Granatenhagel auf Protestplatz in Sanaa

Granatenhagel auf Protestplatz in Sanaa
Der Aufstand im Jemen nimmt immer mehr die Züge eines Bürgerkrieges an. Nach Informationen der Nachrichtenwebsite "Marib Press" sind bei einem Angriff mit Mörsergranaten auf Zelte der Protestbewegung in der Hauptstadt Sanaa neun Personen getötet worden.

Am Dienstag starben  drei Demonstranten, als Mörsergranaten auf Zelte der Protestbewegung im Zentrum der Hauptstadt Sanaa fielen. Zehn Menschen wurden den Angaben zufolge verletzt. Am Vortag hatten Brigaden, die loyal zu Präsident Ali Abdullah Salih stehen, nach Angaben von Ärzten und Helfern 32 mutmaßliche Regimegegner getötet. Unter den Opfern war auch ein kleines Kind. Am Sonntag waren 26 Menschen ums Leben gekommen.

Augenzeugen berichteten in der Hauptstadt Sanaa, Gegner des Präsidenten hätten in der Nacht zum Montag ihre Zeltstadt auf dem "Platz des Wandels" (Taghier-Platz) vergrößert. Sicherheitskräfte hätten dann am Montag die neuen Zeltbewohner mit Waffengewalt vertrieben. Wie schon am Vortag schossen auch Scharfschützen von Hausdächern in die Menschenmenge.

Jemenitische Opposition stürmt Militärbasis

Im Jemen haben am Montagabend tausende Oppositionsanhänger unterstützt von abtrünnigen Militärs eine Basis der Republikanischen Garden von Präsident Ali Abdullah Salih gestürmt. Augenzeugen berichteten dem arabischen TV-Sender Al-Arabija, es sei bei dem Angriff am Montagabend in der Hauptstadt Sanaa kein einziger Schuss gefallen. Die Gardisten seien geflüchtet und hätten ihre Waffen zurückgelassen.

Salih hält sich seit einem Bombenanschlag im Juni, bei dem er schwer verletzt worden war, im benachbarten Saudi-Arabien auf. Der inzwischen wieder weitgehend genesene Präsident traf am Montagnachmittag mit dem saudischen König Abdullah zusammen, der die Jemeniten nach Angaben der staatlichen Nachrichtenagentur SPA dazu aufrief, "die aktuelle Krise zu überwinden".

Die Website "News Yemen" meldete, am Montag sei ein Kameramann des TV-Senders Al-Hurra im Krankenhaus an den Folgen seiner Verletzungen gestorben. Ein Scharfschütze habe auf ihn geschossen, während er die Gewalt gegen Demonstranten in Sanaa filmte, hieß es.

Die Bundesregierung verurteilte die jüngste Eskalation der Gewalt im Jemen. Das repressive Vorgehen der Sicherheitskräfte provoziere eine Verschärfung der Lage, sagte ein Sprecher des Auswärtigen Amtes am Montag in Berlin.

Protestbewegung fordert Rücktritt Salihs

Die jüngsten Ereignisse markieren die blutigste Unterdrückung von Protestkundgebungen seit Monaten. Zehntausende Menschen hatten in Sanaa den Rücktritt Salihs gefordert. Seit Beginn der Proteste im Februar dieses Jahres kamen nach Angaben von Menschenrechtlern rund 450 Menschen durch die Gewalt des Regimes ums Leben.

Der seit 1978 regierende Staatschef lässt sich seit einem Bombenanschlag im Juni in Saudi-Arabien behandeln. Seit Mai weigert sich der 69-Jährige beharrlich, einen Plan des Golf-Kooperationsrates (GCC) für eine geordnete Übergabe der Macht zu akzeptieren. Die Protestbewegung fordert kategorisch seinen Rücktritt. Außerdem will sie Salih und mehrere hochrangige Funktionäre vor Gericht stellen.

dpa