Pray for Japan: Gebete und Andachten

Pray for Japan: Gebete und Andachten
Die Meldungen über Erdbeben, Tsunami und Atomkatastrophe in Japan rufen ein Gefühl von Bedrohung, Ohnmacht und Wut hervor. Menschen stellen sich die Frage, was sie angesichts dieser Katastrophe selbst tun können. Trotz der geografischen Entfernung sind die Bilder aus Japan auch in Deutschland nah, Internet und Fernsehen bringen sie in die Wohnzimmer.
15.03.2011
Von Ralf Peter Reimann

Unter den Schlagworten #PrayforJapan rufen Menschen weltweit zum Gebet auf. Beim Kurznachrichtendienst Twitter gehen zurzeit mehrere Gebetsaufrufe für Japan pro Minute ein, im sozialen Netzwerk Facebook finden sich Gebetsanliegen von Menschen aus verschiedenen Ländern, Kulturen, Sprachen und Religionen. Als Zeichen der Solidarität mit Japan setzen weltweit Menschen auch auf Gebete.

Das Gebet ist eine Möglichkeit, den Menschen in Japan beizustehen. "Wir glauben an die verändernde Kraft des Gebetes. Wir rufen zu Gott, er möge den Menschen in Japan beistehen", ruft Präses Nikolaus Schneider, der Ratsvorsitzende der EKD, die Christinnen und Christen in Deutschland zum Gebet auf.

Hilfe bei der Andachtsvorbereitung

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In vielen Kirchengemeinden treffen sich Menschen zum gemeinsamen Gebet. Bei der Vorbereitung einer Fürbittandacht hilft ein Entwurf des Zentrums Verkündigung der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau. Auch im Radio und Fernsehen ist die Katastrophe in Japan Inhalt von Andachten und Predigten.

Auf evangelisch.de wird am Donnerstag eine Online-Fürbittandacht stattfinden, in der die Internetuser ihre Bitten vor Gott bringen können, außerdem hat evangelisch.de eine Online-Gebetswand unter gebet.evangelisch.de eingerichtet, auf der Gebetsrufe, Klagen, Fragen und Fürbitten eingetragen werden können. Die Kirchen und ihre Hilfsorganisationen bieten natürlich im Netz zudem die Möglichkeit an, für die Opfer in Japan zu spenden - denn auch im Internet gehören Gebet und Tat zusammen.

Pfarrerin in Tokio: Seelsorge per Internet

Viele Deutsche haben Japan wegen der Katastrophe bereits verlassen, die noch verbliebenen Gemeindeglieder der deutschsprachigen Gemeinde in Tokio betreut die Gemeindepfarrerin Elisabeth Hübler-Umemoto auch per Internet. Auf der Gemeindehomepage hat sie daher ein Fürbittgebet eingestellt. Gleichzeitig bedankt sie sich bei allen Menschen, die die Lage in Japan vor Gott tragen: "Betet bitte weiterhin für die Menschen hier. Das ist im Moment das Wichtigste, was man tun kann."

Während die evangelische deutschsprachige Gemeinde das Internet gerade in der Katastrophe nutzt, erscheint die evangelisch-lutherische Kirche in Japan im Web erstarrt, ihre Startseite macht mit einem Artikel zur Schöpfung auf, während sich in Japan eine Apokalypse ereignet.

Sowohl der Lutherische Weltbund als auch der Ökumenische Rat der Kirchen rufen auch im Internet zum Gebet für ihre Mitgliedskirchen in Japan auf, der Weltkirchenrat tut dies mit einem Gebet aus Madagaskar, in dem afrikanische Christen ihre Hilflosigkeit gegenüber der Natur und gleichzeitige Geborgenheit bei Gott bekennen:

Herr Jesus,
der Sturm ist Leben und Leben ist der Sturm
und es gibt kein Entkommen; aber was zählt, ist,
dass du im Sturm bei uns sind, du bist uns ein Leuchtturm
und schenkst uns deine sichere Gegenwart. Amen.


 

Gebete und Psalmworte

Die Bibel ist ein Glaubenszeugnis, in ihr finden sich Erfahrungen der Gottesnähe und auch der Gottesferne. Fürbitte für von Not betroffene Menschen, Klagen zu Gott, sogar Anklagen gegen Gott finden sich ebenso wie das Vertrauen, dass Gott die Menschen nicht im Stich lässt. So kann die Bibel Anregung geben für gemeinsame oder persönliche Andacht und auch Worte anbieten, wenn wir sprachlos sind.

