Sächsischer Landesbischof Rentzing tritt zurück

Carsten Rentzing
© epd-bild / Norbert Neetz
Carsten Rentzing, hier nach seiner Wahl zum sächsischen Landesbischof am 31. Mai 2015, tritt von seinem Amt zurück.
Sächsischer Landesbischof Rentzing tritt zurück
Carsten Rentzing, Landesbischof in Sachsen, tritt zurück. Rentzing war wegen der Mitgliedschaft in einer schlagenden Verbindung kritisiert worden. Nach Informationen des WDR waren auch alte Texte des Landesbischofs in einer rechten Zeitschrift ein Grund für den Rücktritt.

Der Landesbischof der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Sachsens, Carsten Rentzing, tritt zurück. "Ich muss mit großem Bedauern feststellen, dass die aktuelle Diskussion um meine Person diesem Ziel schadet. Sie ist nicht nur für mich persönlich, sondern auch für die gesamte Kirche derzeit eine Belastung. Um Schaden von meiner Kirche abzuwenden, habe ich mich entschieden, mein Amt zum nächstmöglichen Zeitpunkt zur Verfügung zu stellen", teilte der Landesbischof am Freitag in einer Erklärung mit.

Landeskirchensprecher Matthias Oelke sprach über den Rücktritt von einem "einmaligen Vorgang". Die Kirchenleitung werde nun das weitere Verfahren festlegen, sagte er dem Evangelischen Pressedienst (epd). Genaueres könne jetzt noch nicht gesagt werden. Der Bischof trete zunächst seinen Urlaub an. Formal bleibe er Bischof, bis ein Amtsnachfolger gewählt sei.

Nach Informationen des WDR wurde Rentzing kurz vor seinem Rücktritt von einem Pfarrer vertraulich mit Texten konfrontiert, die der Landesbischof 1989 und 1992 als Redakteur der extrem rechten Zeitschrift "Fragmente - das konservative Kulturmagazin" verfasst hat. Die Artikel waren bisher nicht Teil der öffentlichen Debatte um Rentzings Haltung gegenüber rechtsgerichteten Einstellungen.

Rentzing war zuvor in die öffentliche Kritik geraten, weil er bis heute Mitglied der Alten Prager Landsmannschaft Hercynia ist, einer schlagenden Verbindung, auch wenn die Mitgliedschaft nach eigenen Aussagen ruht. Die Sächsische Zeitung hatte die Mitgliedschaft im September 2019 thematisiert. Eine Online-Petition, initiiert von sächsischen Pfarrern, hatte vom Landesbischof eine deutlichere Abgrenzung von der Neuen Rechten und von der AfD gefordert, auch mit Blick auf einen Vortrag 2013 in der Berliner "Bibliothek des Konservatismus". Diese wird dem Umfeld der Neuen Rechten zugeordnet.

Rentzing schreibt in seiner Erklärung: "Ich stehe für konservative Positionen und Werte, die ich in einem langen Entwicklungsprozess für mich als richtig erkannt habe. Dabei war die Begegnung mit Jesus Christus und mein Glaube für mich prägend. Der Weg in die Kirche hat mich verändert. Positionen, die ich vor 30 Jahren vertreten habe, teile ich heute nicht mehr."

Mehr als 800 Menschen forderten mehr Distanz nach rechts

Von dem Auftritt in der "Bibliothek des Konservatismus" hat sich Rentzing vor kurzem distanziert. Aus der Verbindung Hercynia war der Bischof trotzdem nicht ausgetreten. Im Gespräch mit dem DLF hatte Rentzing gesagt, das sei "eine sehr persönliche Frage, die auch nur persönlich beantwortet werden kann und nicht in der Öffentlichkeit, sondern mit den Freunden."

Bis zur Erklärung des Rücktritts von Bischof Rentzing hatten 848 Menschen die an ihn gerichtete Petition unterschrieben. Die Initiatoren berufen sich auf die Tradition der Bekennenden Kirche und forderten "eine Erklärung, warum Sie als Repräsentant der sächsischen Landeskirche nach wie vor Mitglied der Alten Prager Landsmannschaft Hercynia und damit im Coburger Convent sind" und "eine öffentliche und deutliche Distanzierung von allen nationalen, antidemokratischen und menschenfeindlichen Ideologien".

Carsten Rentzing war im Mai 2015 von der Synode der Landeskirche zum Landesbischof gewählt worden. Dabei brauchte die Synode sechs Wahlgänge, um sich dann mit 40 von 78 möglichen Stimmen knapp für Rentzing zu entscheiden. Der als konservativ geltende Rentzing lehnt unter anderem die Segnung homosexueller Paare ab. Nach seiner Wahl hatte der konservative Lutheraner zum im Umgang mit Rechtspopulismus gesagt: "Wir können es uns nicht leisten, die Gesellschaft an dieser Stelle auseinanderbrechen zu lassen." Am Ende hat der Umgang mit diesem Thema dazu geführt, dass Rentzing sein Amt zur Verfügung stellt.