TV-Tipp des Tages: "Polizeiruf 110: Wolfsland" (ARD)

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TV-Tipp des Tages: "Polizeiruf 110: Wolfsland" (ARD)
TV-Tipp des Tages: "Polizeiruf 110: Wolfsland", 15. Dezember, 20.15 Uhr im Ersten
Die Potsdamer Kommissarin schleicht in „Wolfsland“ fast so wie ein einsamer Wolf einzelgängerisch durch die brandenburgische Prärie. Einsamkeit und Entfremdung sind die Themen dieses stimmungsvollen, unaufgeregt erzählten „Polizeirufs 110“.

Der Mensch, wusste schon der alte Römer Plautus, ist dem Menschen ein Wolf, was Experten entrüstet dementieren; nicht im Bezug auf den Menschen, wohl aber auf den Wolf, der ein ausgesprochen soziales Wesen sei. Tatsache bleibt, dass Zweibeiner, die einander nicht wohlgesonnen sind, auch schon mal bis zum Äußersten gehen; davon handeln die meisten Krimis. Ungewöhnlich an diesem "Polizeiruf" aus Potsdam ist daher weniger die Geschichte, sondern ihre Umsetzung, denn Regisseur Ed Herzog (der auch am Drehbuch von Rainer Butt beteiligt war) und Kameramann Sebastian Edschmid sorgen für eine ausgesprochen reizvolle Bildgestaltung: Brandenburg sieht in ihrem Film wie Texas aus. Das Hochsommerlicht ist betont fahl, die Landschaft karg und trocken, und auch die Musik (Martin Probst) klingt ein bisschen nach Western.

Dorfbewohner fürchten um ihre Schafe, Jäger um ihre Beute

Dazu passen auch die Wolfsaufnahmen von Sebastian Koerner, einem Biologen und Naturfilmemacher: Die zwar zielstrebig, aber alles anders als aggressiv durch die Handlung trottenden Tiere wirken im Gegensatz zu den Menschen fast possierlich. Vor allem Stefan Waldner (Fabian Hinrichs) ist den Einheimischen ein Dorn im Auge, denn er begleitet die Wölfe auf ihrem Weg von Polen Richtung Westen. Dass ihn das Rudel ausgerechnet in seine alte Heimat verschlagen hat, scheint ein kurioser Zufall zu sein. Dort ist er alles andere als willkommen; die Dorfbewohner fürchten um ihre Schafe, die Jäger um ihre Beute, weil die Wölfe das Rotwild vertreiben.

Ein Anschlag auf seinen Bauwagen verletzt jedoch ausgerechnet Jule, die Tochter (Isabel Bongard) des Jagdclubvorsitzenden Sobowski (Alexander Beyer). Als der Jagdverwalter (Götz Schubert) einer äußerst ruppigen Schlossbesitzerin (Monika Lennartz), die Zimmer an auswärtige Jäger vermietet, erschlagen aufgefunden wird, fällt der Verdacht umgehend auf den Wolfflüsterer, zumal sich rausstellt, dass er mit dem Opfer noch eine alte Rechnung offen hatte: Hagen Stamm hat offenbar einst Waldners fluchtwillige Eltern an die Stasi verraten. Aber dann finden Olga Lenski (Maria Simon) und ihr treuer Polizeihauptmeister Krause (Horst Krause) heraus, dass damals offenbar keineswegs Stamm, sondern Sobowski der Denunziant war. Aber er hat dann Stamm ermordet?

Ohne die Wölfe wäre "Wolfsland" ein zwar erlesen fotografierter, kriminalistisch betrachtet aber stinknormaler "Polizeiruf", auch wenn Butt und Herzog mit einigen hübschen Einfällen am Rande erfreuen; so hat sich zum Beispiel ein Waschbär im Polizeigebäude eingenistet.

Die Bildgestaltung ist jedoch bemerkenswert, zumal Edschmied immer wieder eindrucksvolle Kamerafahrten gelingen; und das Licht, das eine Atmosphäre wie kurz vor dem Ausbruch eines Sommerunwetters entstehen lässt, ist ausgesprochen kunstvoll. Spannend ist der Film zwar nicht, doch Maria Simon verleiht ihrer Kommissarin eine reizvolle Hintergründigkeit. Die weiteren Darsteller sind gleichfalls glaubwürdig, und wenn die Wölfe einsam durch die verlassene Gegend tapern, gibt dies dem Film eine ganz eigenwillige Stimmung.