"Mauerpfarrer" Fischer gestorben

Foto: epd-bild/ Rolf Zöllner
"Mauerpfarrer" Fischer gestorben
Er war der Spiritus Rector der Gedenkstätte Bernauer Straße in Berlin: Pfarrer Manfred Fischer steht wie kein anderer Theologe für das Bemühen um Versöhnung und Aufarbeitung im einstigen Mauerstreifen. Am Freitag starb Fischer mit 65 Jahren.

Der Berliner "Mauerpfarrer" Manfred Fischer ist tot. Der erst im April in den Ruhestand verabschiedete Pfarrer der Versöhnungsgemeinde im ehemaligen Mauerstreifen starb bereits am Freitag im Berliner Herzzentrum. Fischer wurde bundesweit durch seinen jahrzehntelangen Kampf für Versöhnung an der ehemaligen Nahtstelle zwischen Ost und West bekannt.

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Fischers Versöhnungskirche stand in dem Grenzstreifen, während der Großteil der Gemeinde zum West-Berliner Bezirk Wedding gehörte. Damit waren nach dem Mauerbau 1961 Kirche und Gemeinde faktisch getrennt. Im Januar 1985 wurde die Kirche durch DDR-Grenztruppen gesprengt. Im Jahre 2000 wurde an dieser Stelle auf Fischers Initiative hin die "Kapelle der Versöhnung" eingeweiht, in der bis heute regelmäßig Andachten im Gedenken an die Todesopfer an der Berliner Mauer stattfinden.

Fischer wurde 1948 in Frankfurt am Main geboren. Nach dem Studium in seiner Heimatstadt und an der Kirchlichen Hochschule Berlin kam er im Dezember 1975 zur evangelischen Versöhnungsgemeinde. Seit 1977 war er Pfarrer der durch den Mauerbau von ihrer Kirche getrennten Gemeinde. Nach dem Mauerfall 1989 gehörte er zu den maßgeblichen Wegbereitern für eine Gedenkstätte an der Bernauer Straße.

"Fischer trug dazu bei, dass die Mauer fiel"

Fischer hatte erst im Frühjahr 2013 für seinen jahrelangen Einsatz rund um die Mauergedenkstätte in der Bernauer Straße aus den Händen von Berlins Regierendem Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) das Bundesverdienstkreuz erhalten. Wowereit würdigte am Montag die Verdienste Fischers. "Nur wenige haben mit so viel Engagement für das Gedenken an die Mauer gekämpft", sagte Wowereit. Vor allem ihm sei es zu verdanken, dass an der Bernauer Straße noch relevante Mauerreste zu sehen sind.

Konsistorialpräsident Ulrich Seelemann von der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz sagte, Fischer sei einer der ganz wenigen gewesen, der den Schrecken und die Brutalität der Mauer auch von westlicher Seite betrachtet und die Erinnerung daran bewahrt hätten. "Menschen wie er trugen mit den vielfältigen Aktivitäten und der nicht nachlassenden Hoffnung und Mahnung dazu bei, dass die Mauer fiel", unterstrich der Konsistorialpräsident.

Auch die Stiftung Berliner Mauer reagierte mit tiefer Trauer auf den Tod "ihres Spiritus Rector". Fischer habe maßgeblich dazu beigetragen, dass Stadt und Land zu einem angemessenen Umgang mit der Berliner Mauer gefunden hätten. Fischers Nachfolger als Pfarrer der Versöhnungskirchengemeinde, Thomas Jeutner, sagte, Fischer habe sich zuletzt mehreren Herzoperationen unterziehen müssen. Nach der letzten Operation sei er nach Angaben der Familie nicht mehr aufgewacht.