TV-Tipp: "Ein Wahnsinnstag"

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27. Mai, ARD, 20.15 Uhr
TV-Tipp: "Ein Wahnsinnstag"
Eine turbulente Komödie rund um zwei alleinerziehende Elternteile. Eine heimliche Hauptrolle spielt die Stadt Köln.

Eltern kennen das, erst recht als Alleinerziehende: Ein wichtiger Termin steht an, und nun muss ein Rädchen ins andere greifen, damit alles klappt. Aber natürlich schlägt ausgerechnet jetzt Murphys Gesetz erbarmungslos zu: Alles, was schiefgehen kann, geht auch schief; und davon erzählt diese herrlich turbulente und mitreißend erzählte romantische Komödie mit Gute-Laune-Garantie.

Für die ohnehin vorbildlich organisierte Frederike (Mina Tander) läuft zunächst alles nach Plan: Sie hat am Abend ein Bewerbungskochen für eine Stelle als Köchin und ist perfekt vorbereitet; theoretisch. Noch rasch den siebenjährigen Fritz in die Grundschule gebracht, und der Tag kann kommen. Bei Philipp (Ulrich Brandhoff) läuft es nicht ganz so rund. Er hat verschlafen und muss sich sputen. Er bewirbt sich um eine Stelle als Stadtführer und hat heute eine erste Führung.

Weil alles flott gehen muss, geht Tochter Miriam, ebenfalls sieben, eben ungewaschen in die Schule. Aber dann macht eine Fliegerbombe einen fetten Strich durch die beiden Rechnungen: Die Schule fällt aus, der ganze Stadtteil wird evakuiert; und nun beginnt für das Quartett aus Vater, Mutter und zwei Kindern eine Handlungsodyssee voller Überraschungen.

"Ein Wahnsinnstag" ist ein treffender Titel für diese Geschichte (Buch: Michael Meisheit und Betty Platz, nach einer Idee von Thomas Brückner). Natürlich schreit der Stoff geradezu danach, als romantische Komödie erzählt zu werden, aber für Gefühle haben Frederike und Philipp zunächst überhaupt keine Zeit. Immerhin können sie sich auf eine Arbeitsteilung einigen: Sie kümmert sich um die Kinder, während er seine Stadtführung hat; er übernimmt die Sprösslinge dann am Nachmittag, damit sie vorkochen kann.

Ihre Wohnung liegt jedoch in der Sperrzone, weshalb sie händeringend nach einer Alternative sucht; Philipps "Küche" hat im Grunde nicht mehr als eine Kochplatte und einen Toaster zu bieten. Ihn wiederum ereilt mitten in der Führung ein Anruf seiner Schwester, die ihn auf eine Wohnungsbesichtigung aufmerksam macht; er muss dringend umziehen, damit Miriam, die im wöchentlichen Wechsel bei ihm und der Mutter lebt, ein eigenes Zimmer bekommt.

Die Komödie ist gleich in mehrfacher Hinsicht eine Hommage: an die Improvisationskunst alleinerziehender Eltern, die jederzeit damit rechnen müssen, dass ihre Pläne über den Haufen geworfen werden; an die Liebe, die sich über Umwegen einstellt und am Schluss vorübergehend einen bösen Rückschlag verkraften muss; und schließlich an Köln.

Regisseurin Katja Benrath hat darauf geachtet, dass viel Lokalkolorit einfließt. Nicht zuletzt dank Philipps Führung spielt die Stadt eine heimliche Hauptrolle, zumal neben den bekannten Sehenswürdigkeiten auch die zumindest im Rheinland weltberühmten Originale "Tünnes un Schääl" mitwirken. Außerdem sorgen einige Nebenfiguren dafür, dass des Öfteren auch der einheimische Zungenschlag erklingt. Sehr sympathisch ist zum Beispiel Stephan Bieker als gut gelaunter Polizist; er spielt eine ganz ähnliche Rolle als tiefenentspannter Postbote mit Vorliebe für Klatsch und Tratsch in der ebenfalls von der ARD-Tochter Degeto verantworteten Freitagsreihe "Meine Mutter…" mit Diana Amft und Margarete Broich.

Die Nebenrollen haben zudem großen Anteil daran, dass in diesem Film ständig was los ist. Maßgeblich für die Handlung sind unter anderem Haley Louise Jones als Frederikes beste Freundin Susi, in deren Küche die Kinder allerlei Chaos verursachen, Rudolf Kowalski als schlecht gelaunter Tourist sowie Marita Breuer als Wohnungsmaklerin, die indirekt für eine der schönsten Szenen des Films sorgt: Frederike stellt sich als Ersatzfrau zur Verfügung, damit Philipp eine Wohnung bekommt, und diese kurzzeitige Ehe auf Probe klappt erstaunlich gut.

Ein Sonderlob gebührt der Regisseurin für die Führung der Kinder: Mia Grace Herold und William Vonnemann machen ihre Sache fabelhaft. Die beiden sind weit mehr als bloß amüsantes Beiwerk, zumal sie auch allerlei Abenteuer auf eigene Faust erleben. Katja Benrath hat ohnehin ein Händchen für diese Altersgruppe, wie sie bereits in der nicht minder sehenswerten Tragikomödie "Das Leben ist kein Kindergarten" (2020, auch für die Degeto) bewiesen hat. Ihr Langfilmdebüt war der Kinderfilm "Rocca verändert die Welt" (2019) über eine moderne Pippi Langstrumpf. Klugerweise hat sie darauf verzichtet, sich beim Inszenierungstempo von der Handlung anstecken zu lassen: Die Ereignisse überschlagen sich ohnehin ständig, da muss die Kamera (Claire Jahn) nicht auch noch Purzelbäume machen.