Studie: Armut hemmt Entwicklung von Kindern

Studie: Armut hemmt Entwicklung von Kindern
Arme Kinder hinken einer Studie zufolge bereits im Vorschulalter in der Entwicklung hinterher.

Bei Fünf- und Sechsjährigen, deren Familien von Hartz IV leben, weisen mehr als doppelt so viele Defizite auf wie Altersgenossen aus finanziell gesicherten Verhältnissen, wie eine am Freitag veröffentlichte Analyse von Schuleingangsuntersuchungen im Auftrag der Bertelsmann Stiftung ergab. Die Kinder sprechen schlechter Deutsch, können schlechter zählen, leiden öfter unter Konzentrationsmängeln, sind häufiger übergewichtig und verfügen über geringere Koordinationsfähigkeiten.

In Deutschland wachsen den Angaben zufolge mehr als 17 Prozent der unter Dreijährigen in Familien auf, die von staatlicher Grundsicherung leben. Für die Analyse werteten die Universität Bochum und die Stadt Mülheim an der Ruhr die Daten von knapp 5.000 Schuleingangsuntersuchungen aus den Jahren 2010 bis 2013 aus.



Während 43,2 Prozent der armutsgefährdeten Kinder den Angaben zufolge mangelhaft Deutsch sprechen, wurde dies nur 14,3 Prozent der anderen Kinder attestiert. Auch bei der Körperkoordination ist der Unterschied groß (24,5 zu 14,6 Prozent), ebenso wie beim Umgang mit Zahlen (28 zu 12,4 Prozent) oder bei Übergewicht (8,8 zu 3,7 Prozent).

Diese Auffälligkeiten gehen einher mit einer geringeren Teilhabe der armutsgefährdeten Kinder an sozialen und kulturellen Angeboten. So erlernen lediglich zwölf Prozent der Kinder ein Instrument. Bei Mädchen und Jungen aus besseren Verhältnissen sind es 29 Prozent. Immerhin 46 Prozent der Kinder aus armen Familien sind vor dem Schuleintritt Mitglied in einem Sportverein, bei der anderen Gruppe sind es aber 77 Prozent. Vor Vollendung des dritten Lebensjahres gehen 31 Prozent der armutsgefährdeten Kinder in eine Kita, bei der anderen Gruppe ist es fast die Hälfte.

Ein früherer Kita-Besuch sei kein Garant, um die negativen Folgen von Kinderarmut zu verringern, erklärten die Autoren der Studie. Vor allem müssten die Gruppen in den Einrichtungen sozial gemischt sein. Denn eine hohe Armutskonzentration, vor allem in der Kita, wirke "benachteiligend auf die Entwicklung von Kindern". Gerade Kitas in sozialen Brennpunkten benötigten daher mehr Geld, mehr Personal und andere Förderangebote, sagte Brigitte Mohn, Vorstand der Bertelsmann Stiftung.

Die Studie ist Teil des Projekts "Kein Kind zurücklassen!", das die Bertelsmann Stiftung mit dem Land Nordrhein-Westfalen in 18 Städten und Gemeinden gestartet hat. Das Förderprogramm strebt eine engere Kooperation von Kitas, sozialen Diensten und Vereinen an.