Erntedank mit Flüchtlingen: "Es ist genug für alle da!"

Eine Frau hält einen Korb mit Brot in den Händen.
Foto: Getty Images/iStockphoto/nevarpp
Jeder kann Erntegaben wie beispielsweise Brot, Obst oder Suppe mitbringen.
Erntedank mit Flüchtlingen: "Es ist genug für alle da!"
Als ein "öffentliches Zeichen im Sinne des Evangeliums" rufen evangelische Christen aus Gießen dazu auf, "Erntedanktafeln der Gastfreundschaft" vor Flüchtlingsunterkünften aufzustellen.

Immer mehr Menschen seien über die Not der Flüchtlinge entsetzt, wüssten aber nicht, wie sie konkret helfen könnten, schreibt die Initiative in ihrem Aufruf. Der Vorschlag der evangelische Christen aus dem Dekanat Gießen (Hessen) lautet deswegen, am 4. Oktober, wenn die meisten Kirchengemeinden das Erntedankfest feiern, vor Flüchtlingsunterkünften Tafeln aufzustellen und die Menschen zum Essen einzuladen.

Die Aktion sei als "Feier der Schöpfung" und "Zeichen christlicher Gastfreundschaft" gedacht, aber auch als "politische Demonstration und Forderung nach würdiger Aufnahme der Opfer von Krieg, Verfolgung, Armut". Die Gießener nehmen Bezug auf die biblische Erzählung von der "Speisung der 5.000". Jesus habe angesichts einer großen Zahl hungriger Menschen seine Jünger angewiesen: "Gebt Ihr ihnen zu essen!" (Markus 6, 37).

Die Tische könnten mit Erntegaben gedeckt werden, die nicht mehr zubereitet werden müssten, schlägt die Initiative vor – zum Beispiel "Brot, Trauben, Käse, Obst, Suppe, Kuchen, regionalen Spezialitäten, selbst gekelterten Apfelmost oder klarem Quellwasser". Jeder könne etwas mitbringen, dabei sollte allerdings auf Speisevorschriften und -gewohnheiten anderer Kulturen geachtet werden.

An den Tafeln sollen "alle Menschen die Liebe Gottes und die Gastfreundschaft der Menschen erkennen, schmecken, erleben können ", so die Initiatoren. "Es darf nicht zur Mission genutzt werden, aber zur Begegnung", ergänzt der Gießener Schulpfarrer Markus Ihle, der die Idee mitentwickelt hat. Gespräche seien an der Tafel genauso wichtig wie das Essen. Die Essgemeinschaften sollten auch ein "christliches Zeichen der Solidarität mit den Flüchtlingen und der Ermutigung für alle Engagierten und politisch Handelnden" sein.

In Gießen selbst will die Gruppe aus dem evangelischen Dekanat versuchen, am Nachmittag des 4. Oktober eine solche "Erntedanktafel der Gastfreundschaft" vor der Hessischen Erstaufnahme-Einrichtung zu organisieren. Als Einladung an die Flüchtlinge soll ein Text in mehreren Sprachen in der Einrichtung verteilt werden, in dem auch der Sinn des Erntedankfestes erklärt wird. "Gastfreundschaft ist ein uralter christlicher Wert", sagt Markus Ihle.