TV-Tipp: "Familie Bundschuh: Woanders ist es auch nicht ruhiger"

© Getty Images/iStockphoto/vicnt
6. Dezember, ZDF, 20.15 Uhr
TV-Tipp: "Familie Bundschuh: Woanders ist es auch nicht ruhiger"
Nach dem Motto "Schlimmer geht immer" kommt am Montag der vierte Teil der "Familie Bundschuh" im ZDF. Sind die lästigen Verwandten in den vorherigen Episoden nur zu Familienfesten angereist, leben jetzt alle unter einem Dach. Denn Gundulas Mann kauft ein heruntergekommenes Anwesen auf dem Land. Da ist der Denkmalschutz noch das geringste Problem.

"Tief durchatmen, die Familie kommt" hieß 2015 die erste Komödie nach einer Romanvorlage von Andrea Sawatzki. Ab dem vierten Teil hat das ZDF der Reihe einen eigenen Titel gegeben. Es ging zwar auch vorher stets um "Familie Bundschuh", aber spätestens jetzt war klar: Die Sippe braucht fortan nicht erst eigens anreisen; Gundula, die tragische Antiheldin, wird sie nicht mehr los. Nach Weihnachten, Familienfest, Urlaub, Schule und nochmals Weihnachten muss sie sich nun einer neuen Herausforderung stellen: Weil es in der Einflugschneise des schließlich doch noch eröffneten Berliner Flughafens lag, hat das Ehepaar Bundschuh sein Haus verkauft. Mit dem Umzug verbindet Gundula (Sawatzki) zudem die Hoffnung, die lästige Mischpoke loszuwerden. Allerdings hat Gatte Gerald (Axel Milberg) in Brandenburg ein Domizil erworben, das einem britischen Landsitz gleicht, ein Schnäppchen zudem, was im Film spätestens seit der Hollywood-Komödie "Geschenkt ist noch zu teuer" (1986) selbstredend Böses ahnen lässt. Tatsächlich ist der ehrwürdige Kasten aus dem frühen 18. Jahrhundert dringend renovierungsbedürftig. Das eigentliche Problem ist jedoch die Repräsentantin der örtlichen Denkmalschutzbehörde: Hella von Sternberg (Leslie Malton) wird mit Argusaugen darüber wachen, dass die Bausubstanz keinen Schaden erleidet; die Bundschuhs dürfen ohne ihre Erlaubnis nicht mal einen Nagel in die Wand schlagen. Während Gerald trotz seiner beiden linken Hände wie gewohnt große Töne spuckt, muss sich Gundula damit abfinden, dass nun alle unter einem Dach wohnen: Da sich bereits ihr parasitärer Bruder Hadi (Stephan Grossmann) samt seiner gottesfürchtigen schwäbischen Gattin (Eva Löbau) ins neue Haus hineinschmarotzt hat, müssen die Bundschuhs wohl oder übel auch die Mütter Ilse und Susanne (Thekla Carola Wied, Judy Winter) einziehen lassen, selbst wenn die beiden Schabracken schon jede für sich eine Plage sind.

Fortan folgt die turbulente Handlung der Devise Motto "Schlimmer geht immer": Natürlich entpuppt sich das Haus als Fass ohne Boden. Vermutlich musste Stephan Kuhlmann, dessen Drehbuch anders als der letzte Film ("Familie Bundschuh im Weihnachtschaos", 2020) wieder auf einem Roman Sawatzkis beruht, aufpassen, dass er sich nicht selbst plagiiert: Eine ganz ähnliche Geschichte hat er bereits in "Handwerker und andere Katastrophen" (2016, ZDF) erzählt, einer ähnlich munteren Komödie mit Tanja Wedhorn und Oliver Mommsen über ein Paar, das gemäß Murphys Gesetz an der Renovierung eines maroden Hauses verzweifelt. Gundula ergeht es ähnlich: Jedes Mal, wenn sie glaubt, endlich mal tatsächlich durchatmen zu können, ereignet sich ein neues Malheur. Ebenso erwartbar sind die Zustände, die die Denkmalschutzdame bekommt, als sie entdeckt, dass Gerald bei der Einrichtung seines Musikzimmers weder die kostbaren Delfter Kacheln noch die historischen Stuckarbeiten geschont hat.

Einige Pointen sind sogar bis ins Detail vorhersehbar, machen aber gerade deshalb trotzdem Spaß; das gilt auch für die verschiedenen Slapstickmomente, wenn Gundula beispielsweise zu den Klängen des Roy-Orbison-Klassikers "Blue Bayou" ein unfreiwilliges Bad nimmt, weil der Keller unter Wasser steht. Dank des ohnehin sehenswerten und mittlerweile zudem perfekt eingespielten Ensembles sind auch die Familienszenen amüsant (Regie, zum vierten Mal: Thomas Nennstiel), selbst wenn weder Sawatzki noch Kuhlmann viel Neues zu den Figuren eingefallen ist. Abweichungen gibt es allenfalls im Detail. So findet Susanne einen überraschend erfolgreichen Weg, aus ihrer umtriebigen Lebenserfahrung einen Nutzen zu ziehen: Sie erzählt Teenagern per Video, was die schon immer über Sex wissen wollten, bisher aber nicht zu fragen wagten.

Die musikalische Auswahl ist dagegen gern naheliegend: Als Hadi fürchtet, der neue italienische Freund werde seine Mutter um ihr Erspartes bringen, erklingt dazu Nino Rotas berühmte Titelmelodie aus "Der Pate". Andererseits ist dies exakt das humoristische Schema des Films: Gerald hat einen voluminösen Kronleuchter aufgehängt und kostet seinen Triumph aus, als Gundula den Schalter betätigt; aber es ist völlig klar, dass das Licht umgehend wieder verlöschen und dann das ganze Gerät mit Getöse von der Decke stürzen wird. So funktioniert mittlerweile im Grunde die ganze Reihe: Stets ist zu ahnen, was als Nächstes passiert, aber wenn das Ereignis eintritt, macht es trotzdem Spaß. Das mag nicht originell sein, ist aber wirkungsvoll. Die pointenreichen Dialoge sind ohnehin ein Vergnügen.