Evangelische Kirche bedauert Austritte nach Änderungen beim Steuereinzug

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Evangelische Kirche bedauert Austritte nach Änderungen beim Steuereinzug
Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) bedauert Irritationen bei der Neuregelung zur Kapitalertragsteuer, die offenbar zu deutlich mehr Kirchenaustritten geführt haben.
08.08.2014
epd
Bernd Buchner
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Es sei nicht deutlich geworden, dass es nicht um eine neue Kirchensteuer gehe, sagte der Leiter der Finanzabteilung im EKD-Kirchenamt, Thomas Begrich, dem Evangelischen Pressedienst (epd) in Hannover. Die kirchlichen Kommunikationsstukturen hätten die Menschen "nicht deutlich genug erreicht".

Ab 1. Januar 2015 wird bei der Kapitalertragsteuer die anfallende Kirchensteuer automatisch durch die Banken erhoben. Bisher war sie im Zuge der Einkommensteuererklärung fällig. Obwohl die Steuersätze gleichbleiben, gilt die Änderung als einer der Hauptgründe für die gegenwärtige Austrittswelle. Nach einer Umfrage des epd in den Landeskirchen verließen im ersten Halbjahr 2014 deutlich mehr Menschen die evangelischen Kirche als im Vorjahreszeitraum. In Bayern stieg die Zahl von 9.700 auf 14.800, in der württembergischen Landeskirche im ersten Vierteljahr von 3.500 auf 5.500. Über die Zahlen berichtet auch die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" (Freitagsausgabe).

Begrich sagte, Anlass für die Umstellung des Verfahrens bei der Kapitalertragsteuer sei nicht die "Erwartung etwaiger Mehreinnahmen" gewesen, sondern der "Wunsch nach einem gerechten und einfachen Besteuerungsverfahren". Die Regelungen zu den Freibeträgen schützten ohnehin die kleinen Sparer. Die Kirchensteuer auf Kapitaleinkünfte wird erst ab einem Jahresbetrag von 801 Euro für Ledige und 1.602 Euro für Verheiratete erhoben.

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"Keine Erkenntnisse" hat die Kirche nach Begrichs Worten über Fälle, in denen Banken und Steuerberater ihren Kunden zum Kirchenaustritt geraten haben sollen. Allerdings hätten einige Geldhäuser die Informationen sehr formalistisch gestaltet, "was Anlass zu solchen Irritationen gegeben haben mag". Selbstkritisch fügte der Finanzfachmann an, auch die Kirche selbst habe ihre Mitglieder "nicht zureichend informiert oder erreichen können". Die EKD habe ein Servicetelefon geschaltet, an dem auch Fragen zu dem neuen Erhebungsverfahren beantwortet werden.

Der EKD-Experte äußerte sich bedauernd über die Kirchenaustritte. Die Mitglieder ermöglichten durch ihre Beiträge die Finanzierung der kirchlichen Arbeit und trügen damit auch zur Erfüllung gesellschaftlicher Aufgaben bei. Jeder Austritt sei eine "Schwächung der Solidargemeinschaft, aber eine zu respektierende Entscheidung".

Fragen rund um die Kapitalertragssteuer beantwortet das EKD-Servicetelefon unter der kostenlosen Rufnummer 0800/5040602 (9-18 Uhr)