Das Mysteriosum der Lichterketten

Das Mysteriosum der Lichterketten

Immer wenn es dunkler wird im Jahr und der Winter naht vollführen Menschen ein seltsames Ritual. Sie raffen die Gardinen beseite, packen Blumen vom Fensterbrett und installieren in liebevoller Kleinarbeit und Mühe eine große Anzahl von leuchtenden Glühbirnen, garniert mit einem stilvoll aus Holz geschnittenen röhrenden Hirschen in Winterlandschaft, der ebenfalls beleuchtet ist. Faszinierend was manche Menschen für Stil halten.

Dabei sind die einfachen Lichterketten, die nur leuchten und sonst nichts machen ja noch angenehm. Ebenso wie die Lichterbögen, auf denen elektrische Kerzen leuchten - und nur leuchten. Also in reinem, schönem, klarem weißem Licht. Gut, vermutlich muss man die demnächst sowieso alle neu kaufen, weil Glühbirnen ja ein Auslaufmodell sind und diese Fassungen halt dann vermutlich LEDs montiert werden müssen. Aber die machen ja nichts. Die leuchten halt nur.

Gut, akzeptabel wären auch noch bunte Lichterketten - wobei bunt sich seltsamerweise auf die Definition "Rot, Gelb, Grün, Blau" beschränkt, wovon Gelb allenfalls sparsam eingesetzt wird - die halt auch nur leuchten. Kann man machen. Kritisch wirds schon, wenn die Dinger anfangen zu blinken. Unwillkürlich frage ich mich dann immer: Können die Leuten nicht ihren Wunschzettel niederschreiben und normal zur Post bringen wie andere Leute auch oder warum müssen die unbedingt alle 10526 Artikel in die Nacht - und teilweise auch noch in den Tag! - hinausmorsen? Gut, okay, so gesehen: Das Licht ist natürlich immer schneller als die Post, vor allem in der Weihnachtszeit...

Bei gewissen blinkenden bunten Herzen oder Quadraten oder Kreisen frage ich mich immer ob man damit verschlüsselte Botschaften des BND unauffällig über die Straßenseite zum Agenten in der leeren Wohnung schmuggeln möchte, der die dann erneut mit einem noch größerem Blinkgerät weitervermittelt. Vielleicht möchte man ja auch nur die Bewohner der anderen Straßenseite hypnotisieren um sie zu willigen Geschenkekäufern zu machen. Oh mein Gott! Natürlich! Kein Wunder, dass wir alle wie behext in den nächsten Laden rennen wenn wir diese Dinger gesehen haben...

Auch immer furchtbar: Diese gutgemeinten, aber schlecht ausgeführten Versuche den kleinen Vorgartenbaum zum Tannenbaum zu erklären und den mit fünf Lichterketten gleichzeitig zu schmücken, die dann natürlich alle in anderen Rhythmen zu leuchten beginnen. Falls demnächst mal ein Jumbojet im Vorgarten landet, weiß man wenigstens warum der den mit der normalen Landebahn verwechselt hat.

Ich meine, nur weil die Amerikaner bekanntlich Wettkämpfe vom Zaun brechen wer das bestbeleuchtetste Haus hat muss man das doch nicht unbedingt hierzulande auch nachmachen? Ich habe ja auch nichts gegen die diversen Weihnachtslichterhäuser - hmm - na ja, also gegen einige - hmmm - also jedenfalls: Der Umweltaspekt ist ja da überhaupt nicht bedacht, aber schön, ist ja nicht meine Stromrechnung und man kanns ja immer übertreiben. Muss man aber nicht. Einfach mal eine Kerze anzünden reicht schon für Weihnachtsstimmung. Oder halt eine einfache Lichterkette. Die nicht blinkt.

weitere Blogs

Nach 15.000 Kilometern und fünf Monaten ist Leonies Reise vorbei. Was bleibt? In ihrem letzten Blogbeitrag schaut sie auf ihre Erfahrungen zurück.

Vom Versuch nicht zu hassen. Biografische Streiflichter von gestern, das irgendwie auch heute ist.
Ein gut zugängliches und dabei sehr gehaltvolles Buch über die Geschichte, Kämpfe, Begriffe und die Vielfalt von LGBTIQ und deren breites Themenspektrum, mit anschaulichen Bildern, spannenden Erklärungen und historischen Facts aus aller Welt. Das hat Katharina Payk für Sie entdeckt.