Weckmann, Stutenkerl, Hefekerl, Martinsmännchen, Klausenmann oder Dambedei… Wie sagt man bei euch zu diesem hübschen Kerlchen hier? Und vor allem WANN isst man ihn bei euch?
Wie ihr den Namen schon entnehmen könnt, gibt es da nämlich durchaus unterschiedliche Traditionen…
Ich komme ursprünglich aus dem sonnigen Baden und hier gibt’s den Dambedei – anders kann ich ihn gewohnheitsgemäß leider nicht nennen – immer zu St. Martin. Den bekommen die Kindergartenkinder immer nach dem Laternelaufen zusammen mit einem Kinderpunsch. Und auch in all den Jahren hat es sich zumindest in meiner Familie nicht geändert, dass die Mütter die Rosinen bekommen und die Kinder den leckeren Hefemann verputzen.
Erst im Rahmen meiner Tätigkeit hier habe ich gelernt, dass das Männchen ursprünglich nicht den Bischof St. Martin, sondern den Bischof Nikolaus von Myra darstellen soll und es ihn demnach in vielen Teilen Deutschlands auch nicht schon zu St. Martin, sondern eben erst zu Nikolaus gibt! #mindblow Früher trug der Weckmann deshalb auch noch seinen Bischofsstab in der Hand.
Aber wenn nicht zum Laternelaufen, wann und warum wurde der Klausenmann dann verteilt? Im Mittelalter war es so, dass, wer nicht an der Messe teilnehmen konnte, weil er krank war oder Büßer (die durften erst nach Ableisten ihrer Bußwerke – also ihrer Strafe – wieder in die Kirche), als Ersatz oder Trost eine Hefeteigfigur bekommen hat.
Und warum vielen ein Bischofsstab bei Weckmännern absolut nichts sagt, liegt wahrscheinlich an einem anderen Martin, den wir auch schon kennen: Martin Luther. Denn während der Reformation wurden viele christliche Bräuche verweltlicht und aus dem Bischofsstab des Hefekerls wurde eine Tonpfeife. Aber weil Rauchen schädlich ist und man Kinder ja auch nicht dazu verführen wollte, kam vor noch gar nicht allzu langer Zeit die Diskussion darum auf, doch bitte auf die Pfeife zu verzichten. Aber auch aus Umweltsicht macht so eine Tonpfeife, die nach dem Verzehr nur herumliegt oder weggeworfen wird, wenig Sinn, weshalb heutzutage kaum ein Stutenkerl mehr eine Pfeife im Arm hält.
Bleibt nur noch die Frage, warum es in vielen Regionen schon zum Martinstag Martinsmännchen gibt. Naja, wohl einfach darum, weil dieses süße Hefemännchen einfach viel zu gut schmeckt als dass man es nur zu Nikolaus essen wollte! Daher sollen wohl vor allem im Rheinland die Bäcker des 18. Jahrhunderts bereits im November diese beliebten Leckerbissen angeboten haben. Und daraus entstand dann der Brauch, die Dambedei eben schon zu St. Martin zu verteilen.
Aber jetzt genug Geschichtswissen und endlich das Rezept für die süßen Leckerbissen! Ich hab das Rezept von meiner Schwiegeroma Inge, die einfach den besten, fluffigsten, leckersten Hefeteig hinbekommen hat.
Für 6 Dambedei:
500 g Weizenmehl Type 550 oder 405
1 Würfel Hefe
150 g Zucker
(an dieser Stelle habe ich das Rezept von Mutti, wie sie liebevoll genannt wurde, leicht verändert, weil ich es gerne süßer mag. Ihr könnt hier zwischen 80 – 120 g Zucker benutzen für weniger bis mittel süß oder aber wie ich 150 g bei einer sehr süßen Seite)
1 Päckchen Vanillezucker
200 ml Milch
1 gute Prise Salz
1 Ei
100 g Butter oder Margarine
(Butter gibt natürlich nochmal extra leckeres Aroma)
1 Eigelb
Schuss Milch
Rosinen oder Schokotropfen
Zubereitung:
1. Das Mehl in eine Schüssel geben, ganz Fleißige sieben das Mehl hinein. In eine Mulde die Hefe bröckeln und mit etwas Zucker und einem Schuss der Milch bedecken. Das Ganze für 15 Minuten stehen lassen, damit die Hefe bereits etwas gehen kann.
2. Den restlichen Zucker, Vanillezucker, Milch, das Ei und die Prise Salz hinzugeben und einige Minuten mit der Küchenmaschine, dem Knethaken des Handrührgeräts oder mit reiner Frauenskraft den Teig kneten. Anschließend die Butter hinzugeben und den Teig für mindestens 10 Minuten auf niedriger Stufe kneten, bis er sich vom Schüsselrand löst.
3. Den Teig mit einem Küchentuch oder einem Deckel abdecken und für mindestens 1 Stunde an einem warmen Ort oder über Nacht im Kühlschrank gehen lassen. Falls er im Kühlschrank war, sollte sich der Teig noch einmal eine Stunde bei Zimmertemperatur aufwärmen dürfen, bevor er weiterverarbeitet wird.
4. Den Teig in sechs gleich große Portionen teilen und diese zu Ovalen formen. Den Kopf formen, Kopf und Körper leicht flach drücken bzw. ausrollen. Mit einer Teigkarte oder einem Messer die Arme und Beine einschneiden. Die Männchen mit genügend Abstand auf zwei mit Backpapier belegte Backbleche verteilen und noch einmal 20 – 30 Minuten gehen lassen.
5. Eigelb mit etwas Milch verquirlen und die Männchen damit bestreichen. Mit Rosinen oder Schokotropfen Augen und Mantelknöpfe dekorieren. Falls ihr Rosinen verwendet, weicht die vorher in Wasser – oder wenn ihr möchtet – Rum ein, damit sie nicht verbrennen. Im vorgeheizten Backofen bei 160 Grad Umluft ca. 15 – 20 Minuten backen, bis sie goldbraun sind.
Tipp: Die Dambedei direkt nach dem Backen noch einmal mit etwas Milch bestreichen, so bekommen sie einen schönen Glanz.
Okay, ich gebe zu, wer meine Dambedei sieht, der denkt sich vielleicht: Oh nee, diese Gruselgesichter hätten viel besser zu Halloween gepasst – die mach ich bestimmt nicht nach so aufgeplatzt wie die sind. Aber ich kann euch versichern, dass das wirklich nur an mir liegt und nicht am Rezept. Hefeteig und ich sind einfach keine Freunde. Er will mir einfach nie so ganz gelingen. Ich habe wirklich schon alles versucht. Das lässt mich verzweifeln.
Meine Schwiegeroma, meine Schwiegermutter und einfach alle in der Familie backen mit diesem Teig super fluffiges, wunderbares Hefegebäck! Sogar mein Mann, der mit Backen so gar nichts am Hut hat, hat den Teig extra noch einmal ausprobiert, um sicherzugehen, dass es wirklich nur an mir und nicht am Rezept liegt. Und natürlich wurde der perfekt… Traut euch also ruhig daran und teilt eure Ergebnisse und Erfahrungen mit mir. Denn ums Teilen geht es beim Dambedei ja auch.
Geht gesegnet und gesättigt in diesen Tag.



