Hilfswerk: Weltweit 100 Millionen Christen verfolgt

Hilfswerk: Weltweit 100 Millionen Christen verfolgt
Die Unterdrückung von Christen ist Thema des "Weltverfolgungsindex", den das internationale Missions- und Hilfswerk "Open Doors" veröffentlicht. Auch 2010 steht Nordkorea an der Spitze der Rangliste.

Nach Angaben von Open Doors werden weltweit derzeit mehr als 100 Millionen Christen unterdrückt und teils grausam verfolgt. Abgesehen vom kommunistischen Nordkorea sei die Lage für Christen vor allem in vielen islamischen Staaten sehr schwierig und teils lebensgefährlich.

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Ägypten, wo muslimische Fanatiker Mittwochabend vor einer Kirche sechs koptische Christen und einen muslimischen Wachmann erschossen, galt dabei in letzter Zeit als weniger extrem. Auf der am selben Tag veröffentlichten Verfolgungsindex von Open Doors für das zurückliegende Jahr wird das Land am Nil auf Platz 20 von weltweit 50 Staaten genannt, in denen Christen verfolgt werden. Allerdings gab es auch vor dem jetzigen Mordanschlag in Ägypten immer wieder brutale Übergriffe gegen Christen. Open Doors verweist unter anderem auf Berichte über "Zwangsbekehrungen christlicher Mädchen zum Islam durch Entführung und Vergewaltigung".

Initiative "Bete für Nordkorea"

Mit Abstand am schlimmsten werden Christen in Nordkorea verfolgt, erklärte das 1955 in den Niederlanden gegründete überkonfessionelle Hilfswerk. Das dortige Regime gehe gegen Mitglieder von Untergrundgemeinden, denen nach Schätzungen etwa 200.000 Menschen angehören, "mit Verhaftungen, Arbeitslagerstrafen für die gesamte Familie eines entdeckten Christen oder Hinrichtungen vor". 70.000 nordkoreanische Christen seien derzeit in Lagern gefangen.

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Open Doors rief Christen in aller Welt auf, unterdrückten Glaubensgeschwistern beizustehen und sich der Initiative "Bete für Nordkorea" anzuschließen. "Gerade weil Unrechtsregime ihre Übergriffe geheim halten wollen, dürfen wir es nicht zulassen, dass zur Verfolgung noch das Vergessen kommt", sagte Markus Rode, der Leiter der in Kelkheim bei Frankfurt am Main ansässigen deutschen Sektion von Open Doors.

Iran, Saudi-Arabien, Somalia, Malediven

Nach Nordkorea folgen auf dem Index der Iran und Saudi-Arabien. Das von einem anhaltenden Bürgerkrieg zerrüttete und von rivalisierenden islamischen Milizen kontrollierte Somalia steht an vierter Stelle, gefolgt vom Touristenparadies Malediven. Afghanistan, wo auch deutsche Soldaten gegen islamisch-extremistische Terroristen kämpfen, steht an sechster Stelle. Danach folgen der Jemen, wo seit einiger Zeit El-Kaida-Terroristen operieren, sowie Mauretanien, Laos und Usbekistan. Die Türkei steht auf Platz 35.

Für die Einstufung werden Faktoren wie die Gesetzgebung und deren Handhabung im Zusammenhang mit der Glaubensfreiheit sowie der Möglichkeit für Christen, Kirchen und Gottesdienste zu besuchen ebenso berücksichtigt wie bekanntgewordene Fälle von Gewalttaten bis zu gezielten Morden an Christen, erläuterte der Open-Doors-Sprecher Klaas Muurling. Nach diesen Kriterien stehe Nordkorea mit 90,5 Negativpunkten "einsam an der Spitze", gefolgt vom Iran mit 67 Punkten.

Die Regierung in Teheran wird von Open Doors für ein "hartes Vorgehen gegen die wachsenden Hausgemeinden aus ehemaligen Muslimen" kritisiert. Mindestens 85 Christen seien von November 2008 bis Oktober 2009 verhaftet worden; viele seien Misshandlungen ausgesetzt. In Saudi-Arabien und anderen muslimischen Ländern, wo der Abfall vom Islam als todeswürdiges Verbrechen gelte, könnten Christen ihren Glauben nur heimlich praktizieren.

dpa