Der Punk der Nordkirche ist tot

Portrait von Matthias Isecke-Vogelsang
epd-bild/Olaf Malzahn
Erst am vergangenen Wochenende war Matthias Isecke-Vogelsang von der Landessynode (Kirchenparlament) erneut in die Kirchenleitung gewählt worden.
Trauer um Isecke-Vogelsang
Der Punk der Nordkirche ist tot
Mit seinen bunten Haaren war Matthias Isecke-Vogelsang der Paradiesvogel der evangelischen Nordkirche. Jetzt ist der ehemalige Schulleiter im Alter von 73 Jahren gestorben.

Der evangelische Kirchenparlamentarier Matthias Isecke-Vogelsang ist tot. Der 73-Jährige verstarb nach langer Krankheit, wie die Nordkirche dem Evangelischen Pressedienst (epd) bestätigte. Wegen seines unangepassten Auftretens galt der einstige Schulleiter als Punk der Nordkirche. Erst am vergangenen Wochenende war er von der Landessynode (Kirchenparlament) erneut in die Kirchenleitung gewählt worden. Mit seiner Frau Annegret Vogelsang hatte er drei erwachsene Kinder.

Matthias Isecke-Vogelsang war in der Nordkirche buchstäblich ein bunter Vogel. Mit grün-blauem Irokesen-Schnitt, Nieten-Armband und zerrissenen Jeans hob er sich deutlich von den üblichen Kirchenparlamentariern ab. Punk und Christentum passten für den ehemaligen Schulleiter aus dem ostholsteinischen Süsel gut zusammen. "Zu den 99 Namen Gottes gehört als 100. 'Punk' dazu", sagte er vor einigen Jahren in einem Interview mit dem epd.

"Mit tiefem Respekt und großer Dankbarkeit denke ich an Matthias Isecke-Vogelsang, sein langjähriges Wirken für unsere Kirche und erbitte für ihn und seine Familie Gottes Nähe und seinen Segen", sagte Landesbischöfin Kristina Kühnbaum-Schmidt. Isecke-Vogelsang habe die Nordkirche "mit Weitsicht, Herzenswärme und treuem Dienst begleitet". Er habe sich mit seinem verlässlichen Engagement in der Kirchenleitung und in Ausschlüssen dafür eingesetzt, dass die Nordkirche in Vielfalt gestaltet wird. "Wir verlieren mit Matthias Isecke-Vogelsang eine Persönlichkeit, deren kluge, aufmerksame, liebevolle und visionäre Art unser kirchliches Leben nachhaltig bereichert hat."

Vom Hippie zum Punk

Isecke-Vogelsang wuchs in einem Arbeiterviertel in Essen auf. Mit 20 Jahren wurde er Hippie und entdeckte einige Jahre später den Punk für sich. Es sei die Chance gewesen aufzufallen, sagte Isecke-Vogelsang. "An Hippies hatten sich viele gewöhnt." Auch im Generationenkonflikt mit seinen Eltern sah er den Punk als Möglichkeit, "noch mal eine Schippe drauf zu legen". Da er selbst eigenen Aussagen zufolge ein schwieriges Kind war, setzte er sich als Pädagoge und Schulleiter besonders für problematische Schüler ein.

Seine Kindheit und Jugend waren christlich geprägt. In seinem Pädagogik-Studium wählte er Religion als Zusatzfach. Sein Interesse am Religionsunterricht hielt auch als Lehrer und Schulleiter an. Er rief Schulgottesdienste ins Leben und organisierte Fortbildungen für Religionslehrkräfte. Viele Jahre engagierte er sich ehrenamtlich in der Kirche, organisierte Strand- und Motorradgottesdienste.

Seit 2015 war er Mitglied der Landessynode der Nordkirche und stand mit seiner Arbeit für Freiheit und Toleranz. Besonders setzte er sich für die Themen Inklusion, Barrierefreiheit, Geschlechtergerechtigkeit und Geschlechtervielfalt ein. Er wünschte sich eine politische Kirche. Sie habe den klaren Auftrag, zu sagen, was in der Gesellschaft falsch laufe, fand er.