Bundesregierung will Handel mit Kinder-Nacktfotos bestrafen

Bundesregierung will Handel mit Kinder-Nacktfotos bestrafen
Die Edathy-Affäre rückt die Gesetze zum Schutz von Kindern vor Pornografie und Missbrauch ins Rampenlicht. Diskutiert wird eine Verschärfung des Strafrechts. Aber wo verläuft die Grenze zwischen natürlichen Kinderfotos und pornografischen Bildern?

Als Konsequenz aus der Edathy-Affäre könnte der Handel mit Nacktbildern von Kindern und Jugendlichen künftig verboten werden. Bundesjustizminister Heiko Maas (SPD) sprach sich am Dienstag in Berlin dafür aus, zumindest den gewerbsmäßigen Handel zu bestrafen. Der Deutsche Kinderschutzbund fordert, den Kauf oder Verkauf von Fotos mit nackten Kindern generell unter Strafe zu stellen. Auch CDU-Politiker verlangten eine Verschärfung des Strafrechts.

"Keine Geschäfte mit Körpern"

Niemand dürfe mit dem Körper von Kindern und Jugendlichen Geschäfte machen, erklärte Maas. Allerdings dürfe nicht kriminalisiert werden, was zum Alltag vieler Eltern gehöre, etwa das Fotografieren ihrer Kinder am Strand. Bis Ostern soll nach den Worten des Ministers ein Gesetzentwurf zur Umsetzung einer EU-Richtlinie zum Schutz von Kindern gegen sexuelle Ausbeutung vorliegen.

###mehr-artikel###Zudem will Maas eine "klarstellende Regelung" zum sogenannten Posing. Es ist laut Ministerium bisher erst dann strafbar, wenn der abgebildete Minderjährige eine "geschlechtsbetonte Pose" einnimmt.

Die Debatte um eine schärfere Gesetzgebung gegen Kinderpornografie wurde durch die Ermittlungen gegen den früheren Bundestagsabgeordneten Sebastian Edathy (SPD) angestoßen. Die Staatsanwaltschaft Hannover ermittelt gegen ihn wegen des Verdachts auf Besitz von Kinderpornografie. Laut Staatsanwaltschaft hatte er Bilder nackter Jungen erworben, auf denen aber keine sexuellen Handlungen gezeigt werden. Edathy nannte den Besitz der Bilder legal.

Auch in der Union wird ein Verbot käuflicher Nacktfotos von Kindern erwogen.
"Zumindest die gewerbliche Verbreitung sollte verboten werden", sagte Innen-Staatssekretär Günther Krings (CDU) der Düsseldorfer "Rheinischen Post" (Dienstag). Die stellvertretende CDU-Fraktionsvorsitzende Nadine Schön sagte: "Wir wollen nicht, dass mit den Körpern von Kindern Geschäfte gemacht werden." Rechtlich bewege man sich in einer Grauzone. Schön verwies darauf, dass die Bestimmungen in anderen Ländern strenger seien, etwa in Kanada. Das deutsche Strafrecht müsse überprüft, aber auch die internationale Zusammenarbeit intensiviert werden.

Linke gegen schärferes Strafrecht

Vorbehalte gegen eine Verschärfung des Strafrechts äußerte die Bundestagsfraktion der Linken. Ihre rechtspolitische Sprecherin, Halina Wawzyniak, sagte: "Präventive Angebote versprechen mehr Erfolg als jede Strafrechtsverschärfung." Sie sollten die Eltern miteinbeziehen.

Für die ehemalige Missbrauchsbeauftragte Christine Bergmann (SPD) gehen die Überlegungen, kommerzielle Nacktbilder von Kindern unter Strafe zu stellen, in die richtige Richtung. "Das sind keine Familienfotos von der Ostsee. Die Kinder machen das ja nicht aus Begeisterung", sagte Bergmann dem Evangelischen Pressedienst (epd). Vielmehr würden sie manipuliert und dazu gebracht, sich in bestimmten Posen zu zeigen.

Unterschied zu Kinderpornografie

Der Präsident des Kinderschutzbundes, Heinz Hilgers, nannte es im "Kölner Stadt-Anzeiger" (Dienstag) einen schweren Verstoß gegen die Menschenwürde, wenn Fotos von nackten Kindern vermarktet werden. Der Kauf oder Verkauf solcher Bilder dürfe aber nicht in gleicher Weise bestraft werden wie Kinderpornografie: "Da muss es einen graduellen Unterschied geben."

Die Kinderschutzorganisation "gegen-missbrauch" wies darauf hin, dass Kinderpornografie oft im familiären Umfeld stattfinde. Ein wichtiger Teil der Prävention sei deshalb, die Eltern zu sensibilisieren, aber nicht zu kriminalisieren, sagte der Vereinsvorsitzende Ingo Fock dem epd. "Eltern sollten zum Beispiel lernen, dass sie Nacktfotos ihrer Kinder am Strand nicht bei Facebook posten." Fock forderte auch mehr Fachberatungsstellen und Therapeuten, die auf die speziellen Bedürfnisse von Opfern sexualisierter Gewalt geschult sind.