TV-Tipp: "Der Pfau"

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12. Juni, ZDF, 20.15 Uhr
TV-Tipp: "Der Pfau"
Das Drehbuch von Regisseur Lutz Heineking jr. (Koautoren: Christoph Mathieu, Sönke Andresen) basiert auf dem gleichnamigen Roman von Isabel Bogdan. "Der Pfau" hatte 2023 eine äußerst überschaubare Kinoauswertung und bekam das Genre-Etikett "Krimikomödie".

Wenn das nicht die perfekte Voraussetzung für einen Krimi im Stil von Agatha Christie ist: In einem zunächst von Nebelschwaden umwaberten und später komplett eingeschneiten Schloss irgendwo im schottischen Hochland trifft sich das Investment-Personal einer Frankfurter Bank. Das Wochenende soll den "Team-Spirit" wecken, aber die Männer verbindet vor allem die gegenseitige Abneigung: Die vier sind kein Team, sondern Rivalen, und Chefin Linda (Lavinia Wilson) tut nichts, um den Konkurrenzkampf einzuhegen. Weil der angekündigte renommierte Seminarleiter unpässlich ist, gelten die Animositäten der Gruppe alsbald seiner jungen und umgehend für inkompetent gehaltenen Vertreterin.

Linda reagiert einigermaßen fassungslos, als Rebecca (Svenja Jung) ihre ständigen Einmischungen mit der Kindergartengeste "Schweigefuchs" unterbricht. Die angespannte Stimmung hat allerdings noch einen weiteren Grund: Im Rahmen einer bereits beschlossenen Fusion könnte der eine oder andere überflüssig werden. Die Teilnehmer vermuten, dass das Treffen nicht den Zusammenhalt stärken, sondern der Auslese dienen soll. Es heißt, jemand aus der "Compliance"-Abteilung würde sehr genau untersuchen, wie es um die Regeltreue der Mitarbeiter steht, wie gut sie sich also an allgemeine ethisch-moralische Richtlinien und den firmeneigenen Kodex halten. 

Das klingt nach Drama, doch schon die Einführung durch Annette Frier setzt ein komödiantisches Vorzeichen. Köchin Helen soll die Gruppe mit kulinarischen Köstlichkeiten bei Laune halten, führt aber auch als Erzählerin durch die Handlung, die mit dem Titeltier beginnt: Einer der Pfauen, die Schlossbesitzer Lord McIntosh hält, ist anscheinend "verrückt geworden". Womöglich ist sein seltsames Verhalten nur die Folge seiner nachlassenden Sehkraft; jedenfalls springt der Hahn alles an, was blau ist und glänzt.

Als auf diese Weise auch Lindas Auto in Mitleidenschaft gerät, setzt der Lord dem Treiben seines Lieblingstiers schweren Herzens im Wald ein Ende. Weil Lindas Hund die sterblichen Überreste jedoch wieder zum Schloss geschleppt hat, ist sie überzeugt, ihr Vierbeiner habe den Pfau gerissen. Der etwas linkische David (David Kross) soll den Kadaver beseitigen. Als er Zutrauen zu Helen fasst und sie einweiht, ist die Köchin umgehend begeistert: Pfau ist ihrer Ansicht nach das beste Geflügelfleisch überhaupt. 

Das Drehbuch von Regisseur Lutz Heineking jr. (Koautoren: Christoph Mathieu, Sönke Andresen) basiert auf dem gleichnamigen Roman von Isabel Bogdan. "Der Pfau" hatte 2023 eine äußerst überschaubare Kinoauswertung und bekam das Genre-Etikett "Krimikomödie". Als Helen die Schrotkugeln im Körper des geplanten Festmahls entdeckt, fragen sich die Beteiligten tatsächlich, wer den Vogel wohl auf dem Gewissen haben könnte. Als großer Fan von "True Crime"-Podcasts tut sich die Köchin in dieser Hinsicht besonders hervor. Zum Krimi fehlt der Geschichte jedoch eine entscheidende Zutat: Eine menschliche Leiche würde dem Film gut tun; die bleibt er jedoch trotz des "Cluedo"-Effekts schuldig.

Zentrales Motiv dieses bereits vor gut acht Jahrzehnten erdachten Brettspiels, hierzulande ab den Achtzigerjahren sehr beliebt, ist die Aufklärung eines Mordfalls. Seminarteilnehmer Andreas (Tom Schilling) betrachtet das Leben als Monopoly, hält sich für den geborenen Gewinner und ist daher überzeugt, auch dieses etwas spezielle "Assessment-Center" locker zu überstehen. Als Kollege Bernhard (Serkan Kaya) Cluedo erwähnt, glaubt Andreas, der Tod des Pfaus sei Teil des Spiels und Helen in Wirklichkeit die Spielleiterin. 

Das durch Jürgen Vogel abgerundete Ensemble hat sichtlich Spaß an der größtenteils im Schloss angesiedelten Geschichte, die sich zwischenzeitlich in ein Dunkelkammerspiel verwandelt, als der Strom ausfällt. Die imposanten Außenansichten sind tatsächlich in Schottland entstanden, aber die düsteren Räumlichkeiten sind mit viel Liebe zum sehr authentisch wirkenden Detail im Studio gebaut worden, was die Bilder jedoch nie erkennen lassen. Als Kapiteltrenner fungieren regelmäßige schwungvolle Kameraflüge in die Vogelperspektive, die den Spielcharakter des Szenarios unterstreichen.

Insgesamt ist der Film allerdings etwas arm an Höhepunkten, obwohl sich die Dinge zumindest theoretisch zuspitzen, als der Wintereinbruch eine Abreise unmöglich macht. Die Herausforderungen, mit denen Rebecca die Gruppe konfrontiert, sind eher brav, sodass sich auch die Spannungen in Grenzen halten. Dafür entschädigt Heineking mit einigen wirklich witzigen Momenten.