Insektenkirche

Ein "Insektenhotel" in Form einer Kirche vor St. Martin Tauberbischofsheim
Foto: Jens Arne Männig
kirchlicher Naturschutz
Insektenkirche
St. Martin in Tauberbischofsheim denkt auch an die Bienen.

Warum gehen Ameisen nicht in die Kirche? Weil sie In Sekten sind. Haha. Doch, ich finde den Witz wirklich lustig. Aber er wird (wurde?) auf Twitter so oft gepostet, dass ich in meiner TweetDeck-Suchspalte, die mir alle Tweets mit dem Wort „Kirche“ anzeigt, alle die ausgeschlossen habe, die gleichzeitig das Wort „Ameisen“ enthalten. Komischerweise gibt es ihn wirklich nur mit Ameisen, niemals mit Bienen, Wespen, Schmetterlingen oder Giraffenhalskäfern.

Doch die katholische Gemeinde St. Martin in Tauberbischofsheim hat auch ein Herz für die fliegende Insektenzunft. Die neumodischen „Insektenhotels“ mit diversen Materialien, die Bienen usw. gerne mögen, kann ja jede(r). Sogar Leute, die außenrum einen dieser ebenfalls neumodischen Steingärten bauen, in denen überhaupt nichts wächst, und die sich dann wundern, dass ihre Hotels nicht so richtig gut besucht sind.

In St. Martin dagegen steht – eine Insektenkirche! Ein komplettes Insektenhotel in Kirchenform. Ob es dort auch weitere Angebote gibt? Einen Seniorenkreis für alternde Spinnen. Eine Grillen-Band, die im Gottesdienst fetzige Songs von sich gibt. Die fleißigen Ameisen, so was ähnliches wie die Heilsarmee, organisieren regelmäßig eine Armenspeisung für hungernde Marienkäfer. Die Hummel predigt im Gottesdienst, während der Grashüpfer vierhändig die Grashalm-Orgel spielt. Anschließend stehen alle noch ein wenig gemeinsam herum beim Kirchenkaffee, reden über die Predigt und die Lieder und über die seltsamen Menschen, die nebenan in dieses riesige Gebäude gehen, bevor alle wieder ihrem Tagesgeschäft nachgehen.

Und, oh wie schön: Abends gehen sie einfach alle gemeinsam schlafen. Nach und nach gehen in der Insektenhotelkirche die Lichter aus. Kennen Sie die Szene aus Ki.Ka? „Gute Nacht, Marienkäfer!“ „Gute Nacht, Fliege!“

Und dann schlafen sie alle ruhig und geschützt in ihrer Kirche. Wie schön!

weitere Blogs

Ein mysteriöser Todesfall, das Mauern der Einheimischen und eine latente Homophobie begegnen einer lesbischen Pastorin bei ihrer Ankunft in einer ostdeutschen Kleinstadt. Aus der Großstadt bringt sie zudem ihre persönlichen Konflikte mit. Beste Zutaten für den Debütroman „In Hinterräumen“ von Katharina Scholz.
Nach 15.000 Kilometern und fünf Monaten ist Leonies Reise vorbei. Was bleibt? In ihrem letzten Blogbeitrag schaut sie auf ihre Erfahrungen zurück.

Vom Versuch nicht zu hassen. Biografische Streiflichter von gestern, das irgendwie auch heute ist.