Und Gott chillte - Das Buch zum Bibel-Twitter-Rekord

Und Gott chillte - Das Buch zum Bibel-Twitter-Rekord
Pünktlich zur Frankfurter Buchmesse ist das Buch zum Tweet fertig. "Und Gott chillte" wird in Frankfurt zur Buchmesse das erste Mal präsentiert. Die Grundlage für dieses Buch lieferte die Aktion "Bibeltwittern" von evangelisch.de, die die Menschen dazu aufrief, alle Geschichten der Bibel in je 140 Zeichen zusammenzufassen.
13.10.2009
Von Melanie Huber

Von sinnlos bis gefährlich, von überschätzt bis aus der Mode – beim Thema Twitter fällt selten ein freundliches Wort. Vor allem nicht von denen, die den Dienst lediglich vom Hörensagen kennen; oder vom "kurz-mal-Reinklickn". Nachrichten wie "BodyPump am Sonntagmorgen – vertreibt böse Gedanken + Sorgen *ausgepowert*" oder "Tschüs Berlin, war wie immer nett. Mal sehen, was heute an der Leine los ist" wirken für sich genommen vielleicht oberflächlich und irrelevant. Wer genauer hinschaut, sieht die Menschen dahinter. Menschen, die wir kennen oder auch nicht, die wir kennenlernen möchten oder auch nicht, die uns berühren oder auch nicht. So wie im Leben, so wie auf der Straße, wo sich jeder regelmäßig über den ein oder anderen Gesprächsfetzen wundert. Doch dann ist man auch schon vorüber und erfährt vermutlich nie, was die Person noch alles Spannendes zu berichten hat. Bei Twitter ist das anders. 140-Zeichen-Botschaften können durchaus berühren, Neugier wecken, unterhalten; und wenn dies geschieht, bleibe ich dabei, folge den Worten, werde zur Begleiterin.

Unterstützung bei Twitter

Twitter ist für die Redaktion von evangelisch.de seit Projektbeginn die schnellste und wichtigste Möglichkeit, mit ihren Besuchern in Kontakt zu treten. Wir stellen Fragen, wenn wir Hilfe brauchen (Hermes_ Conrad: "Wie kann man Beta- Tester werden? Gibt es eine Url im Netz?"), erkundigen uns nach Wünschen an den Webauftritt von evangelisch. de (gustavwehner: "Wenn Eure Kiste dann richtig läuft und Kapazitäten frei sind, bastelt doch mal ein browserfreies Tool für Blackberry + Handy") oder lassen uns einfach mal aufbauen (wtlx: "Das wird schon! Ihr seid ein tolles Team! Und Vorwort wie gesagt, wenn Not am Mann ist …"). Selbst jetzt beim Schreiben dieses Vorwortes bin ich nicht allein. "Schreibblockade! Hilfe! Ich muss für das Buch zum Bibel-Twitter- Rekord ein Vorwort schreiben … Helft ihr mir?", frage ich am Sonntagnachmittag. Die Unterstützung kommt prompt. Kilianmartin schreibt: "Ich als überzeugter Katholik fand die Aktion eine entspanntunkomplizierte Möglichkeit, sich der hl. Schrift zu nähern!" Danke, 119 Zeichen meines Textes wurden mir abgenommen.

Alle durften mitmachen

Lassen Sie sich ein auf dieses Buch und damit auf das, was Twitter möglich macht, denn das ist nichts anderes als das, was Menschen schaffen. Über 3.000 Leute haben dazu beigetragen, dass ein Rekord und damit auch "Und Gott chillte" zustande kam. Das damals im Aufbau befindliche Portal evangelisch.de hatte rund um den Deutschen Evangelischen Kirchentag 2009 dazu aufgerufen, die gesamte Bibel in eigenen Worten zusammenzufassen: 3.906 Stellen mussten innerhalb kürzester Zeit gelesen, interpretiert und auf den Punkt gebracht werden, mit maximal 140 Zeichen im typischen Twitter-Stil. Mitmachen konnte jeder, je origineller die Kernbotschaft, desto besser.

Weit über 6.000 Zusammenfassungen wurden eingereicht, viele Teilnehmer bearbeiteten gleich zwanzig und mehr Stellen. "Ich bin evangelisch, nicht gläubig, aber das macht Spaß", schrieb der achtzehnjährige Bernd. "Das nenne ich doch mal ein innovatives Projekt: Protestanten twittern die Bibel", kommentierte der Journalist Roland Grün die Aktion. Und über Twitter erreichte die Redaktion folgende Botschaft: "Macht weiter mit dem Twittern. Durchhalten. Ihr baut mich und andere Christen unglaublich auf und erreicht Nichtchristen."

Der Rekord zum Kirchentag

So einfach und verspielt die Idee klingt, die Bibel mit Hilfe moderner Kommunikations-Instrumente wie Twitter ins Gespräch zu bringen, so komplex war die Umsetzung. Zunächst musste die gesamte Ausgabe von Luther 1984 in gut lesbare, sinnvolle Abschnitte unterteilt werden. Allein dafür benötigte Christoph Römhild, zu dem Zeitpunkt Pastor in Hamburg, über eine Woche.

