Auffallen um jeden Preis sonst gibts keinen Job

Auffallen um jeden Preis sonst gibts keinen Job

A - I - D - A. Wer jetzt an die bekannte Oper von Verdi oder ein noch bekannteres Kreuzschiff denkt, der liegt falsch. Denn AIDA ist eine Abkürzung für ein allgemeingültiges Prinzip - egal ob Werbung, Marketing oder im täglichen Leben. Wir sind allesamt mit dem AIDA-Prinzip konfrontiert.

AIDA steht nämlich für Attention - Interest - Desire - Action. Übersetzt also etwa: Aufmerksamkeit, Interesse, Verlangen und Handeln. Ein Grundprinzip des Marketings. Jeder versucht heutzutage unsere Aufmerksamkeit zu wecken. Erinnert ihr euch noch an die Benetton-Werbungen aus den 90gern? Die haben Aufmerksamkeit bekommen weil sie mit als erste mit Skandalthemen geworben habe. Schockmarketing funktioniert heutzutage ja auch immer noch - siehe "Tatort Internet" - man mache als angeblich seriöser Produzent eine Fernsehreihe und postuliere sich als Aufklärer, der ganz, ganz schlimme Internetskandale aufklären möchte. Nein, von Quote und Werbeeinnahmen ist man da natürlich nicht abhängig, Gott bewahre!

AIDA ist eines der Prinzipien, die tatsächlich immer funktionieren. Wir machen uns das nur nicht so bewußt, aber das Betteln um Aufmerksamkeit in der Werbung und vor allem im Social Marketing ist manchmal schon peinlich. Da das Prinzip also für alles gilt, machen Berufscoach auch einen Hehl daraus, dass man seine Bewerbungen auch möglichst aufmerksamkeitsgerecht gestaltet. Das kann man natürlich tun. Angesichts der Unzahl dieser Coaches aber stellt sich die Frage: Wenn demnächst jeder auffallen will, verpufft dann nicht dieser Effekt?

Doch schon wieder lasse ich mich ablenken anstatt am Thema dranzubleiben: Im Lebenslauf kann durchaus auch die Religionszugehörigkeit stehen - das hänge aber vom Unternehmen ab so lehrt man. Bei Adelholzen wäre man mit dem Etikett Evangelisch vermutlich nicht so angesehen, bei C und A vielleicht aber schon. Stilvolle Bewerbungen haben also ab und an auch wirklich Religionszugehörigkeiten im Lebenslauf.

Ob das im Himmel dann auch so abläuft am Ende meiner Tage? Muss ich für Jesus auch eine Top-Bewerbung hinlegen, damit der micih überhaupt nimmt? Wenn ich an den Text des Dies Irae denke, den ich momentan im Chor für ein Konzert singe, dann ist das schon heftig, da wird Rechenschaft abgelegt, da wird gezittert, gezagt, heulen und Zähneklappern in der Hölle. Kein Wunder, dass man sich früher eine reine Weste kaufen wollte mit dem Ablaßhandel...

Als ich mich vor einem Jahr bei Evangelisch.de bewarb, habe ich keine Zeugnisse gebraucht. Keinen Lebenslauf. Noch nicht mal ein Bewerbungsanschreiben habe ich verfasst. Ich habe einfach nur auf einen Twitter-Eintrag reagiert. Dann kam die Einladung nach Frankfurt und ich war im Team. Schade, dass das im Leben nicht immer so einfach ist, dass man in Deutschland immer noch einen Haufen Papier mit sich rumschleppt - im Grunde bringen wir ja immer die eigene Lebensbilanz mit wenn wir uns bewerben.

Froh bin ich darüber, dass Jesus selbst mit all diesem Papierkram nichts zu tun hat. Stattdessen kann man zu ihm und zu Gott einfach so kommen, kann im Gespräch mit ihm Probleme klären, die Punkte der Vergangenheit bereinigen. Mit der Taufe ist der Grundstein gelegt auf den man aufbauen kann. Oder auch nicht. Denn hier schreibt man sich selbst die Absage, das "danke für ihr Vertrauen in unsere Firma" - nebenbei bemerkt der größte Unsinn, denn man an einen Bewerber schreiben kann, Vertrauen wird erarbeitet. Wer tatsächlich Vertrauen sucht kann sich ja erstmal einen Hund anschaffen.

"Die Tore stehen offen, das Land ist hell weit" - Gott möchte, dass ich in seiner Firma arbeite, bedingungslos. Er zahlt zudem mit dem bestem Grundeinkommen, das es gibt: Der bedingungslosen Liebe. Klingt jetzt irgendwie total kitschig, aber ist auch irgendwie wahr. Oder?

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