werde die medizinische Versorgung auf der "Markab" übernehmen.

Menschen vor dem Ertrinken zu bewahren und aus maroden Booten zu retten, sei für eine Gesellschaft, die den Menschenrechten und der Menschenwürde verpflichtet sei, eine rechtsstaatliche, humanitäre und moralische Pflicht, betonte Kauffmann: "Dass die Politik dieser Pflicht seit Jahren nur halbherzig und mit Einschränkungen nachkommt, ist eine Schande für die zivilisierte Welt."