TV-Tipp: "Toni, männlich, Hebamme: Mächtig schwanger"

© Getty Images/iStockphoto/vicnt
24. März, ARD, 20.15 Uhr
TV-Tipp: "Toni, männlich, Hebamme: Mächtig schwanger"
Neben der handwerklichen Qualität und dem stets spürbaren Appell zur Lebensfreude sind es vor allem drei Aspekte, die "Toni, männlich, Hebamme" aus dem Fernsehalltag herausragen lassen.

Die Komödien machen große Lust auf Nachwuchs und vermitteln dennoch, dass Geburten nichts für Feiglinge sind, weshalb Männer allenfalls als Geburtshelfer in frage kommen; und sie erzählen Geschichten, die deutlich über die persönliche Perspektive des Titelhelden hinausgehen. Tatsächlich ist Titelheld Toni (Leo Reisinger) in den beiden neuen Episoden fast eine Art Reiseführer, der dem Publikum Einblicke in andere Welten vermittelt: "Eine Klasse für sich" handelte von den Einschränkungen eines Lebens mit Down-Syndrom, im zweiten Film mit dem cleveren Titel "Mächtig schwanger" geht es am Beispiel einer Politikerin um die Vereinbarkeit von Kind und Karriere. Natürlich fällt unter anderem der Satz, dass die entsprechende Frage einem Mann nie gestellt würde, aber damit endet die Erwartbarkeit des Drehbuchs, das Reihenschöpfer Sebastian Stojetz wie bei den sieben Filmen zuvor gemeinsam mit Regisseurin Sibylle Tafel geschrieben hat. 

Christine Eixenberger, Titeldarstellerin der ZDF-Reihe "Marie fängt Feuer" und Kabarettistin, spielt eine Vorzeigefrau der konservativen bayerischen Regierungspartei. Als der Parteichef (Robert Giggenbach) die Familienministerin zu seiner Nachfolgerin küren will, regt sich prompt Widerstand: Den Dinosauriern im Vorstand ist Sissi Hopf nicht nur viel zu aufmüpfig, sondern angesichts ihrer unübersehbaren Schwangerschaft auch viel zu unverheiratet. Der Feind lauert allerdings auch daheim: Ehemann Konstantin (Felix Hellmann) hat überhaupt keine Lust, seine eigene Laufbahn zu gefährden, damit seine ehrgeizige Frau ihre politischen Ambitionen verwirklichen kann. Tatsächlich kommt es sogar zu einer hässlichen Szene, bei der nicht nur ein Topf durch die Küche fliegt. Sissi deklariert das entsprechende Hämatom zwar als Haushaltsunfall, aber Toni lässt sich nicht täuschen. Dass die beiden zu Schulzeiten ineinander verliebt waren und sich auch heute noch mehr als nur sympathisch sind, beschert der Dreierkonstellation zusätzlichen Zündstoff. 

Diese Ebene allein ist im Grunde schon abendfüllend, aber natürlich will auch die Geschichte von Toni und Praxispartnerin Luise (Wolke Hegenbarth) weiter erzählt werden. Die beiden hatten zwar mal Sex, sogar zweimal, aber ein Paar waren sie nie, und seit Luise zu ihrem Freund Sami (Marcel Mohab) gezogen ist, scheint die Sache ohnehin erledigt. Allerdings hat sie einen regelmäßigen Traum, in dem sie mit Toni Tango tanzt; mit dieser vortrefflich gefilmten Sequenz (Kamera: Florian Schilling) beginnt der Film auch. Also bittet sie Psychologin Malu (Charlotte Schwab), Mutter von Tonis Freund Franzl (Frederic Linkemann) und seit dem letzten Film auch Mitbewohnerin der beiden, um Lebensberatung: Sie will sich von Toni "entlieben", was prompt zu einigen spaßigen Szenen führt, aber selbstverständlich aussichtslos ist, schließlich soll die unausgesprochene Liebe der Reihe erhalten bleiben; derlei ist auch andernorts, etwa in "Nord bei Nordwest", um nur ein Beispiel zu nennen, ein beliebtes Fortsetzungsthema. 

Außerordentlich sympathisch ist der dritte Handlungsstrang, für den sich Tafel und Stojetz einer Anleihe bei der Kinderbuchreihe "Briefe von Felix" bedient haben: Aufgrund eines aus Kindersicht durchaus tragischen Missgeschicks ist das Lieblingskuscheltier von Luises Tochter Lotta abhanden gekommen. Toni hat die rettende Idee: Mister Mümmelmann ist auf Weltreise und schickt Lotta per Hasenpost eine Ansichtskarte. Auf der Suche nach Ersatz geraten die beiden zwar an eine "Kuscheltiermafia", aber am Ende hat Toni, den ohnehin kaum etwas aus der Ruhe bringen kann, auch für dieses Problem eine passende Lösung. 

Die Ebene mit Sissi Hopf birgt zwar zunächst gleichfalls einige lustige Momente, behandelt das Kernthema des Films jedoch mit dem nötigen Ernst. Auch hier ist die Botschaft klug verpackt: Viele Frauen haben ein schlechtes Gewissen, weil sie fürchten, ihre Kinder zu vernachlässigen, wenn sie sich auf ihren Beruf konzentrieren; Männern dagegen kommt offenbar nicht in den Sinn, dass sie ihren Frauen die Karrierechancen vermasseln, weil sie sich weigern, Verantwortung für die gemeinsamen Sprösslinge zu übernehmen. Dass sich Toni einmischt, gehört zum Muster dieser und anderer Freitagsreihen. Wie es Tafel schafft, dem Film trotz allem einen vorwiegend heiteren Tonfall zu geben, obwohl das Drehbuch auch selten thematisierte Aspekte wie etwa eine Fehlgeburt berücksichtigt, ist erneut beeindruckend.