Kino-Streik in Spanien: Katalonien gegen Hollywood

Kino-Streik in Spanien: Katalonien gegen Hollywood
Katalonien legt sich mit Hollywood an. Die wirtschaftsstärkste Region in Spanien will die mächtige amerikanische Filmindustrie dazu zwingen, die Hälfte der in Katalonien angebotenen Kinofilme künftig auch in katalanischer Fassung zu zeigen. So sieht es ein Kinogesetz vor, das bis zum Sommer vom Regionalparlament in Barcelona verabschiedet werden soll. Die Kinobesitzer protestieren: Sie fürchten um ihre Existenz.
01.02.2010
Von Hubert Kahl

Aus Protest gegen die Parlaments-Pläne traten die Kinobesitzer in der Region in den Streik: Nach Medienberichten blieben am Montag mehr als zwei Drittel der Filmsäle geschlossen. Die Kino-Ketten wählten für ihre Aktion ausgerechnet den Tag, an dem erstmals die neu geschaffenen katalanischen Gaudí-Filmpreise vergeben werden sollten. "Die großen Filmproduzenten in den USA denken nicht daran, ihre Streifen für die Katalanen zu synchronisieren", warnte Camilo Tarrazón, Präsident des katalanischen Kino-Verbandes: "Man wird uns einfach nicht mehr mit amerikanischen Filmen beliefern. Die Besucher werden wegbleiben und Kinos schließen müssen."

Nach dem Gesetzesvorhaben sollen 50 Prozent der ausländischen Filme grundsätzlich in einer synchronisierten katalanischen Version aufgeführt oder mit katalanischen Untertiteln versehen werden. Ausgenommen bleiben Produktionen in spanischer Sprache und europäische Filme, von denen weniger als 16 Kopien in Katalonien gezeigt werden.

Das katalanische Publikum scheint allerdings selbst nicht so recht zu wissen, was es will. Nach einer Umfrage sind 82 Prozent der 7,5 Millionen Katalanen dafür, dass Kinofilme nicht nur auf Spanisch, sondern auch auf Katalanisch zu sehen sind. Aber in der Praxis schauen sich nur 3,8 Prozent der Kinobesucher Filme in katalanischer Sprache an.

Vor zehn Jahren schon einmal gescheitert

Die Kinobesitzer sehen sich dadurch in ihrer Argumentation bestätigt, dass die geplante Sprachenregelung an den Bedürfnissen der Filmfreunde vorbeigeht. Dagegen führt die Regionalregierung von Sozialisten, Linksrepublikanern und Ökosozialisten das geringe Interesse auf das knappe Angebot zurück. Derzeit werden in Katalonien nur etwa drei Prozent der Filme in katalanischer Fassung gezeigt. Die Regierung sieht darin eine Benachteiligung des Katalanischen, das in der Region ebenso wie das Spanische offizielle Amtssprache ist.

"Bisher diktieren die großen Filmkonzerne die Regeln", betonte Kulturminister Joan Manel Tresserras. "Das wollen wir nicht länger hinnehmen. Andere Regionen sind in einer ähnlichen Lage wie Katalonien." Die Regierung in Barcelona hofft darauf, dass Hollywood in dem Sprachenstreit klein beigeben wird. "Katalonien zählt immerhin mehr Kinobesucher als Finnland, Dänemark oder die Niederlande", betonte der Minister. Dort allerdings laufen die Filme in den Kinos ohnehin stets im Original mit Untertiteln. Die Katalanen waren schon vor zehn Jahren mit einer ähnlichen Initiative am Widerstand Hollywoods gescheitert.

dpa