Deutscher Imam fordert mehr religiöse Aufklärungsarbeit in Gefängnissen

Deutscher Imam fordert mehr religiöse Aufklärungsarbeit in Gefängnissen
Der Einsatz muslimischer Religionslehrer in deutschen Gefängnissen kann nach Ansicht des Islamwissenschaftlers und Seelsorgers Husamuddin Meyer die Radikalisierung junger Gefangener verhindern. Religiöse Aufklärung sei ein wichtiger Bestandteil der Präventionsarbeit, sagte Meyer bei der Diskussionsveranstaltung "Forum Entwicklung" am Dienstagabend in Frankfurt am Main. Sie müsse der Anhängerwerbung extremistischer Gruppen entgegengesetzt werden, betonte Meyer.

Salafisten würden verstärkt versuchen, in den Gefängnissen Anhänger für ihr Weltbild zu gewinnen. "Wir brauchen dringend ein Äquivalent zu den christlichen Seelsorgern in deutschen Gefängnissen", forderte der muslimische Seelsorger. Generell sei das religiöse Wissen der Gefangenen sehr gering. Daher könnten sie leicht zum Ziel für die Propaganda extremistischer Gruppierungen werden.

Freitagsgebet in deutscher Sprache

Husamuddin Meyer hieß ursprünglich Martin und stammt aus Hessen. Er konvertierte zum Islam und arbeitet seit 2008 unter anderem als Seelsorger in der Jugendvollzugsanstalt Wiesbaden. Etwa 40 Prozent der dort inhaftierten Jugendlichen sind seinen Angaben zufolge Muslime. Neben dem Freitagsgebet in deutscher Sprache bietet Meyer den Gefangenen Einzelgespräche und Gruppendiskussionen an. Die Arbeit trage bereits Früchte, erklärte der Seelsorger.

Nach Angaben des Verfassungsschutzes vom Juni 2015 waren bis dahin etwa 700 Islamisten aus Deutschland in den Irak und nach Syrien gereist, um sich radikalen Kämpfern anzuschließen. Außer in Gefängnissen würden Salafisten auch zunehmend versuchen, in deutschen Flüchtlingsunterkünften Anhänger zu werben, sagte Meyer. Auch hier müsse ein religiöses Angebot in Form von Gottesdiensten und Religionsunterricht etabliert werden.