"Sea-Watch 4" in Palermo in Hafen eingelaufen

"Sea-Watch 4" in Palermo in Hafen eingelaufen
Verzweiflung auf Rettungsschiff "Open Arms"
© epd-bild/Thomas Lohnes
Am frühen Morgen kam es auf dem spanischen Rettungsschiff "Open Arms", das vor Palermo liegt, wieder zu Unruhen. Erneut sprangen Menschen über Bord.
Dem Seenotrettungsschiff blieb keine andere Wahl, als in den italienischen Hafen zu fahren. Auf dem spanischen Rettungsschiff "Open Arms", das vor Palermo liegt, war es wieder zu Unruhen gekommen. Am frühen Morgen sprangen erneut Menschen über Bord. Die Crew der "Sea-Watch 4" half erneut.

Nach langem taktischen Hin-und Her ist die "Sea-Watch 4" am heutigen Freitag (18.9.) in den Hafen von Palermo eingelaufen. Bis zuletzt hatte die Crew versucht, dass das Schiff in seine Werft nach Burriana auslaufen kann. Zuletzt hatten die italienischen Behörden dem Rettungsschiff verboten, einen Crew-Wechsel vor Anker vorzunehmen. "Das hat uns an unserer empfindlichsten Stelle getroffen", so Einsatzleiter Philipp Hahn.

Lange hatte die Crew der "Sea-Watch 4" versucht, das Einlaufen in den sizilianischen Hafen zu verhindern. Denn aller Voraussicht nach wird das mit der Festsetzung des Schiffes enden. Nach Erfahrung der Seenotretter wird bei der so genannten "Port-State-Control" von den Behörden alles getan, um das Schiff wegen angeblicher technischer Mängel festzusetzen. Das passierte zuletzt mit dem Schwesterschiff, der "Sea-Watch 3", die bis gestern in Poto Empedocle, ebenfalls in Sizilien, festsaß.

"Ein weiteres Schiff einer Nicht-Regierungsorganisation (NGO), das im Netz von störenden technischen Details gefangen ist. Es werden Kleinigkeiten genutzt, um die Rettung von Menschenleben auf See zu verhindern", schreibt die Pressesprecherin der internationalen Organisation "Ärzte ohne Grenzen" (MSF), Hannah Wallace Bowman. Das wäre das fünte Rettungsschiff in Folge, das innerhalb von fünf Monaten beschlagnahmt worden sei. Wallace Bowman schreibt, dass die italienischen Behörden sagen werden, dass die Seenotretter das Gesetz gebrochen hätten und so die Realität durch die Rhethorik der Seeverkehrsgesetzgebung verdeckt werde. Bedenken hinsichtlich der öffentlichen Gesundheit würden angeführt werden, obwohl die Absicht dahinter ganz eindeutig die Verhinderung von Rettungsmissionen auf dem zentralen Mittelmeer sei.

Nur notgedrungen in den Hafen

Nachdem die Crew der "Sea-Watch 4" zwei Corona-Tests unter Aufsicht des italienischen Roten Kreuz absolviert hat, die beide für alle negativ ausfielen und die 14-tägige Quarantäne beendet ist, wollte das Schiff eigentlich zurück in seine spanische Werft nach Burriana. Doch die italienischen Behörden verweigerten die "Port-State-Control" vor Anker ebenso wie die obligatorische Desinfektion des Schiffes. Zum Schluss wählte die Crew notgedrungen den Weg in den palermischen Hafen.

Noch am Morgen, gegen acht Uhr, war die Crew der "Sea-Watch 4" zu ihrem alltäglichen Morgen-Briefing zusammengekommen, als Kapitän Stevan Nokovic hinzukam. "Die Crew der 'Open Arms' hat erneut unsere Hilfe angefordert", so der Kapitän. Schnell ließ die Crew alles stehen und liegen und machte sich bereit, im Notfall zu helfen. Als erstes ging das POB-Boot (People over Bord) hinaus, um schnell zu dem nur wenige Seemeilen entfernten spanischen Rettungsschiff zu gelangen.

Es war fast das gleiche Szenario wie gestern. Erneut sprangen Menschen von dem spanischen Rettungsschiff "Open Arms". Bereits gestern war die Lage auf dem Schiff vor Palermo derart prekär. Die "Sea-Watch 4" brachte erneut ihre drei Schnellboote ins Wasser, um im Notfall den spanischen Seenotrettern zu helfen. Die italienische Küstenwache war auch umgehend vor Ort und brachte die im Wasser befindlichen Menschen wieder an Bord. Die Schnellboote der "Sea-Watch 4" befanden sich auf Abruf, mussten aber letztlich nicht eingreifen. 

Gestern hieß es, dass die italienische Küstenwache die restlichen 200 an Bord befindlichen Geretteten noch am Nachmittag auf ein Quarantäne-Schiff ausschiffen wollte - was aber bis heute nicht passiert ist.

 

 

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