 

Vertrauen auf Gott

Gott ist unsre Zuversicht und Stärke,
eine Hilfe in den großen Nöten,
die uns getroffen haben.
Darum fürchten wir uns nicht, wenngleich die Welt unterginge und die Berge mitten ins Meer sänken, wenngleich das Meer wütete und wallte und von seinem Ungestüm die Berge einfielen.
Seid stille und erkennet, dass ich Gott bin!

(aus Psalm 46)

Wenn mir gleich Leib und Seele verschmachtet, so bist du doch, Gott, allezeit meines Herzens Trost und mein Teil.

(Psalm 73,26)

 

Gottesferne und Gottesnähe

Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?
Ich schreie, aber meine Hilfe ist ferne.
Mein Gott, des Tages rufe ich, doch antwortest du nicht, und des Nachts, doch finde ich keine Ruhe.

Aber du, HERR, sei nicht ferne;
meine Stärke, eile, mir zu helfen!
Errette meine Seele vom Schwert,
mein Leben von den Hunden!
Hilf mir aus dem Rachen des Löwen /
und vor den Hörnern wilder Stiere –
du hast mich erhört!
Ich will deinen Namen kundtun meinen Brüdern, ich will dich in der Gemeinde rühmen.

(aus Psalm 22)

 

Klage und Zuversicht

Hiobs Klage

Danach tat Hiob seinen Mund auf und verfluchte seinen Tag. Und Hiob sprach:
Ausgelöscht sei der Tag, an dem ich geboren bin, und die Nacht, da man sprach: Ein Knabe kam zur Welt! Jener Tag soll finster sein und Gott droben frage nicht nach ihm! Kein Glanz soll über ihm scheinen! Finsternis und Dunkel sollen ihn überwältigen und düstere Wolken über ihm bleiben, und Verfinsterung am Tage mache ihn schrecklich!
Denn was ich gefürchtet habe, ist über mich gekommen, und wovor mir graute, hat mich getroffen. Ich hatte keinen Frieden, keine Rast, keine Ruhe, da kam schon wieder ein Ungemach!

Hiobs Zuversicht

Aber ich weiß, dass mein Erlöser lebt, und als der Letzte wird er über dem Staub sich erheben. 26 Und ist meine Haut noch so zerschlagen und mein Fleisch dahingeschwunden, so werde ich doch Gott sehen.

 

Die Hoffnung auf die Erlösung der Welt

Denn die ganze Schöpfung wartet sehnsüchtig auf das Offenbarwerden der Söhne Gottes. Die Schöpfung ist der Vergänglichkeit unterworfen, nicht aus eigenem Willen, sondern durch den, der sie unterworfen hat; aber zugleich gab er ihr Hoffnung: Auch die Schöpfung soll von der Sklaverei und Verlorenheit befreit werden zur Freiheit und Herrlichkeit der Kinder Gottes. Denn wir wissen, dass die gesamte Schöpfung bis zum heutigen Tag seufzt und in Geburtswehen liegt. Aber auch wir, obwohl wir als Erstlingsgabe den Geist haben, seufzen in unserem Herzen und warten darauf, dass wir mit der Erlösung unseres Leibes als Söhne offenbar werden. Denn wir sind gerettet, doch in der Hoffnung. Hoffnung aber, die man schon erfüllt sieht, ist keine Hoffnung. Wie kann man auf etwas hoffen, das man sieht? Hoffen wir aber auf das, was wir nicht sehen, dann harren wir aus in Geduld.

Was kann uns scheiden von der Liebe Christi? Bedrängnis oder Not oder Verfolgung, Hunger oder Kälte, Gefahr oder Schwert?

Denn ich bin gewiss: Weder Tod noch Leben, weder Engel noch Mächte, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, weder Gewalten der Höhe oder Tiefe noch irgendeine andere Kreatur können uns scheiden von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, unserem Herrn.

(aus dem Römerbrief 8)

Herr Jesus,
der Sturm ist Leben und Leben ist der Sturm und es gibt kein Entkommen; aber was zählt ist, dass du im Sturm bei uns sind, du bist uns ein Leuchtturm und schenkst uns deine sichere Gegenwart. Amen

(aus Madagaskar)

Gebet: "Wir zweifeln und rufen doch zu dir: Gott, erbarme dich!"

Fürbitten in Englisch aus der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Amerika


Ralf Peter Reimann ist Pfarrer und arbeitet bei evangelisch.de.