Mit Comics gegen Verschwörungsmythen

Comic zu Sekten
© epd-bild/Beratungsstelle Neue Religiöse Bewegungen Dekanat München / Dagmar Brunk
Mit Comics im Manga-Stil und einem Flyer wollen die Weltanschauungsbeauftragten der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern (ELKB) Jugendliche über Verschwörungstheorien und Sekten informieren.
Weltanschauungsexperten
Mit Comics gegen Verschwörungsmythen
Nicht erst seit Corona blühen Verschwörungsmythen auf. Um Jugendlichen im Dickicht der Thesen eine Orientierungshilfe zu geben, haben die Weltanschauungsbeauftragten der bayerischen Landeskirche nun eine Comic-Serie und einen Flyer produziert.

Mit Manga-Comics und Flyer wollen die Weltanschauungsbeauftragten der bayerischen Landeskirche Jugendliche über Verschwörungstheorien und Sekten informieren. Was hat Impfen mit 5G zu tun? Ist der Klimawandel nur eine Erfindung der Eliten? Worum geht's bei Esoterik und Okkultismus? "Fragen dazu treiben auch junge Menschen sehr um, aber sie machen bislang nur einen geringen Anteil in unseren Beratungsgesprächen aus", sagte Haringke Fugmann, Beauftragter der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern (ELKB) für geistliche und religiöse Strömungen.

Mit den Comics "Abenteuer Weltanschauungen" wolle man Informationen auf leichte Art zugänglich machen und die Hürde herabsetzen, sich professionelle Hilfe zu holen, sagt Bernd Dürholt von der Beratungsstelle "Neue Religiöse Bewegungen" im Dekanat München.

Elf Folgen der zwölfseitigen, online verfügbaren Comics seien im vergangenen Jahr entstanden. Dank einer Förderung durch das Programm "Demokratie leben!" des Bundesfamilienministeriums lägen sechs Hefte nun auch als gedruckter Sammelband vor. Sie könnten für Seminartage der evangelischen oder der kommunalen Jugendarbeit sowie für Jugendtreffs, Religionsunterricht und Konfirmandenarbeit angefordert werden, so die Herausgeber.

Der Flyer "Ist das eine Sekte?" wiederum zeige typische Lebenssituationen von Jugendlichen, in denen sie für die Angebote weltanschaulicher Gruppen empfänglich seien. "Wir wollen junge Menschen ermutigen, auf ihr Bauchgefühl zu hören", erläutert Bernd Dürholt. Wenn ein Angebot scheinbar hundertprozentig passe, sollten Alarmglocken schrillen. "Es muss nicht alles gefährlich sein, aber der Sechser im Lotto ist eben auch unwahrscheinlich", sagt der Pädagoge.

Die Idee zur Comic-Reihe sei vor einem Jahr aus einer Anfrage der Evangelischen Jugend entstanden. Man habe eine niederschwellige Form gesucht, die Jugendliche anspricht, sagt Dürholt. Beim Kontakt mit neuen Weltanschauungen spielten die eigene Lebenssituation und das soziale Umfeld eine wichtige Rolle: Ausgrenzung in der Schule, Stress im Studium, Liebeskummer und mehr. Das lasse sich am besten mithilfe der kurzen Geschichten zeigen, in denen meist zwei Jugendliche die Hauptrollen spielten.

 

"Für jedes Thema entwickeln wir ein Storyboard, feilen zum Teil wochenlang an einzelnen Sprechblasen und lassen das Ergebnis von Jugendlichen testen", erklärt der Experte. Bei kritischen Rückmeldungen werde die Geschichte so lange überarbeitet, bis es grünes Licht gebe. Für den Manga-Stil habe man sich entschieden, "weil es dort keine Knubbelnasen gibt, sondern Figuren respektvoll dargestellt werden", ergänzt Haringke Fugmann.

Für die Fertigstellung eines Comics benötigt das Duo nur eine Woche - eine Manga-Software aus Japan mache das möglich. Auch die Weltanschauungsexperten Dürholt, Fugmann und ihr Kollege, der Sektenbeauftragte Matthias Pöhlmann, sind am Ende der Comics als Manga-Figuren vertreten - "die Hemmschwelle zur Kontaktaufnahme ist dann niedriger", sagt Fugmann.

Themen der bisher erschienenen Weltanschauungs-Hefte sind Verschwörungsmythen rund um 5G, Reptiloide, Chemtrails, Klima und Corona sowie Neue christliche Bewegungen, Esoterik oder Okkultismus. Weitere Folgen zu den Themen Endzeit, Schamanismus, Erfolgsglaube oder Atheismus sind in Planung. Bewusst würden in den Comics einzelne Gruppen wie Scientology oder Querdenker nicht namentlich genannt; der Ausgang der Geschichte bleibe offen. "Unsere Comics liefern alle Infos zu bestimmten Weltanschauungsthemen - danach können Jugendliche selbst eine begründete Entscheidung treffen", betont Dürholt.