Ein Kirchturm fürs Viertel – aber ohne Kirche

Neue Kirchturmspitze
Ein Kirchturm fürs Viertel – aber ohne Kirche
In Tilburg finanzierte die Nachbarschaft dem Kirchturm der Sakramentskirche eine neue Spitze

„Kein schöner Anblick!“ Das meinte die Tilburgerin Myria Nulden, 74 Jahre, zur lokalen Presse, als vor 33 Jahren die baufällige Kirchturmspitze der Sakramentskirche abgebaut wurde. Seitdem stand der Turm ohne Spitze da und die gesamte Nachbarschaft ärgerte sich über diesen Schandfleck der Stadt.

Ja, die Kirche war vom Bistum aufgegeben worden, etwas später als die Kirchturmspitze. Und ja, es war ein Kompromiss: Das Kirchenschiff wurde ab 2002 ebenso wie die schon längst verschwundene Kirchturmspitze abgebrochen, dort wurden neue Wohnungen gebaut. Auch im Kirchturm selbst kann man heute wohnen, doch immerhin: Er durfte stehen bleiben. Aber ohne Spitze? Das fanden die Menschen in der näheren Umgebung wirklich nicht spitze.

So begann eine Nachbarschafts-Aktion mit langem Atem über zwei Jahrzehnte: Unsere Kirche soll spitzer werden! Jos ten Brink, 83, entwarf eine außergewöhnliche Konstruktion aus Glas, in der in den nächsten Tagen noch ein Lichtkunstwerk installiert werden soll. „Es musste eine Landmarke werden!“, meint er, während er stolz beobachtet, wie ein Kran das 28 Tonnen schwere Konstrukt auf den alten Turm hievt, das in der Form an die alte Spitze erinnert. Die Krönung seines Arbeitslebens. „Eine Ikone für die Stadt“, meinen die Menschen, die diesen Tag feiern. Christlich oder nicht: Dieser Kirchturm ist „ihrer“ geworden. Ein Wahrzeichen für den Ort. Und ein Projekt, das die Menschen um den Turm herum zusammengeschweißt hat.

Pieter Siebers, Gründer der Initiative und jahrzehntelanger Motor dahinter, meint: „Dies war wirklich ein Bottom-up-Prozess, der aus der Nachbarschaft kam. Eine Initiative von Freiwilligen. Eine ganze Menge Leute haben dazu beigetragen. Und wir haben das alles gemeinsam gemacht.“ Viele Spenden kamen zusammen, darunter eine anonyme Spende über 200.000 Euro. Ohne dieses gemeinsame Anpacken wäre dieses neue Wahrzeichen der Stadt wohl nie entstanden.

Am 3. Juni soll nun auch das Licht-Kunstwerk eingeweiht werden. Vielleicht besuchen Sie dann mal das niederländische Tilburg am Abend. Und staunen, was Menschen in ihrer Nachbarschaft alles bewirken können

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