Damit es mit den Neujahrsvorsätzen klappt

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Während der Silvesterparty werden die ersten Vorsätze für das neue Jahr gefasst. Doch der Wille allein reicht selten. Tipps für erfolgreiche Vorsätze gibt ein Psychologe.
Tipps für erfolgreiche Vorsätze
Damit es mit den Neujahrsvorsätzen klappt
Zwischen Fitnessplänen, Digital Detox und mehr Gelassenheit - im Januar haben gute Vorsätze Hochkonjunktur. Doch der Wille allein reicht selten. Der Psychologe und Psychotherapeut Jörg Berger aus Heidelberg erklärt, warum Disziplin oft der falsche Ansatz ist, wie echte Motivation entsteht und warum Rückschläge dazugehören.

epd: Herr Berger, Studien zeigen, dass rund 80 Prozent der Neujahrsvorsätze bis Ende Januar wieder fallen. Welche psychologischen Fallen lauern da am häufigsten?

Jörg Berger: Wenn der Vorsatz nur aus Vernunft kommt, geht uns schnell die Motivation aus. Am schwierigsten sind Vorsätze der Wiedergutmachung - also nach dem Motto: "Ich habe das im letzten Jahr schleifen lassen, jetzt will ich umso mehr." Fast ebenso problematisch sind Ziele, die auf reine Selbstdisziplin setzen. Erfolgversprechend sind dagegen Vorsätze, die aus echter Motivation entstehen.

Wie unterscheidet man echte, machbare Vorsätze von bloßen Luftschlössern? Gibt es eine psychologische Faustregel für Menschen, die etwa mehr Sport treiben oder weniger Stress wollen?

Berger: Wichtig ist, dass ein Vorsatz schon in seiner Umsetzung befriedigend ist - nicht erst, wenn das Ziel erreicht ist. Nur wenige Menschen halten dauerhaft etwas Lästiges durch. Sport sollte also so gestaltet sein, dass er nach etwas Überwindung Spaß macht. Dabei sind kleine Tricks erlaubt: Viele Läufer etwa teilen ihre Strecke über das Smartphone mit anderen - das steigert die Motivation.

"Wenn man sich sicher ist, dass man den Vorsatz durchhält, kann etwas Öffentlichkeit durchaus anspornen"

Neujahrsvorsätze werden oft öffentlich gemacht - in sozialen Medien oder im Freundeskreis. Wirkt dieser Druck eher motivierend oder kontraproduktiv?

Berger: Wenn man sich sicher ist, dass man den Vorsatz durchhält, kann etwas Öffentlichkeit durchaus anspornen. Doch scheitert man sichtbar, ist das entmutigend - und untergräbt künftig das eigene Vertrauen in sich selbst.

Welche drei Fragen sollte man sich stellen, bevor man einen Vorsatz fasst?

Berger: Erstens: Brauche ich das wirklich oder entspricht es nur einer Erwartung - meiner eigenen oder der anderer? Zweitens: Kommt meine Motivation aus meinem Innersten, führt mich der Vorsatz wirklich in ein schöneres Leben? Drittens: Wie kann ich ihn so gestalten, dass mich schon seine Umsetzung zufriedenstellt?

Und wenn der erste Ausrutscher kommt - wie bleibt man dran?

Berger: Jeder gute Vorsatz stößt auf Hindernisse. Wenn wir den Rückschlag einplanen, verlieren wir weniger leicht den Mut. Wichtig ist, daraus zu lernen: Wie kann ich einem Hindernis begegnen, damit es mich nicht wieder stoppt? So bleibt man flexibel - und findet zurück auf den eigenen Weg.