"Gott hat eine spielerische Komponente"

Was mich bewegt, Podcast Margot Käßmann
© epd-bild/Rolf K. Wegst /evangelisch.de
Podcast mit Margot Käßmann
"Gott hat eine spielerische Komponente"
Doppelkopf, Skat, Monopoly, Uno - ganz egal welches Spiel aus dem Schrank geholt wird, meistens bereitet das Spielen Groß und Klein Freude. Die frühere Ratsvorsitzende der EKD sagt: "Ich spiele gern und finde spielen ist fürs Leben wichtig, weil spielen kreativ und unterhaltsam ist." Das selbsternannte "Spielkind" Tobias Glawion, der Chefredakteur des Evangelischen Medienhauses Stuttgart, fragt in dieser Folge des Podcasts "Was mich bewegt" Margot Käßmann, was sie am liebsten spielt und was das Spielen über den Charakter aussagt.

Hier können Sie die neue Folge "Was mich bewegt" zum Thema "Spiele" hören.

Was sich die vierfache Mutter immer wieder wünscht, wenn ihre Töchter zu Besuch sind, ist eine Runde Doppelkopf. Das sei in der Familie ganz tief verankert und wird selbst im Urlaub nicht langweilig. Im Podcast erzählt sie: "Wir sind manchmal nach Frankreich gefahren, zwei Wochen Urlaub, und hatten nur ein Kartenspiel mit." 

Den Kindern beizubringen, dass auch Verlieren gelernt werden muss, sei manchmal gar nicht so leicht. Da fliegt auch schon mal ein Brett "Mensch ärgere dich nicht" an die Wand. Aber darüber kann die frühere Landesbischöfin und EKD-Ratsvorsitzende lachen: "Ich finde wichtig, dass Kinder das auch lernen: Ich bin nicht immer der Gewinner. Ich bin vielleicht im Moment größer, stärker, schneller, aber ich bin im Leben nicht immer der Gewinner, sondern man muss auch mal einstecken können, dass der andere gewinnt. Das gehört zum Leben dazu. Spielen ist ja auch lernen."

Sie selbst findet es lustig, wenn Menschen verbissen gewinnen wollen. Ihr sei es nicht wichtig, ihr mache das Spielen an sich Spaß. Deshalb lässt Margot Käßmann auch gerne die Enkelkinder gewinnen. Bei "Dobble" seien Kinder oftmals sogar schneller als Erwachsene. Doch es zeige auch viel vom Charakter der Mitspielenden, wenn jemand nicht verlieren könne. 

In ihrem Glauben entdeckt die 63-jährige auch Gott als Spieler, der sich in der Schöpfung austobe. Wenn sie die Frühlingsblumen betrachtet, ist sie sich sicher: "Da muss Gott einfach auch Lust an diesen Farben, an diesem Spielerischen haben, schöpferische Lust. Ich denke, der Schöpfungsdrang Gottes ist auch etwas Spielerisches: Die Menschen sind so unterschiedlich geschaffen."

Das Gott aber im negativem Sinne mit der Menschheit spielt und Lebensschicksale würfelt, daran glaubt sie nicht. "Ich glaube nicht, dass Gott – jedenfalls der Gott, an den ich glaube – uns wie Marionetten hält und sagt: Dem soll’s richtig gut gehen und der gewinnt beim "Glücksspiel" und der andere kriegt eine Krebsdiagnose und der dritte wird mit Krieg überzogen und dann will ich wieder einen ganz glücklich sein lassen. Das wäre ein furchtbares Gottesbild."

evangelisch.de dankt dem Evangelischen Medienhaus in Stuttgart für die Kooperation.