WHO-Direktor: "Wir brauchen dringend mehr Ärzte gegen Ebola"

WHO-Direktor: "Wir brauchen dringend mehr Ärzte gegen Ebola"
In den Ebola-Ländern Westafrikas operieren nur drei internationale Mediziner-Teams. Ohne zusätzliches Personal ist der schlimmste Ausbruch der Infektion, in der Geschichte der Krankheit nicht einzudämmen, warnt WHO-Direktor Rüdiger Krech.
28.08.2014
epd
Jan Dirk Herbermann

Die Weltgesundheitsorganisation ist besorgt über die Zurückhaltung internationaler Ärzteteams im Kampf gegen die Ebola-Epidemie in Westafrika. "Wir brauchen dringend mehr Ärzte, medizinische Fachkräfte, Epidemiologen und Gesundheitsmanager, um den vielen betroffenen Menschen zu helfen.", sagte der Direktor bei der Weltgesundheitsorganisation (WHO), Rüdiger Krech, dem Evangelischen Pressedienst (epd) in Genf.

Derzeit seien nur drei internationale Ärzte-Teams in den vier betroffenen Ländern Guinea, Sierra Leone, Liberia und Nigeria im Einsatz. "Die Hilfe läuft bei weitem nicht so an wie bei anderen Krisen oder Katastrophen", erläuterte Krech. Der 50-jährige Deutsche ist bei der WHO Direktor im Büro der stellvertretenden Generaldirektorin und arbeitet unter anderem zum Aufbau nachhaltiger Gesundheitssysteme.

Nach großen Erdbeben oder Stürmen wie 2013 auf den Philippinen machten sich oft mehr als 100 Mediziner-Crews verschiedener Hilfsorganisationen auf den Weg in die Notstandsgebiete. "Die Angst vor einer Infektion mit der Ebola-Krankheit spielt in diesem Notfall sicher eine Rolle", betonte Krech. Die WHO selbst entsendet keine Ärzteteams, sie koordiniert aber vor Ort den internationalen Anti-Ebola-Kampf.

###mehr-artikel###

Der promovierte Gesundheitswissenschaftler Krech unterstrich, dass der schlimmste Ausbruch von Ebola seit der Entdeckung des Virus' 1976 nur mit zusätzlichem Personal und stärkerer internationaler finanzieller Hilfe einzudämmen sei. Die Notfallphase werde mindestens noch einige Monate dauern.

Bislang aber hätten die Geberländer erst 16 Millionen US-Dollar für die Soforthilfe überwiesen. Die WHO bat aber Anfang August um 200 Millionen Dollar Nothilfe. Mit dem Geld soll unter anderem medizinisches Gerät beschafft werden.

Auf die Frage, warum die drei am stärksten betroffenen Länder und die WHO den Ausbruch noch nicht unter Kontrolle gebracht hätten, antwortete Krech: "Die Gesundheitssysteme Guineas, Liberias und Sierra Leones sind extrem schwach und für so eine Epidemie einfach nicht gerüstet." In Guinea etwa komme ein Arzt auf 100.000 Menschen, in Sierra Leone seien es zwei. Im Vergleich dazu seien es in Deutschland 369. Zudem litten die Gesundheitssysteme von Sierra Leone und Liberia noch immer unter den Nachwehen früherer bewaffneter Konflikte.

Viele Ärztinnen und Ärzte, Krankenschwestern und Pfleger arbeiteten bis zur totalen Erschöpfung in den Isolierstationen. In vielen Fällen seien nur drei Ärzte oder Pfleger für bis zu 70 Ebola-Patienten verantwortlich. Bislang steckten sich mehr als 240 Mediziner und Helfer mit der Ebola an, mehr als 120 von ihnen starben.

Um in Zukunft gerüstet zu sein, verlangte der WHO-Direktor umfangreiche Investitionen in die Gesundheitssysteme der Länder. Ein Plan der WHO sehe Ausgaben in Höhe von 400 Millionen US-Dollar vor, um Krankenhäuser und Gesundheitsstationen zu bauen, auszurüsten und zu renovieren. Zudem könnten mit dem Geld Gesundheitspersonal ausgebildet werden. "Im Vergleich mit Ausgaben für andere Zwecke sind 400 Millionen US-Dollar eine vertretbare Summe, um vielen Millionen Menschen in den betroffenen Ländern zu helfen", sagte Krech.