Studie: Jeder zweite Bundesbürger ist ein Sportmuffel

Foto: Getty Images/iStockphoto/Alessandro Zocchi
Studie: Jeder zweite Bundesbürger ist ein Sportmuffel
Bewegung ist für viele Menschen in Deutschland ein Fremdwort. Die meisten arbeiten im Sitzen und verbringen ihren Feierabend auf dem Sofa. Selbst im Urlaub liegt ein Großteil lieber am Strand und vermeidet sportliche Aktivitäten.

Mehr als die Hälfte der Bundesbürger bezeichnet sich als Sportmuffel oder Antisportler. Dies geht aus einer Studie der Techniker Krankenkasse hervor, die am Dienstag in Berlin vorgestellt wurde. Demnach machen 52 Prozent aller Befragten keinen oder nur sehr selten Sport. Vor allem im Osten Deutschlands wird der Studie zufolge wenig Sport getrieben. In Berlin, Brandenburg oder Mecklenburg-Vorpommern gehören bis zu 64 Prozent zu den Sportverweigerern. In Bayern oder Baden-Württemberg sind es dagegen zwischen 39 Prozent und 47 Prozent.

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Bewegung ist selten angesagt. Der Studie zufolge verbringt jeder Erwachsene im Durchschnitt sieben Stunden im Sitzen. Bei den Berufstätigen sitzt jeder Dritte sogar mehr als neun Stunden täglich. Der Studie zufolge kommen zwei Drittel der Beschäftigten nicht einmal mehr auf eine Stunde Bewegung am Tag.

In der Freizeit kaum Lust auf Bewegung

Auch nach Dienstschluss haben die Befragten nur wenig Lust auf Bewegung. 40 Prozent verbringen ihren Feierabend lieber auf dem Sofa. Obwohl die meisten Sitzarbeitsplätze Tätigkeiten am Bildschirm sind, wird auch nach der Arbeit im Durchschnitt mehr als drei Stunden vor dem Fernseher oder dem Computer gesessen. Selbst im Urlaub entspannen sich 60 Prozent der Befragten lieber am Strand oder am Badesee. Nur für 40 Prozent gehört intensive Bewegung zur Erholung dazu.

Die meisten Befragten verzichten auf mehr Bewegung im Alltag, da ihnen die Wege zu lang sind (53 Prozent) oder sie keine Zeit haben (46 Prozent). Ein Viertel kann sich aus gesundheitlichen Gründen oder wegen Übergewichts nicht häufiger bewegen. 23 Prozent fehlt der Studie zufolge die Motivation für mehr Sport.

Bedenkliche Entwicklung

Vor allem die 36- bis 45-Jährigen (73 Prozent) fahren lieber mit dem Auto, um von einem Ort zum anderen zu gelangen, als das Fahrrad zu benutzen oder zu Fuß zu gehen. Die Techniker Krankenkasse geht davon aus, dass diese Zielgruppe ihre Zeit zwischen Job und Familie besonders gut nutzen muss und daher glaubt, mit dem Auto Zeit zu sparen.

Der Vorstandsvorsitzende der Techniker Krankenkasse, Jens Baas, bezeichnete diese Entwicklung als sehr bedenklich. "Eine ganze Bevölkerungsgruppe scheint sich immer weiter von der Bewegung abzukoppeln", sagte er. Bewegung werde für immer mehr Menschen zum Fremdwort. Dabei hat die Hälfte der Befragten ein schlechtes Gewissen, weil sie sich zu wenig bewegen. Besonders unzufrieden sind Berufstätige, die viel Zeit im Sitzen verbringen. 87 Prozent wollen an ihrer derzeitigen Situation etwas ändern.

Betriebe und Politik sind in der Pflicht

Die meisten kritisieren jedoch, dass im Job-Alltag weder Sportpausen vorgesehen sind, noch in den Firmen Räume für Gymnastik zur Verfügung stehen oder Gesundheitskurse angeboten werden. Um das Wohlbefinden der Belegschaft zu steigern und Folgekrankheiten durch den Bewegungsmangel zu verhindern, sieht die Krankenkasse sowohl die Betriebe als auch die Politik in der Pflicht, den Mitarbeitern Alternativen anzubieten.

Für die repräsentative Studie hat das Meinungsforschungsinstitut Forsa im Auftrag der Techniker Krankenkasse mehr als 1.000 Menschen in Deutschland befragt. Die Kasse hat eigenen Angaben zufolge rund 6,1 Millionen Mitglieder.