Kirchen empört über Mord an israelischen Jugendlichen

Foto: dpa/Abir Sultan
Junge Israelis trauern um drei Teenager, deren Leichen in der Nähe von Hebron gefunden wurden. Israel beschuldigt die Hamas des Mordes.
Kirchen empört über Mord an israelischen Jugendlichen
Kirchenvertreter haben sich entsetzt über die Tötung dreier entführter israelischer Jugendlicher im Westjordanland geäußert. "Wir haben die ganze Zeit über gehofft, dass sie lebend gefunden werden", sagte der deutsche evangelische Propst in Jerusalem, Wolfgang Schmidt, am Dienstag dem Evangelischen Pressedienst (epd). Der Vatikan sprach von einem "verabscheuungswürdigen Verbrechen". Der Ökumenische Rat der Kirchen (ÖRK) verlangte verstärkte politische Anstrengungen für eine Lösung des Nahostkonflikts.

Naftali Fraenkel, Gilad Shaar and Eyal Yifrah waren am Montag bei Hebron tot aufgefunden worden. Sie waren seit dem 12. Juni verschwunden. Die Studenten wurden am Dienstag beigesetzt. Die israelische Regierung macht die radikalislamische Hamas für das Verbrechen verantwortlich. Bisher hat sich niemand zu der Tat bekannt. Israel griff in der Nacht zum Dienstag Ziele im Gazastreifen an. Von dort gibt es seit Tagen Raketenangriffe auf israelisches Gebiet. Israel hatte im April den Verhandlungsprozess mit der Fatah-Regierung im Westjordanland ausgesetzt, nachdem die Fatah ein Versöhnungsabkommen mit der Hamas geschlossen hatte.

Warnung vor "Flächenbrand"

Das Verbrechen sei eine "enorme Provokation" für die Friedenswilligen auf beiden Seiten, betonte Schmidt. Es mache ihn sprachlos, dass der Konflikt zu "solch schrecklichen Untaten" führe. Sein Mitgefühl gelte den Angehörigen der Opfer. Der Mord schade vor allem den Palästinensern selbst, sagte der 54-jährige Theologe. Er rief beide Seiten auf: "Zurückhaltung üben, um nicht einen Flächenbrand auszulösen". Schmidt ist höchster Vertreter der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) in Israel und leitet die deutsche evangelische Gemeinde in Jerusalem.

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Die Tat sei ein "gravierendes Hindernis auf dem Weg zum Frieden, für den wir uns unermüdlich einsetzen müssen", erklärte Vatikansprecher Federico Lombardi. Papst Franziskus teile den "unaussprechlichen Schmerz der von dieser mörderischen Gewalt betroffenen Familien". Der Papst hatte vor wenigen Wochen gemeinsam mit dem damaligen israelischen Präsidenten Schimon Peres und Palästinenserpräsident Mahmud Abbas im Vatikan für den Frieden gebetet.

Israelis und Palästinenser müssten eine weitere Eskalation vermeiden, verlangte ÖRK-Generalsekretär Olav Fykse Tveit am Dienstag in Genf. Er rief alle Parteien auf, die Gewalt zu verurteilen und sie nicht einzusetzen. Der Friedensprozess müsse fortgesetzt werden. Fykse Tveit äußerte seine tiefe Trauer über den Mord an den Jugendlichen. In der Vergangenheit musste sich der Weltkirchenrat vorhalten lassen, im Nahostkonflikt einseitig die Palästinenser zu unterstützen. Der ÖRK umfasst knapp 350 Mitgliedskirchen die mehr als 500 Millionen Gläubige repräsentieren.