Ebola-Expertin: "Die Menschen in Liberia berühren sich nicht mehr"

Ebola-Expertin: "Die Menschen in Liberia berühren sich nicht mehr"
Die Zahl der Ebola-Neuinfektionen in Liberia steigt weiter, obwohl die Menschen nach Eindrücken der Gesundheitsexpertin Gisela Schneider ihr Verhalten deutlich geändert haben.
24.10.2014
epd
Natalia Matter

"Liberia ist zu einem 'no touch country' geworden", sagte die Direktorin des Deutschen Instituts für Ärztliche Mission (Difäm) dem Evangelischen Pressedienst (epd). Die Menschen berührten sich aus Angst vor einer Ansteckung nicht mehr, obwohl dies ihrer Kultur widerspreche.

"Sie geben sich nicht die Hand, nehmen sich nicht in den Arm, vermeiden Körperkontakt mit anderen Personen. Das hat sich durchgesetzt", sagte die Ärztin, die an diesem Freitag zum wiederholten Mal in das Land mit den meisten Ebola-Fällen reisen wollte.

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Das Problem liege in den Ballungszentren in Westafrika. "Wenn die Menschen so dicht aufeinander leben, gibt es kein Entrinnen." In der Hauptstadt Monrovia gebe es nicht wie auf dem Land Gehöfte mit mehreren Hütten, von denen eine zur Isolierung von kranken Familienmitgliedern dienen könne. Eher lebten zehn Menschen in einem Raum von vielleicht 20 Quadratmetern. "Da ist ein Nichtberühren fast unmöglich." Deshalb steige die Zahl der Neuinfektionen in Monrovia rasant.

Der Ansatz von Difäm sei, die Kranken in den Familien zu isolieren und den Angehörigen die Hilfsmittel zu geben, die sie zu ihrem Schutz bräuchten, erläuterte Schneider. Dazu gebe es inzwischen gutes Aufklärungsmaterial und ein Versorgungskit der Weltgesundheitsorganisation. "Die Menschen müssen wissen, was kann ich machen, wenn mein Vater, meine Mutter plötzlich Fieber bekommt." Zu dem Zeitpunkt wüssten die Angehörigen noch nicht, ob es Ebola sei oder beispielsweise Malaria.

Das funktioniere in den Dörfern, auf dem Land, aber kaum in den Städten, am wenigsten in den Slums. "Da braucht man einen sicheren Transport zu Gesundheitsstationen." Doch auch das sei sehr schwierig. "Es gibt deutlich weniger Taxis als vor der Epidemie, das heißt, die Leute sitzen aufs Moped und halten sich am Fahrer fest."

Die Motorradfahrer, die wie Taxis fremde Menschen befördern, hätten ein sehr hohes Ansteckungsrisiko. "Wir haben jetzt für Motorradfahrer in Monrovia abwaschbare Kittel besorgt." Das sei ein Versuch, Ansteckungen zu verhindern. "Man muss jetzt kreativ sein, man kann nicht auf hochoffizielle Sachen warten, es geht doch nur darum, den Körperkontakt zwischen den Menschen zu unterbinden", sagte Schneider.