Papst: Hunger darf niemals zur Normalität werden

Papst: Hunger darf niemals zur Normalität werden
Für Papst Franziskus ist nicht hinnehmbar, dass Menschen hungern oder aus Not ihr Land verlassen müssen. Trotz umfassender Information beklagt das Kirchenoberhaupt eine zunehmende Gleichgültigkeit.

Papst Franziskus hat den anhaltenden Hunger in der Welt als Skandal bezeichnet. Angesichts des beispiellosen wissenschaftlichen Fortschritts und wachsender Kommunikationsmöglichkeiten sei das Ausmaß der Unterernährung nicht hinnehmbar, erklärte das Kirchenoberhaupt am Mittwoch. Es gehe nicht nur um Hilfe in akuten Notlagen, sondern um gerechte und nachhaltige Lösungen. Hunger und Unterernährung dürften nie zur Normalität werden. Der 16. Oktober wird alljährlich als Welternährungstag begangen.

###mehr-artikel###Nach Angaben der Vereinten Nationen hungern derzeit 842 Millionen Menschen. Das ist jeder achte Erdbewohner. Mit Blick auf die jüngsten Flüchtlingstragödien vor der italienischen Insel Lampedusa betonte Franziskus, niemand dürfe mehr gezwungen sein, sein Land aus Mangel an lebensnotwendigen Mitteln zu verlassen. In einer globalisierten Welt stünden Informationen über weltweite Not allen zur Verfügung. Aber Menschen und Staaten neigten zunehmend zu Gleichgültigkeit. Deshalb sei mehr denn je eine Erziehung zur Solidarität nötig.

Flüchtlinge aus Hungergebieten sollen nach dem Willen des Schweizer Ernährungsexperten Jean Ziegler (79) in Europa Asyl auf Zeit erhalten. Eine solche Rechtspraxis könnte weitere Flüchtlingstragödien im Mittelmeer verhindern, sagte Ziegler dem Evangelischen Pressedienst (epd) in Genf. "Es ist eine Schande. Wir werfen erbarmungslos hungernde Menschen ins Meer zurück, die nicht das Glück haben, in Europa geboren zu sein", sagte er. Ziegler ist Mitglied im beratenden Ausschuss des UN-Menschenrechtsrates in Genf und war UN-Sonderberichterstatter für das Recht auf Nahrung (2000-2008).

Ziegler: Es ist eine Schande

Der emeritierte Soziologieprofessor schlägt die Einführung von Kontingenten für Hungerflüchtlinge vor, die auf reiche Staaten verteilt werden sollen. Solange in einer Region Hunger herrsche, müsse eine Aufnahme ohne individuelles Asylverfahren möglich sein. Wenn sich die Lage in den jeweiligen Ländern entspannt habe, sollten die Aufnahmeländer die Hungerflüchtlinge wieder in ihre Heimat zurückschicken können. Ziegler plädierte dafür, Hunger als Asylgrund in die UN-Flüchtlingskonvention von 1951 aufzunehmen.