Jesuitenpater: Transparenz bei Aufklärung von Missbrauch

Jesuitenpater: Transparenz bei Aufklärung von Missbrauch
Der Jesuitenpater und frühere Rektor des Canisius-Kollegs, Klaus Mertes, hat von der katholischen Kirche mehr Transparenz bei der Aufklärung von Kindesmissbrauch gefordert.

"Der Vatikan müsste auch schärfer gegen Bischöfe vorgehen, die Missbrauchsfälle vertuscht haben", sagte Mertes der "Hannoverschen Allgemeinen Zeitung" (Samstagsausgabe). Mertes bekräftigte damit die Kritik eines kürzlich veröffentlichten Berichts des UN-Kinderrechtskomitees.

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Der Anfang Februar veröffentlichte Bericht weise aber auch Mängel auf, kritisierte Mertes. Der Kinderrechtsausschuss verlange darin unter anderem eine automatische Meldepflicht von Missbrauchsfällen an staatliche Behörden. Die Staatsanwalten müssten jedoch die Angaben der Opfer aufgrund der Unschuldsvermutung zunächst anzweifeln, sagte der Pater. "Das hindert die Opfer oft daran, überhaupt zu sprechen."

Die Kirche in Deutschland habe "sehr viel" aus den Missbrauchsfällen gelernt, sagte Mertes. Kirchliche Lehrer, Kindergärtner und Jugendbetreuer leisteten eine hervorragende Präventions- und Aufklärungsarbeit. Allerdings werde die Glaubwürdigkeit ihres Handelns durch die langen und undurchsichtigen Verfahren in Rom beschädigt, kritisierte der Theologe. "Die Transparenz bei der Aufklärung ist und bleibt ein ungelöstes Schlüsselproblem."

Mertes war von 2000 bis 2011 Rektor des Jesuitengymnasiums Canisius-Kolleg Berlin. Seit September 2011 ist er Kollegsdirektor des Kolleg St. Blasien im Schwarzwald. Anfang 2010 löste Mertes eine Welle von Aufdeckungen sexuellen und physischen Missbrauchs junger Menschen an kirchlichen - und später auch an nichtkirchlichen - Bildungseinrichtungen in Deutschland aus.