Eine Glocke auf Wanderschaft

Audioslideshow über die Wunderblutkirche
Die Replik der historischen Glocke reist - begleitet von vielen Menschen - auf dem alten Pilgerweg von Berlin nach Bad Wilsnack im Sprengel Prignitz an ihren Bestimmungsort: Die Wunderblutkirche.

Warum mir das 2018 wichtig war:  Die Audioslideshow des Fotografen Gordon Welters über die Pilgerfahrt im tiefsten Brandenburg hat mich dieses Jahr besonders gefreut - und zwar wegen ihrer aufwändigen Entstehungsgeschichte, des persönlichen Einsatzes des Fotografen und vor allem wegen der ungewöhnlichen Story, die hinter der Aktion "Die Glocke kehrt auf dem Pilgerweg zurück nach Bad Wilsnack" steckt. Es ist eine stimmungsvolle Geschichte über eine ungewöhnliche Pilgertour entstanden, die von einer sehr engagierten Pfarrerin und ihrer Gemeinde begleitet wird. Auch die Tatsache, dass die Glocke eigentlich eine Replik aus Kunststoff ist, hat das große Vohaben der Gemeinde nicht geschmälert. Die sorgfältig organisierte Pilgerfahrt mit verschiedenen Transportmitteln wie Traktor, Ruderboot oder Pfedewagen spiegelt sich auch in der einfallsreichen dreitägigen Berichterstattung des Fotografen Gordon Welters wieder. Er musste Wege finden, mit der Glocke Schritt zu halten, was nicht zuletzt zu einer beeindruckenden Drohnenfahrt über dem See führte, auf dem die Glocke im Ruderboot gefahren wird. Sein Geschick, mit den Leuten der Region ins Gespräch zu kommen und ihr anfängliches Misstrauen über den ungewohnten Mitpilger zu zerstreuen, führt zu einer sehr authentischen Reportage, stimmungsvoll arrangiert mit Gesangselementen. Man fühlt sich, als wäre man mitgepilgert. - Anika Kempf, Fotoredakteurin bei evangelisch.de

Dieser Artikel wurde erstmals am 05.07.2018 veröffentlicht.

Die Wilsnacker Wunderblutkirche war nach einem angeblichen Hostienwunder vom Ende des 14. bis zur Mitte des 16. Jahrhunderts ein Wallfahrtsziel von europäischem Rang. Mit der Reformation beendete der erste evangelische Pfarrer von Wilsnack, Joachim Ellefeld, im Jahr 1552 das Ganze, indem er das Blut auf den angeblichen Wunderbluthostien vor Zeugen verbrannte. Die Wilsnacker Glocke wurde von Kurfürst Albrecht III. in Auftrag gegeben, noch als die Wallfahrten nach Wilsnack auf ihrem Höhepunkt waren. 1471 kam die Glocke in Wilsnack an, wurde aber nie in die Kirche eingebaut. Nach dem Ende der Pilgerfahrten wurde sie nach Cölln, einem Ort im späteren Berlin, gebracht und später dem Geläut des Berliner Doms hinzugefügt. Deshalb kommt nun eine Nachbildung nach Bad Wilsnack, bei einer ganz besonderen "Wallfahrt", bei der Traktoren, Pferde und sogar Boote zum Einsatz kommen.