Kirchen verurteilen Queer-Feindlichkeit

© epd-bild /Thomas Lohnes
Die evangelische Kirche in Deutschland stellt sich hinter queere Menschen. Das wird auch in Gottesdiensten immer wieder sichtbar.
Nach Freispruch von Olaf Latzel
Kirchen verurteilen Queer-Feindlichkeit
Nach dem Freispruch für den evangelikalen Bremer Pastor Olaf Latzel wächst vonseiten der Kirchen die Kritik an dem Urteil des Bremer Landgerichts. Zugleich betonen sie, dass sexuelle und geschlechtliche Vielfalt in der Kirche erwünscht sind.

Nach dem Freispruch für den evangelikalen Bremer Pastor Olaf Latzel mehren sich kirchliche Stimmen, die das Urteil des Bremer Landgerichts kritisieren und für eine offene, queer-freundliche Kirche werben. Die Kirchenpräsidentin der Evangelisch-reformierten Kirche mit Sitz im niedersächsischen Leer, Susanne Bei der Wieden, verurteilte Latzels Äußerungen zur Homosexualität. "Der Freispruch von Olaf Latzel ändert nichts daran: Als der Bibel verpflichtete Christin verurteile ich seine homophoben Äußerungen scharf", postete die Kirchenpräsidentin am Samstag auf Twitter.

Zugleich kritisierte Bei der Wieden das Bremer Landgericht, das Latzel am Freitag vom Vorwurf der Volksverhetzung freigesprochen hatte: "Das Bremer Urteil gibt einseitig einem platten Biblizismus recht. Biblische Theologie bezeugt aber Gott als den Schöpfer aller Lebensformen."

Das Bremer Landgericht hatte den umstrittenen evangelischen Pastor am Freitag vom Vorwurf der Volksverhetzung freigesprochen. Dabei ging es um Äußerungen zur Homosexualität. Der Pastor hatte im Oktober 2019 in einer "biblischen Fahrschule zur Ehe" vor 30 Paaren unter anderem gesagt, Homosexualität sei eine "Degenerationsform von Gesellschaft". Eine Tonaufnahme davon war im März des Folgejahres mit Zustimmung des Pastors auf dem Youtube-Kanal des Theologen veröffentlicht worden.

In der hannoverschen Landeskirche hatten sich die Jugendsynode und Landesbischof Ralf Meister am Samstag in einem gemeinsamen Statement gegen die Diskriminierung queerer Menschen gewandt. Die Landeskirche setze sich für die gleichberechtigte Teilhabe aller Menschen am kirchlichen und gesellschaftlichen Leben ein, heißt es in der auf der Frühjahrstagung der Landessynode vorgestellten Stellungnahme. Alle Menschen aller geschlechtlichen Identitäten und vielfältiger sexuellen Orientierungen seien willkommen.

EKD versichert liberale Haltung

Unterdessen bekräftigte die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) ihre liberale Haltung zum Umgang mit Homosexualität. Sie lehne jede Form der Diskriminierung aufgrund einer sexuellen Orientierung oder Identität aus theologischen und ethischen Gründen ab, heißt es auf dem EKD-Instagram Account und auf Twitter: "Das gilt unabhängig von allen Gerichtsurteilen." Alle Menschen, auch "Mitglieder der LGBTQI+Community sind dazu berufen, ihre Partnerschaft vom biblischen Liebesgebot her zu gestalten".

Am Freitag hatte auch der Oldenburger Bischof Thomas Adomeit Bedauern für den Freispruch Latzels geäußert. "Das Gericht hat einen weiten Rahmen für die Meinungsfreiheit gezogen. Das ist zu akzeptieren", sagte der Bischof am Rande der in Oldenburg tagenden Synode seiner Kirche: "Dennoch heiße ich die Äußerungen von Pastor Latzel nicht gut."

Unklar ist, wie ein Disziplinarverfahren ausgeht, das die Bremische Evangelische Kirche gegen Latzel angestrengt hat und das unabhängig vom Urteil läuft. Bis zu einer rechtskräftigen Entscheidung des Landgerichtes ruht das Verfahren.

In einem anderen Verfahren vor dem Amtsgericht Köln ist am Freitag das Volksverhetzungs-Verfahren gegen den polnischen Priester Dariusz Oko gegen eine Zahlung von 3.000 Euro eingestellt worden. Er hatte homosexuelle Priester in der katholischen Kirche in einem Artikel unter anderem als "Krebsgeschwür" und "Parasiten" verunglimpft. Das Amtsgericht hatte deshalb bereits im vergangenen Jahr einen Strafbefehl über 4.800 Euro gegen ihn verhängt. Dagegen hatte Oko Einspruch eingelegt.