Experten: Verschreibungspflicht für "Pille danach" abschaffen

Experten: Verschreibungspflicht für "Pille danach" abschaffen
Experten beim Bonner Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte haben sich am Dienstag dafür ausgesprochen, die Rezeptpflicht für die "Pille danach" aufzuheben.

Die Grünen und Pro Familia begrüßten die Empfehlung. Der gesundheitspolitische Sprecher der Unionsfraktion, Jens Spahn (CDU), zeigte sich weiter skeptisch.

Der Sachverständigenausschuss für Verschreibungspflicht beim Bundesinstitut hatte einer Sprecherin zufolge erklärt, es gebe keine medizinischen Bedenken, die "Pille danach" aus der Rezeptpflicht herauszunehmen. Beratung müsse aber in den Apotheken geleistet werden. Das Votum wird nun Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) zugeleitet. Das Gesundheitsministerium kann der Empfehlung folgen, muss es aber nicht.

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Ohne Rezeptpflicht könnten Frauen "selbstbestimmt und schnell" handeln, erklärten die frauenpolitische und die gesundheitspolitische Sprecherinnen der Grünen, Ulle Schauws und Kordula Schulz-Asche. Sie forderten Gröhe auf, das Votum des Bundesinstituts aufzugreifen und zügig eine Verordnung vorzulegen. Der Bundesrat, der zustimmen müsste, hat sich bereits mehrheitlich für die Rezeptfreiheit der "Pille danach" ausgesprochen.

Demgegenüber meldete der Gesundheitsexperte der Union Spahn Bedenken an. Die Entscheidung der Sachverständigen sei das falsche Signal, erklärte er. Die Nebenwirkungen der Pille seien nicht zu unterschätzen. Deshalb bleibe der Arztbesuch wichtig.

Die Familienberatungsorganisation pro familia wies auf die guten Erfahrungen mit der rezeptfreien Vergabe in anderen Ländern hin. Die "Pille danach" sei sicherer als die meisten rezeptfreien Schmerzmittel, erklärte die Organisation. Die Vorsitzende des Bundesverbands, Daphne Hahn, forderte die SPD auf, in der Koalition für eine schnelle Umsetzung der Empfehlung des Bundesinstituts zu sorgen.

Vor einem Jahr hatte ein Vorfall in Köln für Aufsehen gesorgt, nachdem bekanntgeworden war, dass zwei katholische Kliniken sich geweigert hatten, eine junge Frau zu untersuchen, die unter K.O.-Tropfen möglicherweise vergewaltigt worden war, und ihr die Pille danach zu geben.