Kuratorin: Tod des "Predigers von Buchenwald" war Konsequenz seines christlichen Glaubens

Foto: © epd-bild / Reproduktion
Pfarrer Paul Schneider mit seiner Verlobten Margarete Dietrich (undatiertes Archivfoto).
Kuratorin: Tod des "Predigers von Buchenwald" war Konsequenz seines christlichen Glaubens
Der "Prediger von Buchenwald", der evangelische Pfarrer Paul Schneider, steht nach Einschätzung der Expertin Elsa-Ulrike Ross oft im Schatten des ermordeten Theologen Dietrich Bonhoeffer.
12.05.2014
epd
Thomas Bickelhaupt

Der Blick auf den christlichen Widerstand in der NS-Zeit werde häufig sehr verengt, sagte Elsa-Ulrike Ross, Kuratorin einer Sonderausstellung, die das Stadtmuseum Weimar zum 75. Todestag Schneiders (1897-1939) zeigt, dem Evangelischen Pressedienst (epd). Paul Schneider war als Vertreter der Bekennenden Kirche am 18. Juli 1939 von den Nationalsozialisten ermordet worden.

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Der bevorstehende Todestag sei eine der letzten Möglichkeiten für ein gemeinsames Gedenken mit Zeitzeugen von damals, betonte die Pastorin. Das "allmähliche Verschwinden der Zeitzeugengeneration" stelle auch die Arbeit der Pfarrer-Paul-Schneider-Gesellschaft vor neue Herausforderungen. Das Bild von der Persönlichkeit des Theologen sei allerdings in den vergangenen Jahren durch zahlreiche wissenschaftliche Arbeiten zusehends differenzierter geworden. So sei mittlerweile Konsens unter Kennern, dass Schneiders konsequente Ablehnung der nationalsozialistischen Ideologie im kirchlichen Leben wie im Konzentrationslager "ein Ausdruck seines Ringens um den christlichen Glauben" gewesen sei.

Ross verwies zugleich auf die Schwierigkeiten bei der Vermittlung von Schneiders Lebensgeschichte vor allem unter jungen Menschen. Die Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus habe in jüngster Zeit den Fokus besonders auf den Holocaust und damit auf die Gräueltaten der Nazis gerichtet. Der alltägliche Faschismus und die Vernichtung durch Arbeit wie im KZ Buchenwald und anderen Lagern sei dabei "etwas aus dem Blick geraten".

Die bevorstehende Ausstellung unter dem biblischen Motto "Man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen" zeigt neben dem Lebensweg Schneiders auch seine Wirkungsgeschichte. Dazu gehöre die Vereinnahmung durch die DDR als "antifaschistischer Widerstandskämpfer" ebenso wie die Ablehnung der Thüringer Kirchenleitung in den 60er Jahren, einen Kirchenneubau in Weimar nach dem "Prediger von Buchenwald" zu benennen.

Die Ausstellung im Stadtmuseum Weimar wird am Freitag 17 Uhr eröffnet und ist bis 20. Juli dienstags bis sonntags von 10 bis 17 Uhr geöffnet.