Wotan Wilke Möhring: "Ich drehe nicht für die Quote"

Thorsten Falke (Wotan Wilke Möhring) ist in seinem dritten Tatort erstmals als Bundespolizist unterwegs.
Foto: NDR/Boris Laewen
Thorsten Falke (Wotan Wilke Möhring) ist in seinem dritten Tatort erstmals als Bundespolizist unterwegs.
Wotan Wilke Möhring: "Ich drehe nicht für die Quote"
Als "Tatort"-Kommissar Thorsten Falke liebt ihn das Publikum – jeweils mehr als zehn Millionen Zuschauer sahen Wotan Wilke Möhrings erste zwei Fälle. Schon in der dritten Folge schraubt die ARD jetzt aber am Konzept: Falke, der milchtrinkende Junge aus dem Kiez, wechselt im "Tatort: Kaltstart" am 27.4. mit seiner Kollegin Katharina Lorenz (Petra Schmidt-Schaller) vom Landeskriminalamt Hamburg zur Bundespolizei. Künftig ermittelt das Duo an wechselnden Einsatzorten bei Fällen mit besonderer Brisanz und internationalen Dimensionen. Beim Debüt geht es um skrupellose Schleuserbanden, die Flüchtlinge auf Containerschiffen ins Land schmuggeln.

Herr Möhring, als Kommissar Thorsten Falke ermitteln Sie künftig für die Bundespolizei mit wechselnden Einsatzplätzen. Wo genau ist künftig Ihr Revier?

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Wotan Wilke Möhring: Ich bleibe im Sendegebiet des NDR. Es kann aber auch mal eine länderübergreifende Kooperation geben, mit Dänemark oder Schweden. Als Bundespolizist kooperiert Falke ja mit internationalen Behörden, etwa wenn es um Schleuserkriminalität geht. Was Thorsten Falke ausmacht ist seine Beweglichkeit, seine Heimatlosigkeit, da passt der neue Job. Er gründet jedes Mal eine neue Arbeitsgruppe, wohnt jedes Mal in einer neuen Pension.

Könnte Falke auch mal im Revier eines anderen norddeutschen "Tatort"-Kommissars ermitteln?

Möhring: Wenn ein Fall das hergibt, warum nicht?

Ist der Wechsel zur Bundespolizei ein Ritterschlag für Sie?

Möhring: Ritterschlag weiß ich jetzt gar nicht. Es gibt uns auf jeden Fall andere Möglichkeiten. Die Bundespolizei hat ja unter anderem grenzschützende Aufgaben, kümmert sich um Delikte der organisierten Kriminalität, Menschenschleusung, Schmuggel. Und um große Fußballspiele. Es könnte also im "Tatort" jemand im Stadion gesucht werden, oder es passiert etwas bei einem Spiel der Champions League.

Das Thema Fußball liegt Ihnen ja bekanntlich am Herzen, Sie sind großer Fan von Borussia Dortmund…

Möhring: Ja, aber als Kommissar halte ich mich da total zurück. Man hat versucht, mich für die Rolle als Thorsten Falke zu einem norddeutschen Verein zu überreden, St. Pauli oder HSV, aber das geht dann doch zu weit. Das ist ein persönliches Glaubwürdigkeitsproblem. Ich bin schwarz-gelb, deswegen habe ich mich dafür entschieden, dass Thorsten Falke kein Fußballfan ist.

Wie viel Wotan Wilke Möhring steckt denn in Thorsten Falke?

Möhring: Es gibt schon Überschneidungen, aber auch viele Unterschiede. Ich bin deutlich mehr Familienmensch. Er ist ein Vagabund, der sich nur der Arbeit verschrieben hat. Und ich weiß auch nicht, ob der Beamtenweg für mich der Richtige gewesen wäre.

"Wenn jemand um viertel nach acht seine Kinder nicht im Bett hat, dann ist das ein Problem des Erziehungsberechtigten"

Haben Sie eigentlich denselben Klingelton wie Thorsten Falke, bei dem immer die "Rolling Stones" zu hören sind?

