Ruck-Schröder ruft zu Erneuerung der Kirche auf

Präses Adelheid Ruck-Schröder auf der Kanzel
epd-bild/Friedrich Stark
Die Präses der westfälischen Kirche, Adelheid Ruck-Schröder, war Anfang November mit einer Delegation des nordrhein-westfälischen Landtags nach Israel gereist.
Synode der westfälischen Kirche
Ruck-Schröder ruft zu Erneuerung der Kirche auf
Strukturreformen, Verhältnis der Kirche zu jüdischen Menschen und Aufarbeitung von Missbrauch: Mit ihrem ersten Bericht vor der Synode setzt die neue westfälische Präses Ruck-Schröder den Kurs der westfälischen Kirche in schwierigen Zeiten.

In ihrem ersten Bericht vor der Landessynode hat die neue westfälische Präses Adelheid Ruck-Schröder zur grundlegenden Erneuerung der Landeskirche aufgerufen und eine weitere Aufarbeitung von Missbrauch angekündigt. Angesichts eines zunehmenden Antisemitismus rief die leitende Theologin am Montag in ihrem Bericht vor der Landessynode in Bielefeld auch zu einer Erneuerung des Verhältnisses von Kirche und Judentum auf. Junge Menschen sollen zudem stärker beteiligt werden.

Macht und Kompetenz müssten klar zugewiesen werden, damit sie auch verantwortlich und überprüfbar ausgeübt werden könnten, sagte die 59-Jährige zu Strukturreformen. Um das überfrachtete Präses-Amt zu entlasten, habe sie bereits die Leitung des Kollegiums im Landeskirchenamt an ihren Stellvertreter delegiert.

"Wir brauchen eine klare Strategie und einen neuen Mix aus Bewahrenswürdigem und Neuem, mit dem wir Menschen erreichen", sagte Ruck-Schröder angesichts eines hohen Spardrucks. Mit den Ressourcen müsse sparsam umgegangen werden, es reiche aber nicht, "an allen Ecken ein bisschen" zu sparen. Es sei auch wichtig, Dinge zu lassen, betonte die Präses: "Wir sind nicht verpflichtet, überkommene Strukturen, die nicht mehr passen, weiterzuführen." Operative Entscheidungen müssten schneller und selbstständiger getroffen werden können.

Miteinander von Beruf und Ehrenamt stärken

Ein neues Miteinander soll es laut Ruck-Schröder bei kirchlichen Berufen und Ehrenamtlichkeit geben. Im Bereich der Interprofessionellen Teams sei die westfälische Kirche federführend. In den Teams arbeiten Pfarrerinnen und Pfarrer mit Angehörigen anderer Berufsgruppen zusammen, etwa Gemeindepädagogen und Diakoninnen.

Besorgt äußerte sich Ruck-Schröder über eine "derzeitige Priorisierung der Politik", die Anzahl von Abschiebungen zu steigern. Sie würdigte das Engagement in Kirchenkreisen, "die Botschaft der christlichen Nächstenliebe, des Zusammenhalts in der Gesellschaft und des christlichen Menschenbildes angesichts von rechtspopulistischen Hassparolen zur Sprache zu bringen".

Auch das Verhältnis von Kirche und Judentum muss nach Überzeugung Ruck-Schröders "angesichts eines explodierenden Antisemitismus auf unseren Straßen"grundlegend erneuert werden. Zugleich gelte es, "gute Beziehungen zu unseren palästinensischen Geschwistern" zu pflegen, betonte Ruck-Schröder vor dem Kirchenparlament. Gestärkt werden müssten Menschen, die Brücken bauen, "und wir als Kirche können Ort der Verständigung sein", unterstrich die leitende Theologin, die Anfang November mit einer Delegation des nordrhein-westfälischen Landtags nach Israel und ins Westjordanland gereist war.

Disziplinarverfahren im Missbrauchsfall Siegen?

Mit Blick auf den mutmaßlichen Missbrauchsfall im evangelischen Kirchenkreis Siegen-Wittgenstein werden laut Ruck-Schröder Disziplinarverfahen geprüft. Diese Prüfung solle einer externen Kanzlei übergeben werden. Die Landeskirche folgt damit den Empfehlungen aus dem unabhängigen Gutachten zum mutmaßlichen Siegener Missbrauchsfall, der 2023 zum Rücktritt von Annette Kurschus als westfälische Präses und Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) führte. Laut Gutachten soll ein Kirchenmusiker jahrzehntelang Schüler-Lehrer-Verhältnisse ausgenutzt und sexualisierte Gewalt gegen junge Orgelschüler verübt haben.

Ruck-Schröder unterstrich auch die Bedeutung des Religionsunterrichts: "Als pluralitätsfreundliche Kirche bejahen wir konfessionelle Kooperation und das Gespräch mit anderen Religionen", sagte sie. Kritisch bewertete die Präses in der anschließenden Aussprache den Konflikt um das Verbot medizinischer Schwangerschaftsabbrüche am Klinikum Lippstadt. Es könne ökumenischen Vorhaben nicht zugestimmt werden, "wenn unser evangelisches Profil nicht mehr sichtbar bleibt", sagte Ruck-Schröder. Als evangelische Kirche sei man auch dem Schutz von Frauen verpflichtet. Möglicherweise müsse dann auch auf ein ökumenisches Projekt verzichtet werden. Hier sei sie für eine Klärung.