Konfliktforscher: Politische Strategie für Zentralafrika fehlt

Konfliktforscher: Politische Strategie für Zentralafrika fehlt
Zur Lösung der Krise in der Zentralafrikanischen Republik fehlt der Internationalen Gemeinschaft nach Ansicht von Konfliktforschern jede politische Strategie.
14.03.2014
epd
Bettina Rühl

"So lange es keine politische Vision gibt, werden in der Zentralafrikanischen Republik auch ein paar zusätzliche hundert Soldaten nicht helfen", sagte der Zentralafrika-Experte Thierry Vircoulon der "International Crisis Group" dem Evangelischen Pressedienst (epd).

Bisher seien die Soldaten nicht in der Lage, die Bevölkerung zu schützen, erklärte der Politologe, der kürzlich von einer Reise in den Krisenstaat zurückkehrte. "In der Hauptstadt Bangui gibt es immer wieder Morde an den letzten Muslimen." Christliche Milizen der sogenannten "Anti-Balaka" (Gegen die Macheten) hätten ganze Stadtviertel besetzt. "Sie haben zwar keine Straßensperren, sind aber in den Straßen sehr präsent."

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Frankreich ist mit höchstens 2.000 Soldaten in der Zentralafrikanischen Republik. Die Europäische Union will 1.000 Soldaten schicken, die Afrikanische Union ist mit einer 6.000 Mann starken Eingreiftruppe vor Ort. UN-Generalsekretär Ban Ki Moon schlägt außerdem die Entsendung UN-Mission mit 12.000 Soldaten vor.

In dem Krisenstaat eskaliert die Gewalt zwischen Christen und Muslimen seit einem Militärputsch im März 2013. Die Muslime sind mit einem Bevölkerungsanteil von 10 bis 15 Prozent in der Minderheit, und derzeit vor allem die Opfer. Die UN gehen davon aus, dass inzwischen fast alle Muslime aus der Hauptstadt Bangui geflohen sind.

In den Provinzen sei die Lage noch schlimmer als in Bangui, erläuterte Vircoulon: "Da herrscht das totale Chaos, vor allem im Südwesten, der Machtbasis der Anti-Balaka." Die internationalen Truppen griffen höchstens in den Städten ein, wenn christliche Milizen auf Muslime losgehen. "Das ist natürlich nötig und wichtig", sagte der Konfliktforscher. "Aber was kommt dann?" Viele Muslime versteckten sich im Wald, wo sie schutzlos und für humanitäre Hilfe unerreichbar seien.

Die Situation wird sich nach Ansicht des Experten mit der in Kürze einsetzenden Regenzeit drastisch verschärfen. "Dann sind die meisten Straßen nicht mehr passierbar", sagte Vircoulon. "Die internationalen Truppen werden sich kaum noch bewegen können." Die Milizen der Anti-Balaka dagegen bewegten sich zu Fuß. Sie seien immer noch mobil und könnten ihre Jagd auf die Muslime fortsetzen.