Möhring: Nein. Das hat sich beim ersten Fall so ergeben. Wir wollten zeigen, dass Thorsten Falke ein bisschen eine alte Seele ist, da fanden wir, dass der Klingelton gut passt.

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Und wieso trinkt Falke, der Junge aus dem Kiez, immer Milch?

Möhring: Das ist auch beim ersten Fall entstanden. Da war es heiß und schwül, und was macht man, wenn man den Kommissar nicht immer beim Essen zeigen will? Ich selber trinke auch Milch, das ist halb Nahrung, halb Getränk, also trinkt er jetzt auch Milch.

Falkes erster Fall als Bundespolizist ist düsterer als die bisherigen Fälle. Es geht um Schleuserkriminalität, und die Hintermänner kommen ungeschoren davon…

Möhring: Es ist ein realistisches Szenario, dass man die Verbrecher auf internationaler Ebene nicht immer gleich kriegt, und es war uns wichtig, das auch mal zu zeigen. Außerdem ist Falke diesmal durch den Verlust einer Kollegin persönlich betroffen, deshalb hat es der Fall nicht hergegeben, dass er Wortwitz und Sprüche bringt. Aber das wird das nächste Mal wieder anders, versprochen.

Es gab in letzter Zeit häufiger Diskussionen, wie brutal der "Tatort" sein darf. Wie sehen Sie das?

Möhring: Wenn ich eine Geschichte erzähle, zu der eine gewisse Brutalität zwingend gehört, die nicht voyeuristisch ausgestellt wird, dann ist das eben so. Das "Tatort"-Format ist ein Spiegel von aktuellen Themen, dem Weltgeschehen und unserer gesellschaftlichen Situation. Da darf man nix beschönigen und nix verstecken.

Und der Jugendschutz?

Möhring: Wenn jemand um viertel nach acht seine Kinder nicht im Bett hat, dann ist das ein Problem des Erziehungsberechtigten und nicht eines des Senders. Ich will ja aber gar nicht sagen, dass es keine Grenze gibt. Es gibt eine visuelle Grenze. Man muss Dinge nicht immer zeigen, sondern kann die auch im Off passieren lassen, dadurch wirken sie psychologisch vielleicht sogar viel stärker.

"Ich will in erster Linie einen guten Film machen"

Es ist jetzt Ihr dritter Einsatz als "Tatort"-Kommissar. Wie fühlt es sich an, Teil dieses enormen TV-Kults zu sein?

Möhring: Ich war ja schon vorher ein etablierter Schauspieler, also ich bin da nicht wie Kai aus der Kiste gehopst, das war der Vorteil. Aber mit dem "Tatort", der zum deutschen Kulturgut gehört, hat die Aufmerksamkeit zugenommen, das ist klar. Meine Fernsehpräsenz ist deutlich gestiegen. Das waren bislang zwei Mal zehn Millionen Zuschauer, da ist der Erkennungswert natürlich schon ein anderer.

Wie wichtig sind Ihnen die Einschaltquoten?

Möhring: Ich drehe nicht für die Quote. Ich will in erster Linie einen guten Film machen und unseren Geschichten gerecht werden. Aber das war die beiden Male schon ein super Ergebnis. Wenn die Leute das gut finden, was ich mache, und sich vielleicht sogar auf den nächsten Film freuen, dann macht das auch doppelt Spaß. Es erfüllt mich auch mit Demut, dass ich auf dem richtigen Weg bin.

Haben Sie ein internes Quotenduell mit Ihrem Freund und "Tatort"-Kollegen Til Schweiger laufen, wer mehr Zuschauer hat?

Möhring: Auf keinen Fall.

Wo sehen Sie selber "Tatort"? In einer "Tatort"-Kneipe?

Möhring: Das habe ich leider noch nie geschafft. Aber ich versuche schon, zu gucken, was meine Kollegen im "Tatort" so machen. Ich registriere, ob die Kollegen was besonders gut machen, und manchmal verstehe ich die Quote am Montag und manchmal nicht.