Jedem Text wurde ein vierstelliger Code zugewiesen – ohne diesen hätten wir all die Zusammenfassungen nicht mit dem Original verknüpfen können. Ohne ihn wären wohl nur wenige auf die Idee gekommen, dass sich "Die Zahl der Priester ist insgesamt 139. Viele, viele Namen und Aufteilung auf die verschiedenen Herkunftsfamilien" auf das Buch Esra 2, 36–42 bezieht.

Der Rekordversuch startete mit dem Kirchentag in Bremen. Pünktlich um 18 Uhr am 20. Mai 2009 wurden Bibelstellen an über 1.000 registrierte Nutzer verschickt; ab diesem Zeitpunkt grassierte das Bibel-Twitter-Fieber. Rund um den Stand von evangelisch. de im EKD Medien-Zelt standen Kirchentagsbesucher mit knallgelben Zetteln; in Gruppen diskutierten sie darüber, was »ihre« Stelle wohl bedeuten könne. Selbst die Kleinsten machten mit. "Kann ich bitte eine neue Stelle haben", fragte der achtjährige Lukas, "meine ist so schwer." Im Sekundentakt trafen Zusammenfassungen ein, allesamt wurden sie von der Redaktion geprüft, rund um die Uhr. Doch unpassende Texte waren die Ausnahme, nahezu alle Beiträge konnten ohne Änderung veröffentlicht werden. Und für besonders schwierige Passagen standen Theologen helfend zur Seite. Bis zum Ende des Kirchentages hatten 30 Mädchen und Jungen rund 30.000 Flyer verteilt, mit den individuellen Bibelstellen.

Etwa die Hälfte der Bibel war geschafft. Doch die besondere Herausforderung bestand darin, bis zum Pfingstsonntag alle der 3.906 Abschnitte mindestens ein Mal in Kurz-Form abzubilden. Mehrfach-Zusammenfassungen erschwerten den Rekord. Ob Schöpfungsgeschichte, Jesu Geburt oder die Arche Noah, das Hohelied oder der Sündenfall – es kristallisierte sich schnell eine echte Bibel-Hitliste heraus. Jesaja gehörte nicht zu den Favoriten. Am Pfingstsamstag, 37 Stunden vor dem eigentlichen Ende der Aktion, waren nur noch sechs Stellen übrig, allesamt vom Propheten. Hirte777 fasste schließlich um Punkt 11 Uhr die letzte Bibelstelle zusammen, der Rekord war geglückt. Jesaja 24, 13–23: "So preiset nun den Herrn an den Gestaden, auf den Inseln des Meeres den Namen des Herrn, des Gottes Israels."

Deutung, Vertiefung und Spaß mit der Bibel

Und wozu das Ganze? Wir wollen Ihnen keine neue Bibel präsentieren, wir wollen die Heilige Schrift nicht ersetzen. Im Gegenteil. Sie bildet den Mittelpunkt. Deutung und Verdichtung sind evangelische theologische Tugenden. Um einen Abschnitt zusammenzufassen, bedurfte es der eigenen und persönlichen Vertiefung in den Text durch jeden Einzelnen. Ich bin mir sicher, dass wir es – vielleicht auf etwas unorthodoxe Weise – geschafft haben, den ein oder anderen dazu zu bewegen, zum unnachahmbaren Original zu greifen. Wir haben einen neuen Weg gezeigt, auch mal spielerisch mit den Worten der Bibel umzugehen. Die Bibel kann und darf Spaß machen, auch Leuten, die heute Gedrucktes schon gar nicht mehr in die Hand nehmen.

Jesus sagt: "Was ich euch sage in der Finsternis, das redet im Licht. Und was euch gesagt wird in das Ohr, das predigt auf den Dächern" (Matthäus 10,27). Das heißt für uns: Jesus würde vermutlich twittern. Wir verstehen seine Botschaft so: Er würde jedes Kommunikationsmittel nutzen, das tauglich ist, die Menschen zu erreichen. Natürlich würde er trotzdem weiter predigen. So wie er es getan hat, auf Bergen oder aus der Mitte eines Sees. Er wanderte durch das ganze Land, um die Menschen zu suchen, die ihm zuhören wollten. Heutzutage können wir viele Menschen im Internet finden, zum Beispiel per Twitter. Dass es da um kurze, prägnante Äußerungen geht, spielt keine Rolle. Von Jesus überliefert sind Botschaften, die wesentlich kürzer sind als Twitter- Nachrichten mit ihren 140 Zeichen Länge. Selbst jedes einzelne der Zehn Gebote ist kürzer. Das zeigt: Auch mit wenigen Worten lässt sich das Wort Gottes verkünden.

Probieren Sie es aus, gleich hier. Viel Freude damit.

Hier können Sie das Buch "Und Gott chillte" bestellen.

Die edition chrismon zum Blättern, Reinhören, Stöbern: besuchen Sie uns auf der Frankfurter Buchmesse. Sie finden uns vom 14.10.-18.10. 2009 in Halle 3.1, Stand G137. Wir freuen uns auf Sie!