Piusbrüder: Homosexualität für Missbrauch verantwortlich

Piusbrüder: Homosexualität für Missbrauch verantwortlich
Konservativer geht's kaum noch: Die Piusbrüder machen Homosexualität für Missbrauch in der katholischen Kirche verantwortlich, weil die Opfer hauptsächlich Jungen waren. Die Schlussfolgerung der Piusbrüder: Gäbe es keine schwulen Priester, gäb's auch keinen Missbrauch. Mit ähnliche Aussagen hatte der Kardinalstaatssekretär des Vatikan Tarcisio Bertone kürzlich bereits für Empörung gesorgt.

Die ultrakonservative Piusbruderschaft will als Reaktion auf den Missbrauchsskandal in der Kirche offenbar Homosexuellen den Zugang zum Priesterberuf versperren. Die Opfer seien "nahezu ausschließlich Jungen im geschlechtsreifen Alter" gewesen, erklärte der Generalobere der umstrittenen Bruderschaft, Bischof Bernard Fellay, nach einem Bericht des Hamburger Nachrichtenmagazins "Der Spiegel". Das zeige deutlich, dass nicht der Pflichtzölibat das Problem der Kirche sei, sondern die Homosexualität.

"Will man Missbrauch verhindern, muss man Homosexuelle vom Priestertum fernhalten", fordert der Schweizer Fellay dem Magazin zufolge. Die Bruderschaft habe sich zudem vom 2. Ökumenischen Kirchentag in München distanziert. Dieser sei eine "Anti-Ratzinger-Veranstaltung" gewesen. "Sich dem Mainstream anzubiedern mag kurzfristig Applaus bringen", so Fellay, zerstöre aber die Botschaft des Evangeliums.

Die Bruderschaft ist eine Vereinigung katholischer Traditionalisten, die wesentliche Beschlüsse des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-1965) ablehnt und daher vom Vatikan nicht offiziell anerkannt ist. Derzeit finden Gespräche über eine Annäherung des Vatikan und der Bruderschaft statt. Bischof Richard Williamson hatte jüngst für weltweite Empörung gesorgt, als der britische Bischof der Piusbruderschaft den Holocaust leugnete. Der Vorstoß Fellays ist mehr als Polemik der konservativen Bruderschaft zu werten, denn neu ist die Forderung bei weitem nicht.

Vatikan: Gegen Homosexualität, um die Ehe zu schützen

Auch der Vatikan lehnt Homosexuelle als Priester schon länger ab. In einem heftig diskutierten Papier der vatikanischen Bildungskongregation stellte der Heilige Stuhl zuletzt 2008 unmissverständlich klar, dass sich Homosexuelle zwar zum Priesteramt berufen fühlen dürfen, dies aber nicht ausüben sollten. Ähnliche Empörung löste die ablehnende Haltung des Vatikans gegen einen Vorstoß Frankreichs aus, im Namen der EU von den Vereinten Nationen die Strafbarkeit der Homosexualität aufheben zu lassen.

Der Vatikan argumentierte dagegen, dass damit all jene Staaten an den Pranger gestellt würden, die gleichgeschlechtliche Beziehungen nicht als "Ehe" akzeptierten. Man wolle hingegen die Ehe-Verbindung zwischen Mann und Frau verteidigen. Italienische Schwulenorganisationen sprachen damals von einer "Kriminalisierung der Homosexuellen".

Die Wissenschaft sieht keinen direkten Zusammenhang zwischen Pädophilie und Homosexualität. Dennoch hatte erst vor wenigen Wochen Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone mit Zitaten aus Studien, die einen Zusammenhang zwischen Homosexualität und Pädophilie sehen, einen Sturm der Entrüstung ausgelöst. Vatikansprecher Padre Federico Lombardi stellte sich später - wenn auch beschwichtigend - hinter den Staatssekretär: Bertone habe sich ausschließlich auf die von der Glaubenskongregation in den vergangenen Jahren untersuchten Missbrauchsfälle berufen.

epd/ dpa