Bürgermeister Scholz wünscht Juden "selbstverständlichen Alltag"

Bürgermeister Scholz wünscht Juden "selbstverständlichen Alltag"
Anlässlich des Gemeindetages des Zentralrats der Juden in Deutschland hat Hamburgs Bürgermeister Olaf Scholz die politische, wirtschaftliche und kulturelle Gestaltung der Hansestadt durch Hamburger Juden gewürdigt.

Gerade jetzt solle man sich "über die Selbstverständlichkeit freuen, mit der sich das jüdische Leben in all seinen Facetten als Teil der Gesellschaft darstellt", sagte Hamburgs Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) am Sonntag als Gastredner zum Abschluss des Gemeindetags.

Viele Hamburger mit jüdischen Wurzeln hätten die Stadt geprägt, sagte Scholz. Er nannte den Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy, den Bankier Salomon Heine, den Reeder Albert Ballin, den früheren Ersten Bürgermeister Herbert Weichmann und den Publizisten Ralph Giordano. Scholz wünschte den jüdischen Gemeinden einen "unspektakulär selbstverständlichen Alltag". Zugleich räumte er ein, dass dieser Wunsch nicht erfüllt sei, "solange die Synagogen hierzulande Polizeischutz und Videokameras brauchen".

Hamburg wache darüber, dass sich seine Bürger "im Geist von Freiheit und friedlichem Zusammenleben in gegenseitiger Achtung so entwickeln, wie es ihnen entspricht", sagte Scholz. Mit Blick auf die Kundgebung gegen Neonazis am Samstag bezeichnete Scholz das "Aufstehen gegen den rechtsextremen Ungeist" als eine "Frage des Anstands".

Ganz Deutschland als Faschisten-freie Zone

Beim nicht öffentlichen Gemeindetag in Hamburg diskutierten rund 240 Teilnehmer aktuelle Themen, darunter den Konflikt zwischen Israel und dem Iran. Der Präsident des Russian Jewish Congress, Yuri Kanner, berichtete über die Situation der jüdischen Gemeinschaft in Russland. Das Treffen  hatte bereits am Freitag mit Stadtrundgängen und dem Besuch des jüdischen Friedhofs in Hamburg begonnen. Am Schabbat (Samstag) Landesrabbiner leitete Shlomo Bistritzky den Gottesdienst in der Synagoge "Hohe Weide" in Hamburg-Eimsbüttel.

Dieter Graumann, Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, nahm am Samstag an der Kundgebung "Hamburg bekennt Farbe" auf dem Rathausmarkt teil und hielt spontan eine Rede. Er hoffe, dass das Engagement der Hamburger Bürger gegen Neonazis und Rechtsextremismus auch auf andere Städte abfärbe, sagte er. Mit Blick auf den Gemeindetag fügte Graumann hinzu: "Wir haben uns nicht verscheuchen lassen." Der Faschismus gehöre auf den Müllhaufen der Geschichte. "Ganz Deutschland muss eine Faschisten-freie Zone werden", so der Zentralratspräsident.