Keine Verschnaufpause für Afrika

Keine Verschnaufpause für Afrika
Das neue Jahr hat gerade erst begonnen, die alten Kämpfe in Afrika gehen weiter. In Nigeria sterben mindestens 50 Menschen und beide sudanesischen Staaten streiten immer noch um Ölförderrechte und den exakten Grenzverlauf. Es könnte Krieg geben, selbst die UN empfiehlt den Menschen die Flucht. Und dann droht auch noch die nächste Hungerkatastrophe.

Noch Ende 2011 richteten sich alle Blicke nach Ost-Afrika und die dort herrschende Fluchtwelle und Hungersnot. Zum Jahreswechsel dann die nächste dramatische Meldung vom Kontinent: Mindestens 40 Tote in Nigeria bei einem Terroranschlag der radikalislamitische Sekte Boko Haram. Heute dann die Zuspitzung des Konflikts. Die Islamisten fordern alle Christen auf, das Land zu verlassen. Wenn sie nicht binnen drei Tagen den Norden des Landes verlassen würden, drohe ihnen weitere Gewalt.

In Nigeria sind 90.000 Christen auf der Flcht. Grafik: epd-bild

Der Hintergrund: Bei den Bombenanschlägen auf Kirchen waren über Weihnachten mehr als 40 Menschen getötet worden. Zu den Anschlägen hatte sich die Sekte Boko Haram bekannt. Die Angst der Christen im Land vor neuen Anschlägen war so groß, dass viele Kirchen Mitternachtsmessen und Gottesdienste in der Silvesternacht absagten. Die Extremisten von Boko Haram, die westliche Kultur und das Christentum radikal ablehnen, hatten Anschläge auf christliche Neujahrsfeiern angekündigt.

Nigerias Präsident Goodluck Jonathan verhängte daraufhin den Ausnahmezustand, die Grenzen zu Kamerun, Niger und zum Tschad wurden dicht gemacht. Die Situation in Nigeria zeigt bereits Auswirkungen: Laut Nachrichtenagentur dpa sollen in den vergangenen zwei Wochen mehr als 90.000 Christen aus dem von Gewalt erschütterten Norden in den christlich dominiertem Süden geflohen sein.

Boko Haram verübte in den vergangenen Monaten immer brutalere Angriffe

Der Konflikt ist nicht neu: Boko Haram, ursprünglich eine lokale Bewegung fundamentalistischer Islamiten, verübte in den vergangenen Monaten immer brutalere Angriffe im bevölkerungsreichsten Land Afrikas. Die Gruppe hat Verbindungen zum Terrornetzwerk Al-Kaida. Schon Ende August hatte Boko Haram einen Selbstmordanschlag auf ein UN-Gebäude in Nigerias Hauptstadt Abuja verübt, bei dem 23 Menschen starben.

Hinzukommt ein weiterer blutiger Konflikt im Land, der mit den Anschlägen der islamitischen Gruppe jedoch nichts zu tun habt: In der Silvesternacht wurden mehr als 50 Menschen niedergemetzelt worden. Der Grund ist der Streit zweiter Ortschaften um Land. Bewaffneten waren am Samstag in den Ort Ezillo im südöstlichen Bundesstaat Ebonyi eingefallen und eröffneten das Feuer auf die Bewohner. Unter den mindestens 52 Toten seien zahlreiche Kleinkinder und alte Leute, berichtete die nigerianische Zeitung "The Guardian" online. Ganze Familien sollen ausgelöscht worden sein.

Im Südsudan sind 10.000 Menschen auf der Flucht

Auch im Südsudan spitzt sich die Lage so weit zu, dass sogar die UN die Menschen dazu auffordert, die Region zu verlassen. 10.000 Menschen sind auf der Flucht. Es sind Angehörige der Murle-Ethnie, die sich vor den bewaffneten Milizen des verfeindeten Volksstammes der Lou Nuer in Sicherheit bringen wollen.

Im Sudan sind seit Beginn des Bürgerkrieges 300.000 Menschen ums Leben gekommen. Grafik: epd-bild

Tausende schwer bewaffnete Kämpfer des Stammes der Lou Nuer hatten am Wochenende die Stadt Pibor im westlichen Bundesstaat Jonglei gestürmt und Jagd auf Angehörige der Murle gemacht. Augenzeugen sprachen von Toten und schweren Zerstörungen. "Die Stadt brennt und viele Menschen, die meisten von ihnen unschuldige Frauen und Kinder, liegen hier tot vor mir", sagte Bezirksverwalter Joshua Konyi der Tageszeitung "Sudan Tribune".

Erst im Sommer 2011 hatte Südsudan nach jahrzehntelangem Bürgerkrieg unabhängig erklärt. Das Land gilt als eines der ärmsten der Welt Weite Teile des Landes besitzen keine Straßen oder befestigten Flugfelder. Stammesfehden, Korruption und anhaltenden Spannungen mit dem Sudan über Grenzverläufe und Öl erschüttern den jungen Staat.

In Darfur starben seit Beginn des Bürgerkriegs 2003 rund 300.000 Menschen

Nach UN-Angaben starben in Darfur seit Beginn des Bürgerkriegs 2003 rund 300.000 Menschen. Fast zwei Millionen Menschen flohen. Für die meisten Gräueltaten werden die sudanesische Armee und mit ihr verbündete arabische Milizen verantwortlich gemacht. Der sudanesische Präsident Omar al-Baschir wird vom Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag per Haftbefehl wegen Völkermord und Kriegsverbrechen in Darfur gesucht.

Und dann ist da noch das Thema Hunger. Unicef warnt erneut vor einer Versorgungskrise. Konkret heißt das: Die Hungersnot in Ostafrika breitet sich aus. In acht afrikanischen Ländern - im Tschad, im Norden von Nigeria und in Nord-Kamerun, in Burkina Faso, Mali, Mauretanien und Niger sind vor allem Kinder betroffen. Allein in Niger sind über 330.000 Kinder unter fünf Jahren in Gefahr, so die Hilfsorganisation.

evangelisch.de/epd/dpa