Haftbefehl im Göttinger Organspendeprozess ausgesetzt

Foto: dpa/Swen Pförtner
Haftbefehl im Göttinger Organspendeprozess ausgesetzt
Im Prozess um Manipulationen bei Leberverpflanzungen an der Göttinger Universitätsmedizin hat das örtliche Landgericht am Montag den Haftbefehl gegen den angeklagten früheren Oberarzt unter Auflagen ausgesetzt.

Im Strafprozess um Manipulationen bei Leberverpflanzungen an der Göttinger Universitätsmedizin hat das Landgericht der Stadt am Montag den Haftbefehl gegen den angeklagten früheren Oberarzt des Krankenhauses am Montag unter Auflagen ausgesetzt. Der 46-jährige Mediziner muss unter anderem eine Kaution in Höhe von 500.000 Euro stellen, wie das Gericht mitteilte. Der frühere Leiter der Göttinger Transplantationschirurgie ist in dem seit Mitte August laufenden Verfahren wegen versuchten Totschlags in elf Fällen sowie wegen Körperverletzung mit Todesfolge in drei Fällen angeklagt. (AZ: 6 Ks 4/13)

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Die Kammer äußerte Zweifel am Vorsatz der dem Beschuldigten zur Last gelegten Taten. Eine Verurteilung komme aber auch wegen Fahrlässigkeit in Betracht.

Der Mediziner soll bei der Meldung von Daten seiner Patienten an die zentrale Vergabestelle von Spenderorganen Eurotransplant absichtlich falsche Angaben gemacht haben. Die Kranken seien dadurch auf der Warteliste weit nach oben gerückt. In fünf dieser Fälle hat sich der Beschuldigte laut Staatsanwaltschaft über die Richtlinie der Ärztekammer bei Alkoholkranken hinweggesetzt. Eine Transplantation ist danach bei Alkoholikern erst nach Ablauf einer sechsmonatigen Abstinenz möglich.

Mediziner war seit Januar in Untersuchungshaft

Der Angeklagte saß seit Januar in Untersuchungshaft. Das Gericht hatte bereits Anfang Dezember angedeutet, dass der 46-Jährige noch vor Weihnachten auf freien Fuß kommen könnte, weil Zweifel an der Vorsätzlichkeit bestünden. Die Verteidigung hatte gleich zu Beginn des Verfahrens beantragt, den Haftbefehl aufzuheben oder zumindest außer Vollzug zu setzen. Die Staatsanwaltschaft sprach sich dagegen aus.

An den bisherigen Verhandlungstagen waren vor allem ehemalige Patienten des Arztes sowie Beschäftigte der Klinik gehört worden. Einige hatten den Angeklagten belastet, andere ihn aber auch entlastet.

Schwere Vorwürfe erhoben Zeugen auch gegen den ehemaligen Vorgesetzten des Beschuldigten. So sagte eine Ärztin aus, es sei ein offenes Geheimnis gewesen, dass in der Abteilung mit Wissen des Chefarztes Befunde manipuliert worden seien. Außerdem hätten ihr Patienten erzählt, dass der frühere Abteilungsleiter Geld bekommen habe, um eine Leberverpflanzung zu ermöglichen. Gegen den Professor hat die Staatsanwaltschaft Braunschweig ein gesondertes Ermittlungsverfahren eingeleitet.